Chromium, Comodo Dragon, RockMelt

Fünf Ableger von Google Chrome

04.02.2012 von Simon Hülsbömer
Der Google-Browser Chrome ist endlich so beliebt, dass Anwender an ihm herumtüfteln und neue Varianten entwickeln. Die Open-Source-Gemeinschaft freut's und wir sagen Ihnen, ob zu Recht.

Kennen Sie Iceweasel und Pale Moon? Das sind nicht etwa seltene Polarnager und astronomische Ereignisse, sondern Firefox-Derivate. Der Mozilla-Browser wird von seinen Fans verbessert und mit neuen Features ausgestattet, die häufig in Add-ons und Plugins, aber auch in eigenständigen Programmvarianten münden.

Web2PDFConverter
Speichern von Webseiten als PDF-Datei.
NoScript
Skripte auf Webseiten sicher blockieren mit NoScript.
Chrome Remote Desktop
Eingeben des Zugriffscodes für die Verbindung zum Remote Desktop.
Scroll To Top Button
Automatisches Hochscrollen mit Chrome-Erweiterung.
IE-Tab
Seiten mit IE-Technologie in Chrome öffnen.
Windows Live Mesh
Synchronisieren von Favoriten zwischen Computern.
Xmarks
Synchronisieren von Favoriten zwischen verschiedenen Browserversionen.
Peacekeeper
Testen der Browser-Geschwindigkeit.
www.hidemyass.com
Gesperrte Videos in Deutschland.
www.hidemyass.com
Ländersperre in YouTube umgehen.
ActiveX-Filter
Aktivieren der ActiveX-Filterung.
ActiveX-Filter
Gefilterte Webseite.
ActiveX-Filter
Aktivieren und anpassen des Tracking-Schutzes im IE9.
Virustotal.com
Überprüfen von gefährlichen Internetseiten.
Virustotal.com
Anzeigen von Informationen über die aktuell geöffnete Internetseite.
VideoDownloadHelper
Videos mit Firefox herunterladen.
WebDeveloper
Webentwicklungstools für Firefox.
Read It Later
Internetseiten speichern und später lesen.

Dank Chromium, der Open-Source-Version von Chrome, gibt es aber auch für die Google-Alternative jede Menge zu entdecken.

Damit ein Derivat ein Derivat ist, muss es voll kompatibel zu seinem Vorbild sein, aber dennoch genügend eigenständiges Innenleben und eine für den Anwender klar ersichtliche erweiterte Funktionalität aufweisen. Die Geschwindigkeit, die Chrome auszeichnet, bleibt bei den hier vorgestellten Varianten beispielsweise erhalten, der Rest der Browser geht aber in eine andere Richtung, um neue Zielgruppen zu erschließen.

Chromium

Screenshot aus der portablen Chromium-Version: Datenschutz pur.

Mit diesem Browser fing alles an. Wer Chrome auf seinen Kern reduzieren will - Performance und Einfachheit - greift zu Chromium. Features wie Nutzerstatistiken, Absturzreports, Flash Player, PDF-Ansicht, Mediencodecs (MP3, AAC) und Auto-Updates fehlen hier. Ein Browser für Puristen - und Datenschützer. Chromium unterscheidet sich in der Handhabung nicht von Chrome - das Fehlen von Flash Player und PDF-Viewer wird zumeist durch deren lokale Installation innerhalb des Betriebssystems aufgefangen.

Lediglich die schwierige Distribution trübt die Freude an Chromium: Es gibt keinen Auto-Updater, die täglich mehrmals erstellten Builds aus dem jeweils aktuellen Quellcode müssen vom Anwender manuell heruntergeladen und installiert werden. Aber selbst dann ist nicht gesagt, dass die Version stabil funktioniert. Ein Tipp: Lieber erst ein wenig recherchieren, welche Builds zum empfehlen sind - beispielsweise beim CRportable Project, wo stabile Chromium-Versionen als PortableApp bereitgestellt werden, die sich auch von einem USB-Stick oder einer externen Festplatte aus aufrufen lassen.

