Garching: Brutkasten für junge IT-Firmen

17.10.2003 von Jürgen Mauerer
Kostengünstige Büroräume, intensive Beratung, Austausch mit anderen Selbständigen und Nähe zur Technischen Universität München - das Technologie- und Gründerzentrum Garching bietet gute Voraussetzungen für Gründer.

Genau vor einem Jahr war für Jakob Kreuser klar, dass er mit drei ehemaligen Kollegen eine Firma für Internet-Zugangssoftware gründet. Der Business-Plan für die Accsys GmbH war fertig, die Finanzierung unter Dach und Fach, nur die passenden Räumlichkeiten fehlten noch. Da traf es sich gut, dass Anfang November 2002 das Technologie- und Gründerzentrum Garching, kurz Gate, im Norden von München seine Pforten öffnete.

Jungunternehmer Jakob Kreuser: "Das gute sind die Kontakte. Wir arbeiten mittlerweise gemeinsam mit einer anderen Firma aus dem Gate an einem Software-Projekt."

Der 29-jährige Informatiker Kreuser war mit der Accsys GmbH einer der ersten Mieter der neuen Räume unweit der Technischen Universität München, die nur fünf Gehminuten entfernt liegt. "Unser erstes Gespräch führten wir Mitte Oktober 2002 noch im Bau-Container", erinnert sich Franz Glatz, Geschäftsführer des Gate, an das Treffen mit den jungen Gründern.

Mittlerweile sind 22 Hightech-Firmen mit insgesamt rund 100 Mitarbeitern in das Gebäude des Gründerzentrums eingezogen. 40 Prozent der 4680 Quadratmeter großen Bürofläche sind ein Jahr nach der Eröffnung des Gate vermietet. "Das Modell funktioniert. Wir liegen über Plan", freut sich Glatz.

Wirtschaft und Wissenschaft

Das Gate fördert Existenzgründungen aus den Gebieten Mechatronik, Software sowie Informations- und Kommunikationstechnik. Es geht zurück auf die Software-Offensive Bayern, mit der die CSU-Regierung den Freistaat Bayern als IT-Standort stärken und ausbauen will. Gesellschafter des Gate sind unter anderem die Bayerische Landesbank, die IHK München/Oberbayern, der Landkreis München und die TUM-Tech GmbH.

Im Rahmen der Hightech-Offensive will Bayern Wirtschaft und Wissenschaft stärker vernetzen und dadurch international wettbewerbsfähig halten. So steht das Gründerzentrum in Garching auch Forschergruppen offen, in denen Angehörige der Hochschule mit Unternehmen anwendungsorientierte Projekte entwickeln. "Diese Teams bilden häufig die Vorstufe zu einer Unternehmensgründung", sagt der GateGeschäftsführer.

Tatsächlich haben fünf der 22 Firmen im Gründerzentrum ihren Ursprung in der TU München. Insgesamt dürfen die Unternehmen fünf Jahre in den Räumen bleiben und die Infrastruktur nutzen. "Wir sehen uns als eine Art Brutkasten, in dem die Firmen heranwachsen, bis sie funktionieren und auf eigenen Beinen stehen. Dann machen sie Platz für eine neue Firma", beschreibt Glatz die Grundidee. "Je schlechter die wirtschaftliche Lage, umso wichtiger wird ein Gründerzentrum, das Startups mit günstigen Räumen sowie mit Rat und Tat zur Seite steht."

Wer sich einmieten will, muss einen Business-Plan mit einer tragfähigen Geschäftsidee und einer soliden Finanzierung vorlegen. Zudem dürfen Großunternehmen nicht mehr als 25 Prozent Anteile an den Startups besitzen. Sind alle Voraussetzungen erfüllt, genießen die Firmen die komplette Förderung. Neben den Büroräumen, deren Mietpreis mit 10,12 Euro pro Quadratmeter auf dem unteren Marktniveau liegt, steht auch eine Versuchs- und Prüfhalle etwa für den Bau von Prototypen zur Verfügung.

Hinzu kommen Seminar- und Besprechungsräume, ein zentraler Empfang samt Telefon- und Post-Service sowie Kopierer und Farbdrucker. Nicht zu vergessen der Internet-Zugang über eine 1-GBit/s-Standleitung. Doch damit nicht genug. Die Gründer werden Teil des Gate-Netzwerkes. "Wir wollen die Leute zusammenbringen und eine Community bilden", beschreibt Glatz. "Wir versuchen, Anregungen zu geben und die Kontakte zu vermitteln. Man kann aber keinen zum Jagen tragen. Die Eigeninitiative der Gründer bleibt das A&O."

So veranstaltet das Gate monatlich kostenlose Gründerabende mit Vorträgen über Marketing, Controlling oder Recht, an denen auch externe Unternehmer teilnehmen. Zudem gibt es Workshops, Symposien oder andere Informationsveranstaltungen. Mit dem langjährigen, ehemaligen Oracle-Geschäftsführer Franz Niedermaier steht den Gate-Mietern zudem ein erfahrener Coach bei konkreten Problemen mit Rat und Tat zur Seite. Auch Glatz hilft den Gründern mit seinen guten Kontakten zur TU München, an der er zwei Jahre lang persönlicher Referent des Präsidenten war.

So vermittelte er Kreuser einmal einen chinesischen Informatikstudenten für den Test einer chinesischen Version der Internet-Zugangssoftware für Handys. Zudem helfen Studenten der TU bei Bedarf stundenweise bei der Accsys GmbH oder anderen Firmen im Gate aus.

Kontakte in der Küche

Gründer Kreuser schätzt vor allem die offene Atmosphäre im Gate-Gebäude. "In den Aufenthaltsräumen und der Küche kommt man schnell mit den anderen in Kontakt. Man tauscht sich aus, hilft sich gegenseitig und kann auch Synergien nutzen." So startet seine Accsys GmbH ein gemeinsames Softwareprojekt mit einer anderen Firma aus dem gate. Die Philosophie des Gründerzentrums scheint also aufzugehen.

Gate im Netz

Ausführliche Informationen zum Technologie- und Gründerzentrum Garching finden Sie im Internet unter www.gategarching.com oder www.technologie-und-gruenderzentrum.de.