Umgang mit Providern

Gartner-Tipps für die Outsourcing-Strategie

19.02.2013 von Bettina Dobe
Die Analysten haben untersucht, wie sich Social Media, Mobile und Cloud annähern. Was Sourcing Manager beachten sollten, wenn sie ihre Strategie ausrichten.

Das neue Geschäftsjahr bringt auch für Sourcing Manager wieder die Frage, welche Sourcing Optionen sie wahrnehmen, welche Liefermodelle und welchen Anbieter sie bevorzugen sollen. Darüber hat sich auch Frank Ridder, Analyst beim IT-Research- und Beratungsunternehmen Gartner, Gedanken gemacht. Und hat natürlich ein paar Vorschläge parat, wie Manager mit der Annäherung von Social, Mobile und Cloud umgehen müssen, wenn sie ihre Sourcing-Strategie für 2013 festlegen.

Was wir aus 2012 lernen konnten

Gartner-Analyst Frank Ridder rät, Social, Mobile und Cloud nicht getrennt voneinander zu betrachten.
Foto: Gartner

Gartner hat analysiert, welche Trends sich 2012 abgezeichnet haben. Und das waren erst mal gute Nachrichten für Sourcing Manager: Weil die Margen schrumpften, sind Anbieter gezwungenermaßen schneller, standardisierter und besser vernetzt als vorher. Die zunehmende Consumerization zwang die IT dazu, eine flexiblere Architektur und bessere Services anzubieten. Laut Gartner berichten Service Anbieter zunehmend davon, dass Kunden Interesse an Bring Your Own Device (BYOD) Service Modellen hätten.

Das sollten Sourcing Manager daher beachten: Sie müssen neue Vertragsmodelle ausarbeiten. Und für die Anbieterseite gilt: Sie müssen sich verstärkt auf ihre neue Aufgabe konzentrieren, nämlich für möglichst viele Mobile-Endgeräte-Modelle einen Komplettservice anzubieten. Auch das Hybrid IT Service Modell, also ein Mix aus konventioneller IT und Cloud Service, ist 2012 groß in Mode gekommen.

Risiken im Offshoring
Über die Risiken des Offshoring in der Softwareentwicklung wurde viel geschrieben. Manches ist überzeichnet, vieles hingegen Realität. Stephan Koch, Senior Project Manager Offshore bei der Deutschen Leasing AG, hat folgende sieben Problemfelder identifiziert.
1. Projekt-Management
2. Unterschied in Kultur und Mentalität
3. Kommunikation
4. Politische Stabilität und geografischer Rahmen
5. Rechtlicher Rahmen
6. Zeitunterschied
7. IT-Infrastruktur und IT-Sicherheit
8. Versteckte Kosten
Risiken bergen aber auch folgende Aspekte:
der Auslagerungsprozess
Risiken bergen aber auch folgende Aspekte:
die Zusammenstellung eines internen Teams
Risiken bergen aber auch folgende Aspekte:
die Auswahl des Offshoring-Anbieters

Was 2013 auf Sourcing Manager zukommt

Outsourcing wird sich verändern, das ist klar. Die Cloud kommt immer mehr zum Einsatz - Sourcing Manager sollten daher umdenken. Vertragspartner müssen anders gebunden werden als bisher, die alten Verträge funktionieren nicht mehr. Gartner-Analyst Ridder rät: "Überdenken Sie Ihre Sourcing Strategie noch häufiger als bisher." Und denken Sie daran: Die Cloud hat großes Potenzial, wenn es um Informationslieferungen und Service Integration geht. Top-Entscheider können das nutzen.

BYOD erfordert neue Service Provider

Auch die Mobile Strategie hat sich rapide geändert. Dank ByoD und einer noch nie dagewesener Mobile Application Möglichkeiten haben sich auch die Ansprüche der IT-Nutzer geändert. Sie wollen mehr, schnelleren und besseren Service. "Vor allem die jüngeren Nutzer fordern produktivere Anwendungen auf ihren mobilen Geräten", schreibt Ridder in seinem Bericht. Für IT-Abteilungen heißt das: Setzen Sie auf Anbieter, die Sicherheit, kontrollierten Datenzugang und vor allem Nutzer Support bieten.

