"Daddeln" nach Herzenslust

Gamescom startet in Köln

18.08.2009
"Daddeln" nach Herzenslust: Europas größte Computer- und Videospielemesse Gamescom startet an diesem Mittwoch in Köln. Zum Auftakt spielen am Mittwochabend die "Toten Hosen".

Bis zum Sonntag werden auf der Gamescom insgesamt mehr als 200.000 Besucher erwartet. Rund 420 Unternehmen aus 30 Ländern zeigen Neuheiten. Angekündigt sind etwa 150 Premieren aus nahezu allen Bereichen: Sport- und Musikspiele, Action und Abenteuer, Info- und Lernspiele. Am Mittwoch haben nur Fachbesucher und Journalisten Zutritt, ab Donnerstag ist die Messe für jedermann geöffnet.

Besucher können die neuen Spiele auf der Messe testen. Nach Angaben des Branchenverbands BIU sind in den Hallen etwa 10.000 Spielstationen aufgebaut. Als Zielgruppe nehmen die Veranstalter neben den Vielspielern vor allem Familien und Gelegenheitsspieler ins Visier, die nur ab und zu mal am Computer oder an der Konsole sitzen.

Die Besucher erhalten an den Eingängen farbige Armbänder, die ihnen den Zugang zu Spielen für ihre Altersklasse erlauben. Auch ansonsten liegt ein Schwerpunkt auf dem Thema Kinder- und Jugendschutz: In einem Ausstellungsbereich geben Vereine und Institute Tipps zum richtigen Umgang mit interaktiven Medien. Bei einem vom Land Nordrhein-Westfalen organisierten Kongress diskutieren Politiker, Wissenschaftler und Branchenvertreter über die Auswirkungen von Computerspielen auf die Gesellschaft.

Die ausstellenden Unternehmen und die Fachbesucher wollen auf der Gamescom die Grundlagen fürs Weihnachtsgeschäft legen. Die Branche sieht sich trotz Wirtschaftskrise im Aufwind. Im ersten Halbjahr 2009 wurden in Deutschland nach BIU-Angaben 24,8 Millionen Computerspiele verkauft, zwei Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz kletterte leicht um ein Prozent auf 649 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr erwartet der Verband eine Umsatzsteigerung zwischen drei und fünf Prozent auf mehr als 1,6 Milliarden Euro.

GameStar und GamePro

Unsere IDG-Kollegen von "GameStar" und "GamePro" sind natürlich live vor Ort in Köln und versorgen interessierte Spielefans mit den aktuellsten Neuigkeiten von der Gamescon.

Die Gamescom war bislang unter dem Namen Games Convention in Leipzig veranstaltet worden. Anfang 2008 beschloss der BIU den Umzug der erfolgreichen Messe nach Köln, weil er dort größere Wachstumschancen sieht.

Die Gamescom wird von einem Festival in der Kölner Innenstadt begleitet. Auch dort sind Spielstationen aufgebaut, auf zwei Bühnen gibt es ein Showprogramm mit Musikbands und Komikern. Zur Eröffnung der Messe spielen am Mittwochabend die Toten Hosen.

BITKOM: Spielebranche sieht sich weiter auf gutem Kurs

Die Spielebranche trotzt vor allem dank neuer Zielgruppen auch weiter der Krise. "Die digitalen Spiele der Zukunft sind kaum zu vergleichen mit den Computerspielen der Vergangenheit", sagte Achim Berg, Vizepräsident des Branchenverbands BITKOM am Dienstag, einen Tag vor dem Start der Spielemesse Gamescom in Köln. "Mittlerweise begeistern sich auch Menschen für digitale Spiele, die sich nicht als Gamer bezeichnen würden."

Achim Berg ist Vizepräsident des BITKOM und verkauft als Microsoft-Deutschlandchef auch 'Xbox'-Konsolen.
Foto: Jo Wendler

Mit neuen Bedienkonzepten und verbesserten Technologien habe die Branche weiter ihre Zielgruppe erweitern können. Allein in Deutschland gebe es inzwischen 21 Millionen Bundesbürger, die am PC, auf der Konsole oder dem Handy spielen, sagte Berg. Laut den Ergebnissen einer Studie, die der Verband bei der Beratungsfirma Deloitte in Auftrag gegeben hat, nutzt damit inzwischen jeder vierte Bundesbürger über 14 Jahren digitale Spiele. Selbst unter den Menschen über 50 Jahren würden Computerspiele gespielt.

Die Branche erwartet für dieses Jahr zwar ein Wachstum von nur einem Prozentpunkt, kann damit aber den Umsatz auf hohem Niveau halten. Insgesamt werde die Industrie voraussichtlich rund 2,7 Milliarden Euro mit Konsolen und Spielen einnehmen, hieß es. Zuvor verzeichnete die Branche 2008 noch einen Zuwachs von 17 Prozent, 2007 sogar von 29 Prozent. Unter anderem auch die massiven Preisstürze bei den Spielekonsolen habe den Umsatz gedrückt, sagte Berg (dessen eigentlicher Brötchengeber Microsoft mit der Xbox 360 um Marktanteile kämpft).

Auf der am Dienstag erstmals in Köln ausgerichteten Spielemesse Gamescom wird voraussichtlich Sony eine kleinere Variante seiner Playstation 3 vorstellen, die um rund hundert Euro günstiger sein wird als die bisherige PS3. Microsoft wird vermutlich den Besuchern in Köln erste Einblicke in eine komplett neue Technologie zur Gestensteuerung gewähren, die künftig nicht allein nur für Spiele und Spielekonsolen genutzt werden könnte.

In Deutschland verbringen die Computerspiele-Fans mit 5,4 Stunden pro Woche die meiste Zeit mit Spielen am PC. Spielekonsolen werden dagegen im Schnitt nur eine halbe Stunde pro Woche genutzt. In Deutschland sieht Berg für den Konsolen-Markt noch Wachstumschancen: Während jeder vierte deutsche Haushalt eine Konsole besitzt, seien es in anderen Ländern wie den USA oder Japan etwa jeder zweite. Auch der Markt der mobilen Konsolen sei in Deutschland noch vergleichsweise klein. "Auch deshalb gehen wir davon aus, dass der Spielemarkt in Deutschland weiter wachsen wird." Zu den großen Trends und Wachstumsmärkten der Branche gehören weiterhin Gelegenheits- und Online-Spiele sowie Spiele für unterwegs. (dpa/tc)