Interkulturelle Kompetenzen

Globale Suche nach neuen Mitarbeitern

19.03.2012 von Ina Hönicke
Unternehmen rekrutieren verstärkt international - weil ihnen die Mitarbeiter im Allgemeinen und solche mit interkulturellen Kompetenzen im Besonderen fehlen. Das bestätigt der "HR-Report 2011".

Über 400 Führungskräfte hat das Institut für Beschäftigung und Employability (IBE) im Auftrag des Personaldienstleisters Hays für den HR-Report 2011 befragt, um herauszufinden, wie Unternehmen auf Globalisierung und demografischen Wandel reagieren. Ein Ergebnis: Mehr Firmen suchen weltweit nach Mitarbeitern, weil sie für ihr Geschäft verstärkt interkulturelle Kompetenzen benötigen. "Diversity-Management" ist mittlerweile für jeden vierten Befragten ein wichtiger Beweggrund, international Personal zu rekrutieren. Zum Vergleich: Vor vier Jahren gaben nur 16 Prozent der Befragten dieses Motiv an.

Diversity-Management als Bereicherung

Die Welt als ein großes Dorf: Diversity Management ist inzwischen in der IT ein Thema.
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Interessant findet Frank Schabel von Hays, dass kulturelle Unterschiede im Gegensatz zu 2008 heute offenbar kein so großes Problem mehr darstellen. Dies zeige, dass Unternehmen mit der internationalen Rekrutierung heute souveräner und professioneller umgingen. Allerdings würden sie dabei deutlich mehr auf die Kosten achten. Zwei Drittel der Unternehmen hätten erkannt, wie wichtig die Integration der ausländischen Kollegen ist. Die IT-Branche hat hier eine Vorreiterrolle übernommen, sagt Schabel: "Diversity-Management, also die Vielfalt aus Alt und Jung, aus unterschiedlichen Kulturen und auch Unternehmenskulturen wird als Bereicherung gesehen." Diese Erkenntnis hat seiner Meinung nach auf andere Branchen abgefärbt.

Integration der ausländischen Kollegen

Anna Beeger, die bei Hays mit Kunden und Kandidaten aus dem Ausland zu tun hat und für die internationale Rekrutierung zuständig ist, kann die Vorreiterrolle der IT nur bestätigen. Nicht nur die Personalstrukturen in IT-Unternehmen würden immer internationaler, auch das virtuelle Arbeiten rund um den Globus sei auf dem Vormarsch.

"In deutschen Konzernen ist die Integration von ausländischen Kollegen mittlerweile gang und gäbe", sagt Stephan Pfisterer vom Branchenverband Bitkom. In einer Reihe von Unternehmen kümmerten sich spezielle Abteilungen oder HR-Fachleute um die Rekrutierung und Integration der ausländischen Kollegen. Im Gegensatz zu früher seien Mitarbeiter aus anderen Ländern auch für mittelständische Betriebe ein Thema geworden.

Langes Warten auf die Arbeitserlaubnis

Für die indische Softwarespezialistin Sharmistha Halder ist die Zusammenarbeit mit Kollegen aus aller Welt Alltag - auch wenn der Einstieg bei der deutschen Firma für sie nicht unproblematisch war. Nach ihrer Heirat ging Halder aus familiären Gründen zunächst nach Frankreich und dann nach Deutschland: "Da ich für Deutschland keine Arbeitserlaubnis hatte, musste ich zwei Jahre lang auf einen Job warten." Erst nach Erhalt der Arbeitserlaubnis konnte die indische IT-Fachfrau ihren jetzigen Beruf als Qualitäts-Managerin in einer Hamburger IT-Firma ausüben. Zwar hat Halder mit der deutschen Sprache noch Probleme, was sie aber nicht als großes Handicap empfindet: "Alle Kollegen beherrschen bei uns Englisch." Sie arbeitet mit Mitarbeitern aus England, Südafrika und den USA zusammen. IT-Experten aus anderen Ländern kann sie nur empfehlen, in Deutschland anzuheuern, denn die Unternehmenskultur gefalle ihr, die Zusammenarbeit mit den Kollegen funktioniere ebenso tadellos wie die Technik.