Der Druck wird 2013 nicht weniger, warnt Ridder, denn immer mehr Neuerungen und Business Solution Apps kommen täglich auf den Markt. "Arbeiten Sie mit Service Providern zusammen, die Ihnen auch helfen, neue Mobility Solutions zu schaffen", rät Ridder. Das ist effizienter, produktiver und verschafft einen Wettbewerbsvorteil.

10 Anzeichen, dass der Provider kündigen will
Service Provider und ihre Kunden sind im Idealfall über lange Zeit verbunden. Doch mehren sich die folgenden Anzeichen, sollten Sie die Lage genauer analysieren.
1. Wir müssen reden
Fällt ein Kunde in den Bodensatz der am wenigsten rentablen Kunden, so ist ein Provider selten so schüchtern, ihn das nicht spüren zu lassen. Eher wird der Anbieter damit beginnen, seine Anliegen vorzubringen und Änderungen über Standard-Governance-Prozesse ins Auge zu fassen, anstatt sofort subtile Kündigungspläne zu entwickeln. Ihr Gegenüber könnte auch versuchen, den Vertrag neu zu verhandeln oder sich in Meetings auf Entscheiderebene durch eine Menge kritischer Punkte hindurchzuarbeiten.
2. Lieferumfang ändert sich unglaublich oft
Seien Sie wachsam bei einem Anbieter, der immer auf technischer Ebene extrem darüber wacht, was im Umfang des Auftrags enthalten ist und permanent darüber diskutiert. In den USA wird das "Death by change order" genannt. Es ist ein sicheres Zeichen, dass ihr Provider ihnen nicht mehr zugeneigt ist. Ein lustloser Verkäufer könnte es ferner ablehnen, auf neue technologische Anfragen oder Erweiterungswünsche zu reagieren, bis ein anderer Teil des bestehenden Geschäfts neu fixiert ist.
3. Sie erhalten keine Angebote mehr
Alle führenden Dienstleister konzentrieren sich heute auf ein wachsendes Geschäft mit bestehenden Kunden. Denn aus vertrieblicher Sicht ist es günstiger und effizienter, eine enge Beziehung zu schaffen. Oft ergeben sich hieraus auch Möglichkeiten für eine strategische Arbeit. Macht ihr Outsourcer also nur wenige Versuche, zusätzliche Services zu verkaufen oder eine langfristige Roadmap zu entwickeln, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er aussteigen will.
4. Schickt die Anwälte
Sogar das beste Geschäftsverhältnis kann es erfordern, einmal einen Anwalt zu Rate zu ziehen. Doch wenn sie plötzlich bei den kleinsten Problemen allgegenwärtig sind, wissen Sie, dass es ein Problem gibt.
5. Aderlass im Account-Team
Nimmt die Fluktuation im Account-Team stark zu und zieht der Provider vor allem die erfahreneren Mitglieder ab, sind das auch schlechte Zeichen. Vor allem, wenn er Änderungen nur kurzfristig ankündigt.
6. Offshore-Quote steigt rasant
Erlaubt es der Vertrag, kann ein unzufriedener Outsourcing-Anbieter seine Onshore-Ressourcen durch kostengünstigeres Offshore-Personal ersetzen. Manchmal ist es nicht einmal erforderlich, den Kunden zu benachrichtigen
7. Schieflage vor Ort
Hören die Teammitglieder auf, nach operativen Lösungen von Problemen zu suchen und schieben sich gegenseitig Versäumnisse zu, ist dies ein sicheres Zeichen, dass etwas nicht stimmt. Das Problem dabei: So ein Verhalten lässt sich nur schwer rückgängig machen - selbst wenn das Management beider Unternehmen letztlich entscheidet, weiterhin zusammenzuarbeiten. Können die Projektleiter auf beiden Seiten gar nicht mehr miteinander und setzt der Provider keinen neuen Leiter ein, haben Sie wahrscheinlich den Boden erreicht.
8. Keine Führungskraft besucht Sie
Sie haben die Führungskräfte ihres Providers das letzte Mal bei der Vertragsunterzeichnung gesehen? Dann steht die Beziehung auf der Kippe. Gute Führungskräfte verbringen viel Zeit mit den am höchsten priorisierten Kunden. Sehen Sie lange Zeit keine Führungskräfte, könnte das ein Zeichen sein, dass ihr Unternehmen für den Provider deutlich weniger wichtig ist.
9. Projekte verzögern sich laufend
Wiederholte Verzögerungen vor allen in Entwicklungsprojekten oder bei Rollouts von neuen Technologien deuten auf grundlegende Schwierigkeiten hin. Lange Verzögerungen sind ein beliebter Weg, um "den Vertrag zu erfüllen" - mit der Hälfte der benötigten Ressourcen. Der Anbieter kann immer behaupten, es hätte unvorhergesehene technische Schwierigkeiten gegeben. Tatsächlich hat er verzweifelt versucht, sein Renditeziel mit stark zusammengestrichenen Ressourcen zu halten.
10. Gold oder Blech? Das Ranking der Provider
Die meisten Anbieter haben ein Klassifikationssystem für ihre Großkunden. Wo stehen Sie? Bei Silber, Gold oder Platin? Einige Kriterien sind Vertragssumme, Markenstatus oder eine Kennzahl für zukünftiges Wachstum und Investitionen. Sind Sie nicht im Ranking geführt, könnte das ein Zeichen für Probleme oder zumindest für einen geringer wahrgenommenen Wert in der Beziehung sein.

