Wohlstand als Grund für fehlende Digitalisierung

Geht es unseren KMUs zu gut?

Kommentar  von David Lauchenauer
Anstatt in die Digitalisierung zu investieren, ruht sich der Mittelstand auf den Erfolgen der Vergangenheit aus. Es droht ein digitaler Dornröschenschlaf.

Trotz globalen Risiken wie dem Brexit oder der Konjunkturflaute in China - kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland geht es gut. Das zeigt auch der aktuelle Mittelstandsbarometer von Ernst & Young (PDF): Der Umfrage zufolge sind von rund 1.500 Unternehmen fast zwei Drittel mit ihrer Geschäftslage uneingeschränkt zufrieden. Das ist seit Beginn der Messung der höchste Wert. Nur drei Prozent beklagen eine eher schlechte Geschäftsentwicklung.

KMUs müssen aus dem Dornröschenschlaf aufwachen.
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Eigentlich die ideale Voraussetzung, weiter zu wachsen. Doch für viele bedeutet das oft nur die Erhöhung der Mitarbeiterzahl. Der Invest in die Digitalisierung kommt immer noch zu kurz. Gerade kleine Unternehmen sind zu zaghaft und von denen, die mutig sind, hat laut KfW-Umfrage nur jede vierte Firma ein Digitalisierungsprojekt abgeschlossen. Es scheint, als ob der Erfolg und die gute Laune eher die digitale Müdigkeit als digitale Innovationen vorantreiben. Aber warum ist das so und wie lässt sich das Thema anpacken?

Digitalisierung - eine Typ-Frage?

Ob im Fernsehen, in der Presse oder auf Messen - Digitalisierung ist seit Jahren ein heiß diskutiertes Thema. Trotz der starken Verbreitung lassen sich einige Entscheider davon nicht beeindrucken. Auch die oft zitierten Vorteile wie Kostenersparnis, höhere Geschwindigkeit der Geschäftsprozesse, Gewinnsteigerung oder neue Mehrwerte für Kunden oder Mitarbeiter aktivieren nicht zum Handeln. Oft liegt das an einem bestimmten Management-Typen:

Digitalisierung - eine politische Frage?

Das Investment der kleinen und mittelständischen Firmen braucht es auf der einen Seite. Auf der anderen sind auch der Staat und die einzelnen Kommunen gefragt. Sie müssen das neue Grundbedürfnis nach schnellem Internet bedienen. Mehr noch: Eine ausreichende Bandbreite sollte wie Strom und Wasser Standard sein, keine Besonderheit.

Doch selbst in den Ballungsräumen, die sich als globale Wirtschafts- und Handelszentren bezeichnen, gehört das noch nicht zum Alltag - von ländlichen Gebieten ganz zu schweigen. Digitalmüdigkeit ist also nicht nur eine Frage des Typs, es ist auch eine Frage der Vorbilder. Wenn selbst Spitzenpolitiker das Internet noch als Neuland begreifen, wie können dann KMUs Vorreiter sein.

Digitalisierung - was tun?

Doch allein auf die Politik zu warten, kann auch nicht die Lösung sein. Im Gegenteil: Kleine und mittelständische Unternehmen müssen selbst aktiv werden und sich ihren individuellen Herausforderungen stellen. Dabei helfen diese Tipps:

Aufwachen: Mehr Mut im Mittelstand

Eins steht fest: Nur die Digitalisierung sichert Deutschland auch in Zukunft den Wohlstand. Aus dem Grund muss das Thema von beiden Seiten angegangen werden. Zum einen vom Staat, der die nötige Infrastruktur bereitstellen muss - und das nicht nur für die ansässigen Unternehmen, sondern auch für Firmen aus dem Ausland, die neue Arbeitsplätze und innovative Produkte schaffen. Gelingt das nicht, wird Deutschland sowohl für ansässige KMUs uninteressanter als auch für internationale Investoren.

Zum anderen von den Unternehmen selbst, die sich nicht mehr auf den Wohlstand der letzten Jahre verlassen sollten. Um aus dieser erfolgsverwöhnten Digitalmüdigkeit zu erwachen, brauchen Firmen mehr Mut und den Willen, sich kontinuierlich digital zu wandeln. Andernfalls wird der Dornröschenschlaf im Mittelstand zum Albtraum, aus dem dieser nicht so schnell aufwacht.