SRWare Iron

Eine vieldiskutierte Chrome-Variante ist SRWare Iron, einem Browser, in dem alle Privatsphären-Einstellungen von Chrome aktiviert sind und sich auch nicht ausschalten lassen. Die Macher versprechen damit maximalen Schutz der persönlichen Daten des Anwenders.

Der Chrome App Store ist per default durch SRWares eigenen ersetzt.

Die fehlenden Einstellungen kosten einiges an Funktionalität. So fehlt auch hier eine Auto-Update-Funktion, denn schließlich wurde die automatische Versionsabfrage bei einem Server vom Anwender nicht genehmigt. Immerhin ist der Einsatz von Google Sync möglich, damit Lesezeichen, Passwörter und Einstellungen zwischen verschiedenen Iron-Installationen synchronisiert werden können. Richtig nervig ist hingegen die Verwaltung der Add-ons: SRWare leitet sie zu einem eigenen Angebot anstatt zur offiziellen Auswahl von Google. Auch hier ist manuelles Nacharbeiten gefragt, denn die Installation der handelsüblichen Google-Erweiterungen ist ohne weiteres möglich.

Ein Tipp: Wer auf automatische Updates nicht verzichten möchte, findet in der PortableApps-Version von Iron eine Möglichkeit, diese über den PortableApps-Launcher auf dem Laufenden zu halten.

Comodo Dragon

Mit "Secure DNS" soll der Anwender sicherer surfen können.

Chrome mit dem Brand des Sicherheitsunternehmens Comodo, dazu einige Security-Features - fertig ist Comodo Dragon. Während der Installation kann der Anwender wählen, ob er Comodos sichere DNS-Server zur Einwahl nutzen möchte - optional auch für alle Anwendungen abseits des Browsers. "Secure DNS" blockiert Websites, die von Comodos "Threat-Detection Network" als nicht vertrauenswürdig geflaggt wurden. Wer das Feature nur testen möchte, kann es auch später noch jederzeit an- und wieder ausschalten.

Designtechnisch kommt Dragon nicht ganz chromegleich daher. Links oben findet sich ein Comodo-Button, der zu dem Einstellungsmenü führt, das bei Chrome rechts oben versteckt ist. An dieser Stelle wiederum wartet Dragon mit dem "Site Inspector Service" auf, einer Malware-Meldefunktion, die die aufgerufene Website nach bekannten Schädlingen hin prüft. Direkt links daneben liegen die Social-Media-Features.

Was die Sicherheitseinstellungen angeht, schaut sich Comodo Dragon eine Menge bei SRWare Iron ab, wie das fehlende Client-ID-System und das Nichtsenden von Absturzberichten. Dazu gibt es eigene Einstellungen wie die Möglichkeit, den http-Referrer-Header auszublenden - damit lässt sich nicht nachvollziehen, von welcher Website ein Anwender auf die aktuelle gekommen ist. Chrome-Anwender müssen dieses Feature erst per Add-on nachpflegen, Dragon bringt es direkt mit. Funktionen wie anonymes Surfen und das Löschen von Cookies und Verläufen bei Verlassen des Browsers sind ebenfalls standardmäßig aktiviert.

Comodo Dragon gibt es ebenfalls in einer "portablen Installation" für alle, die es unterwegs nutzen, es zunächst testen oder längerfristig als Zweitbrowser verwenden möchten.

RockMelt

Browser für Social-Media-Enthusiasten: RockMelt macht das GUI bunt.

RockMelt spricht die Social-Media-affine Kundschaft an. Es wartet mit zahlreichen Networking-Features auf, gerade an der Schnittstelle zu Facebook. Beim Start des Browsers werden Sie gleich zum Facebook-Login aufgefordert - immerhin läuft das Programm aber auch ohne. Nachdem die Verbindung hergestellt wurde, tauchen oberhalb der Adresszeile Icons auf, die zu Nachrichten, Freundschaftsanfragen oder direkt in den Chat führen. Die vertikale Leiste am linken Rand ist für die RockMelt Apps reserviert, die Funktionen wie das "Social Reading" mitbringen, das andere RockMelt-Nutzer in Echtzeit darüber informiert, welche Webinhalte Sie sich gerade anschauen. Dies funktioniert über eine eigene App, die die jeweiligen Websites aber unterstützen müssen - andernfalls wird der RSS-Feed ausgelesen. Ein nettes Feature ist der "Ruhemodus". Ein Klick auf das Glocken-Icon in der rechten oberen Fensterecke und alle Social-Networking-Funktionalität wird ausgeschaltet.