Neue Informationskanäle

Die IT-Abteilungen und Sourcing Manager sollten sich bewusst sein: Wer sich für einen Anbieter entscheidet, hat damit auch mehr Zugang zu Informationen über ihn und kann gleichzeitig dessen Kontakte nutzen. Das ist auch der zweite, wichtige Punkt, den Ridder anspricht. Manager müssen umdenken und Anbieter nicht nur als Service Anbieter betrachten, sondern auch als Informationsanbieter. Und achten Sie darauf, dass die zunehmende Datenmenge auch ein Mehr an Kosten beinhaltet.

Mitarbeiter vernetzen sich über Social Media. Nutzen Sie das für ihre Sourcing Strategie 2013.
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Die meisten Angestellten nutzen Social Media schon jetzt - warum sollten Sourcing Manager sie nicht auch für ihr Business nutzen? Schließlich kann man so nützliche Informationen über Käufer sammeln - und über Service Anbieter. Die Analysten raten, Social Media für eine Sourcing Entscheidung zu nutzen. "Arbeiten Sie mit Anbietern zusammen, um deren Social Media- Ansatz nachzuvollziehen", rät Ridder. Andere Unternehmen nutzen über Social Media Kanäle einen Corwdsourcing-Ansatz, um Talente anzulocken. Aber Firmen sollten sich beim Social Media Einsatz auch bewusst machen: Mit diesen Instrumenten ist auch ein neuer Umgang nötig, da Kunden lieber selbst entscheiden, woher sie ihre Informationen beziehen.

All das zusammen genommen bedeutet für Sourcing Manager eine neue Strategie für 2013.

Zum Video: Gartner-Tipps für die Outsourcing-Strategie

Nexus of Forces: Social Media, Mobile und Cloud

Erst Social Media, Cloud und Mobile zusammen ergeben den "Nexus Of Forces" - verschlafen Sie diesen Trend nicht.
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Social Media, Mobile und die Cloud sollten Entscheider keinesfalls isoliert betrachten. Gartner nennt diese gebündelten Faktoren den "Nexus of Forces". Die neuen IT-Angebote verbinden sich auf unterschiedliche Art - und bieten Sourcing Managern neue Möglichkeiten. Cloud, Mobile und Social verteilen die Informationen.

Social Media treibt die Entwicklung neuer mobiler Informationslösungen voran. Und die Cloud kann die Grundlage für Informations-, Social- und Mobile Solution sein. Entscheider sollten sie nicht als einzelne Trends betrachten, sondern sie bei ihren Sourcing Planungen als einen Komplex berücksichtigen.

Die Studie "Outsourcing Trends 2013: The Impact of Social, Information, Mobile and Cloud on Your Sourcing Strategies" ist bei Gartner erhältlich.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.de. (mhr)