Firmen sehen in China auch einen Personalmarkt

Neben Indien ist auch China zum Zielland für deutsche Recruiter geworden. Begründung: Immer mehr deutsche Unternehmen haben die Wirtschaftsmacht als Absatzmarkt entdeckt. Hierfür sei es wichtig, chinesische Akteure auch in Deutschland zu haben. An Bedeutung als Arbeitsmärkte verlieren laut HR Report dagegen die osteuropäischen Länder, Großbritannien, Frankreich und Nordamerika. (hk)

Inter
Virtuelle Teams: Beziehungspflege
Von Projekt Beginn an sollten intensive "Kennenlern-Komponenten" eingeplant werden. Teammitglieder müssen die Möglichkeit erhalten, emotionale Verbindungen zu den Kollegen herzustellen. Es ist wichtig, dass Mitglieder für das geschätzt werden, was sie sind und nicht für das, was sie tun. Idealerweise geschieht das über ein Face-to-face Kick-off-Meeting. Falls das nicht möglich ist, wäre eine virtuelle Vorstellungsrunde etwa in Wikis oder per Videokonferenz angebracht. Dabei könnten Mitglieder beispielsweise ihre Interessen, Ziele und Visionen sowie persönliche Bilder untereinander austauschen.
Interkulturelle und virtuelle Teams führen
Fünf Tipps von der Expertin Carolin Schäfer, damit internationale Projektarbeit in virtuellen Teams zum Erfolg wird.
Virtuelle Teams: Klare Ziele
Es zahlt sich aus, zu Anfang genügend Zeit in die Klarstellung des Teamzwecks, der Rollenverteilung im Team und den Verantwortlichkeiten zu investieren. Aufgrund der Distanz bestehen schon ausreichend Unsicherheiten, die nicht noch zusätzlich mit Verwirrung und Ungewissheit angereichert werden sollten. Klare Ziele und Aufgaben, einschließlich der Festlegung von wem, bis wann und in welcher Art diese zu erfüllen sind, schaffen Fokus und Klarheit für alle Teammitglieder.
Virtuelle Teams: Berechenbarkeit
Unmodern, aber nicht wegzudenken: Ein klarer Ablauf und Berechenbarkeit der Teammitglieder sind kritische Erfolgsfaktoren für virtuelle Teams. Ungewissheit erzeugt Zweifel, Angst und Rückzug. Das Resultat ist ein demotiviertes und unproduktives Team. Der Nutzen von einheitlichen Team Tools, Vorlagen, definierte Prozesse oder festgelegte Kommunikationszeiten tragen zu einem klaren Ablauf und somit zu Berechenbarkeit bei. Teamleiter sollten leicht erreichbar sein sowie den Dreh- und Angelpunkt im Team darstellen.
Virtuelle Teams: Ablaufvereinbarungen
Operationale Ablaufvereinbarungen legen Methodik und Prozesse der Teamarbeit fest und sollten zu Beginn des Projektes gemeinsam definiert werden. Ablaufvereinbarungen bedarf es in der Regel für Planungsprozesse, Entscheidungsfindung, Kommunikation und Koordination. Während virtueller Team-Meetings sollte der Teamleiter sich immer wieder Zeit nehmen zu prüfen, ob und wie gut die Ablaufvereinbarungen gelebt werden.
Virtuelle Teams: Aufmerksamkeit
Was bei Face-to-face-Teams selbstverständlich ist und in Kaffeeecken oder auf dem Flur vor dem Meeting informell passiert, sollten Manager von virtuellen Teams explizit einplanen, nämlich dass sie einzelne Teammitglieder auch außerhalb des offiziellen Meetings treffen. Jedes Mitglied sollte die Möglichkeit bekommen, mit dem Leiter persönliche Erfolge, Herausforderungen, Bedürfnisse und Wünsche zu besprechen. Die Distanz und die Technologien wecken leicht den Eindruck, dass Teammitglieder abstrakt und "ohne Gesicht" sind. Persönliche Aufmerksamkeit schafft Vertrauen, kostet wenig und bietet einen enormen Vorteil für jeden einzelnen im Team und letztlich für die gesamte Teamleistung.