RockMelt befindet sich technisch noch in der Betaphase - so funktionieren beispielsweise die Chrome-Add-ons noch nicht. Auch lässt sich derzeit nicht feststellen, ob dieses Spin-off besser ist als der Originalbrowser mit einigen Twitter- und Facebook-Erweiterungen. Die RockMelt Apps machen einen flotten Eindruck, sind aber entscheidend vom guten Willen anderer Website-Betreiber abhängig.

CoolNovo

CoolNovo bietet viele (alte) Ansätze, bleibt aber hinter seinen Möglichkeiten zurück.

CoolNovo ist eine Weiterentwicklung von Chromium mit Verbesserungen am Benutzerlayout und neuen "Wohlfühl-Features". So wird die Handhabung von Tabs in einem eigenen Optionsmenü festgelegt. Die von Opera bekannten Mausgesten kommen ebenfalls zum Einsatz - wer die rechte Maustaste gedrückt hält und dann im Browserfenster eine bestimmte Bewegung vollzieht, aktiviert eines der zahlreichen Makros wie Scrolling zum Anfang oder Ende der Seite, das Schließen oder Wechseln von Tabs. Des weiteren gibt es einen eingebauten Werbeblocker. Kurzum alles Features, die sich mittels Add-ons auch in Chrome umsetzen lassen.

Auf der technischen Seite kommt CoolNovo mit einem Browser-Rendering-Engine-Switcher daher. Über einen Button in der Adresszeile lässt sich auswählen, ob die Chrome-Engine oder die Internet-Explorer-Engine zur Darstellung einer Seite verwendet werden soll, CoolNovo schlägt nach kurzer Analyse auf Wunsch gerne eine Engine vor. Auch dieses Feature ist nicht neu und ebenso wie viele andere schlecht umgesetzt. So kommt CoolNovo noch mit einem eigenen Download-Manager daher, der sich aber nicht einmal ein voreingestelltes Verzeichnis merken kann und viele Links erst gar nicht unterstützt.

Dieser Artikel erschien zuerst bei der CW-Schwesterpublikation Infoworld.

Gold
Chrome 15 lässt die Konkurrenz im Kraken-Benchmark alt aussehen.
Silber
Firefox 8 liegt deutlich hinter Chrome 15, aber weit vor dem Internet Explorer 9
Bronze
Im Kraken-Test schnauft der Internet Explorer 9 ordentlich hinterher.
Wieder Erster
Auch in Futuremarks Peacekeeper sichert sich Chrome den ersten Rang und ist zu 100 Prozent kompatibel zu den HTML5-Funktionen des Tests.
Doppelt so langsam
Firefox 8 hinkt deutlich hinter Chrome her, liegt aber vor dem Internet Explorer. In Sachen HTML5-Kompatibilität schafft Mozillas browser sechs von sieben Punkten.
Letzter
Internet Explorer 9 ist gar nicht so weit von Firefox 8 entfernt. Aber die HTML5-Kompatibilität mit drei von sieben Punkten sieht nicht sehr rosig aus.
Immer wieder Chrome
Eigentlich nicht verwunderlich, dass Googles Browser den Google Benchmark gewinnt. Der Abstand zur Konkurrenz ist aber deutlich.
Dauergast auf dem zweiten Platz
Auch im dritten Test setzt sich Firefox vor den Internet Explorer, ist aber wieder deutlich langsamer als Chrome.
Wieder Dritter
Der Internet Explorer 9 wird von Chrome um den Faktor Drei und von Firefox um den Faktor Zwei geschlagen.
Überraschung
Internet Explorer 9 gewinnt den SunSpider JavaScript Benchmark - und das nicht einmal knapp.
Chance nicht genutzt
Da schwächelt Chrome bei einem Test und Firefox belegt trotzdem den zweiten Platz.
Geschlagen
Zwar nicht weit von Firefox 8 entfernt, muss sich Chrome beim SunSpider JavaScript Benchmark aber mit dem letzten Platz begnügen.