Gartner: Knowledge-Worker brauchen mehr als E-Mail und Kalender

23.05.2006
Die Analysten fordern Software und Organisantionsstrukturen, die die Zusammenarbeit und Informationsaustausch der Mitarbeiter fördern. Diese sind künftig der Schlüssel zu mehr Innovationen und Effizienz. Die IT muss lernen, wie sie diesen Wandel unterstützen kann.

Erfolgreiche Unternehmen schaffen für ihre Mitarbeiter ein Umfeld, in dem neben Routineaufgaben auch neue Geschäftsfelder, Konzepte und Projektteams entstehen können. Es gehe darum, eine Synthese aus Technik, Prozessen und Organisationsstrukturen zu schaffen, durch die Mitarbeiter künftig als "Knowledge Worker" miteinander kommunizieren und arbeiten können, hieß es auf dem diesjährigen Gartner Symposium/IT Expo in Barcelona. "Die Produktivität eines Mitarbeiters kann künftig nicht mehr nach seine Leistung pro Stunde gemessen werden", forderte Regina Casatona, Managing Vice President bei Gartner.

Diese Vision, die die Analysten seit dem letzten Jahr unter dem Schlagwort "High Performance Workplace" zu etablieren versuchen, zielt darauf ab, Technik für Collaboration und Knowledge-Management so einzusetzen, dass Endanwender effektiver arbeiten können, statt sie durch immer neue Tools überflüssig zu machen. Eine wesentliche Rolle bei der Umsetzung spielen Techniken und Kollaborationsmodelle, die heute unter dem Begriff Web 2.0 diskutiert und entwickelt werden (siehe auch "Generation Google: Ein neues Internet dank Web 2.0?"). Sie sollen in dem Konzept vorhandene Communities und Kooperationsformen ergänzen, indem sie eine dezentrale sowie benutzergetriebene Entwicklung von Innovationen fördern. "Innerhalb der nächsten zehn Jahre wird 80 Prozent der Arbeit eines Angestellten nicht mehr aus Routineaufgaben, sondern aus nicht-manuellen und kollaborativen Aktivitäten bestehen", sagte Casonato.

Grenzenlose Zusammenarbeit

Aktuelle Erhebungen von Gartner belegten, dass ein interaktives Knowlegde-Management im Kommen sei. Bis 2009 werden rund 60 Prozent aller neuen Collaboration-Projekte eine enge Integration von Lieferanten, Partnern und Kunden beinhalten, prognostizieren die Analysten. Vor zwei Jahren war es gerade einmal 10 Prozent. "Die Globalisierung, verteilte Mitarbeiter, Unternehmen, die immer ausgedehntere Prozesse unterhalten, Multitasking und flachere Organisationsstrukturen sind die Treiber, die Menschen heute zwingen, zusammenzuarbeiten", sagte Gartner-Research-Director Nikos Drakos auf der Veranstaltung. Bereits 2005 wurden etwa sechs Milliarden Dollar in Softwarelizenzen für Portale, Collaboration und Content-Management investiert, bis 2009 sollen es neun Milliarden Dollar sein.

Neue IT-Strategien sind gefordert

Analyst Drakos warnte indes davon, die Folgen eines High Performance Workplace für die IT und die Unternehmensorganisation zu unterschätzen. So müsse die IT künftig differenzierte Collaboration-Strategien entwickeln, die das Unternehmen effizienter und innovativer machen können: "Einfach alle Mitarbeiter mit E-Mail und Kalender zu versorgen, reicht nicht mehr." Dies schließe in manchen Fällen ein, die bisher restriktive Nutzung von Anwendungen und Techniken zu lockern, um Mitarbeiter flexibler und agiler arbeiten lassen zu können.

Die Umsetzung des High Performance Workplace werde laut Gartner schrittweise erfolgen. So rechnen die Auguren damit, dass bis zum Jahr 2008 die Mehrheit aller Global-1000-Unternehmen viele Web-2.0.-Techniken einsetzen werden. Deren (soziale) Vorteile für den Austausch und die Verwaltung von Information beispielsweise als Social Bookmarking etc. werden sie hingegen nur langsam für sich nutzen. Nicht die Technik, sondern das Management der durch sie verursachten kulturellen und sozialen Veränderungen sowie Arbeitsweisen die eigentliche Herausforderung für die Zukunft (zu den IT-Trends siehe auch: Gartner: Veränderungen durch IT sind vergleichbar mit Industrieller Revolution". (as)