Workshop: Tipps und Tools für den SAP-Einsatz

Geht nicht gibt's nicht

12.06.2003 von von Henrik
Viele Unternehmen haben nicht auf spezielle Mittelstandslösungen gewartet, sondern R/3 eingeführt. Oft aber tauchen dabei im Alltag Probleme auf, an die zunächst niemand gedacht hat. Drei Lösungsansätze.

EINES DER GRÖSSTEN Probleme bei jeder Softwareeinführung ist die fehlende Akzeptanz der Benutzer. Viele SAP-Anwender tun sich schwer mit einer Benutzeroberfläche, die etliche nicht benutzte Funktionen enthält. Häufig kommt deshalb aus den Fachabteilungen Materialwirtschaft, Vertrieb oder Buchhaltung die Meldung, die SAP-Masken verzögerten und komplizierten die Datenerfassung. Doch das liegt oft daran, dass die User das Erscheinungsbild einer bestimmten - „ihrer“ - Anwendung gewohnt sind und sich mit der SAPOptik schwer tun.DurchdenEinsatz von kundenspezifischen Bildschirmoberflächen ließen sich hier die Kosten für arbeitsplatzbezogene Schulungen senken.

Masken anpassen

Um die Bildschirmmasken kundenspezifisch zu gestalten, steht im SAP-Standard das Werkzeug GuiXT zur Verfügung. Mit dem zusätzlichen Designer von Synactive (Preis: 2500 Euro je Entwicklungsplatz) lassen sich sogar per Drag-&-Drop-Funktion die Oberflächen neu gestalten. GuiXT ist vollständig releasefähig. Wenn in einem neuen SAP-Release die Eingabefelder einer Standardbildschirmoberfläche anders angeordnet sein sollten als zuvor, lassen sie sich mit geringem Aufwand den Feldern der GuiXT-Masken zuordnen.

In einigen Branchen, etwa im Großund Einzelhandel, wird im Vertrieb zwischen dem Verkauf von Einzelartikeln und bestimmten Artikel-Kombinationen - so genannten Set-Artikeln - unterschieden. Im Regelfall möchten solche Unternehmen detaillierte Informationen über Bestände oder Verkaufserfolge erhalten. Mit einem „Standardablauf“ ist dies in SAP R/3 nicht zu bewerkstelligen, wie der folgende Fall zeigt:

Set-Artikel definieren

 In einem Unternehmen wurden mehrere Artikel, die eine eigene Artikelnummer besaßen und auch alleine verkauft wurden, als Set-Artikel vertrieben. Die Set-Artikel waren im R/3-Vertriebsmodul SD in Alternativstücklisten definiert. Bei der Fakturierung stand in der Ergebnisrechnung jeder Artikel einzeln als Position - nicht jedoch die Artikelnummer des Set-Artikels. Die Herstellkostenschichtung für den Set-Artikel wurde nicht ausgewiesen, stattdessen die niedrigeren Herstellkosten der einzelnen Artikel.

Die Lösung: Jeder Datensatz „Set- Artikel“brauchte einKennzeichen „Set- Artikel ja“. Das ließ sich leicht über die Abfrage einer eigenen SD-Auftragsart erledigen. Jeder Datensatz musste eine zweite Artikelnummer bekommen (die erste kannman nicht überschreiben wegen des Verbots der Inkonsistenz).Diese erhielt über die SD-Alternativstückliste dieNummer des Set-Artikels. DieLösung wurde über eineprogrammierbare Standardschnittstelle (Exit) in der Ergebnisrechnung abgebildet. Im Berichtswesen kann nun nach folgenden Fragestellungen berichtet und gesteuert werden: Welche Einzelartikel wurden verkauft?Welche Set-Artikel?Wie viele Stücke von Artikel X wurden verkauft, und wie viele davon in Set-Artikeln? Eine weitere Anforderung ist es, große Mengen an Stammdaten zu erfassen oder zu ändern. Etwa dann, wenn ein umfangreicher Materialstamm neu angelegt wird, oder bei einer Änderung der Kostenstellenstruktur. In solchen Fällen stellt sich die Frage: Wie lassen sich diese Aufgaben einfach und sicher verwirklichen - möglichst ohne Programmierer? Hierfür stehen die SAPWerkzeuge Computer Aided Testtool (Catt) und Legacy System Migration Workbench (LSMW) zur Verfügung. Catt wurde ursprünglich für Testumgebungen entwickelt, kann aber auch zur wiederkehrenden Erfassung von Mengendaten genutzt werden, ohne jedoch eine Programmierlogik bereitzustellen. Mit geringemAufwand an Schulung wird der Endanwender in die Lage versetzt, beliebige Erfassungsdialoge für die Catt-Dateneinspielung aufzuzeichnen und anschließend uneingeschränkt oft einzusetzen.

Massendatenerfassung

LSMW dient eigentlich zur Unterstützung von Datenmigrationen. Auch dieses Werkzeug lässt sich zur wiederkehrenden Erfassung von Mengendaten nutzen. Mit zwei wesentlichen Vorteilen gegenüber Catt: Eingespielte Daten können nicht versehentlichmehrfach erfasst werden. Und dem Endanwender steht eine einfache Programmiermöglichkeit zur Verfügung, umdie einzuspielenden Daten nach Programmlogik zu verändern. (uk) p *HenrikGreinke ist Senior Project Manager bei Plaut in Hamburg.

*Henrik Greinke ist Senior Project Manager bei Plaut in Hamburg.