CeBIT 2010

Frischer Wind bei SAP

03.03.2010 von Martin Bayer
Die neuen SAP-Chefs Jim Hageman Snabe und Bill McDermott geben Gas: Innovationen sollen künftig schneller auf den Markt kommen, das Wachstum wieder angekurbelt werden.

Erst seit wenigen Wochen amtieren die beiden Vorstandssprecher - und schon machen sie Dampf. "Innovation bedeutet nicht nur, kreativ zu sein, sagte Hagemann Snabe, "die Produkte müssten auch zügig auf den Markt kommen." Um dies zu gewährleisten, will der Däne SAPs Entwicklungsmannschaft umkrempeln und auf mehr Effizienz trimmen. Die Software aus Walldorf soll künftig in kleineren Teams entwickelt werden. Regelmäßig stehen Praxistests auf dem Programm, um die Qualität der Produkte sicherzustellen. Außerdem sollen sich die Entwickler enger mit den Kunden vernetzen, um ihre Produkte besser an die Anforderungen des Marktes anzupassen. Aktuell arbeiten Hagemann Snabe zufolge rund ein Fünftel der SAP-Entwickler nach diesem Modell. In Zukunft soll die gesamte Entwicklermannschaft entsprechend organisiert werden.

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Innovation ist die wichtigste Basis für das weitere Wachstum SAPs, darin ist sich das neue Führungsduo einig. Überhaupt stellten Hagemann Snabe und McDermott anlässlich ihres ersten offiziellen Auftritts als SAP-Chefs auf der CeBIT-Pressekonferenz demonstrativ Eintracht und ein vertrauensvolles Verhältnis zur Schau. "Wir sprechen jeden Tag miteinander", berichtete McDermott, "auch Samstag und Sonntag." Außerdem habe man jede Menge Spaß zusammen, betonte der US-amerikanische Vertriebsspezialist. Den sollen künftig auch wieder die Kunden und die eigenen Mitarbeiter haben.

Einträchtig und harmonisch absolvierten die neuen SAP-Chefs Bill McDermott (rechts) und Jim Hagemann Snabe ihren ersten offiziellen Auftritt auf der CeBIT-Pressekonferenz des Konzerns.

Letztere hatten zuletzt offenbar wenig zu lachen. Laut der jüngsten Mitarbeiterumfrage unter den Beschäftigten war die Stimmung innerhalb der SAP-Belegschaft zuletzt im Keller. Experten mutmaßen, dass dies letztendlich den Ausschlag für die Demission des Vorgängers Léo Apotheker gegeben hat. Auch das Verhältnis zu den Kunden stand unter Apotheker nicht zum Besten. SAP hatte die Wartungsgebühren deutlich erhöht und sich mit diesem Schritt soviel Kritik eingefangen, dass ein Rückzieher unumgänglich wurde.

"Wir lieben unsere Kunden"

Die neuen Vorstandssprecher versprachen Verbesserung, und übernahmen zugleich auch einen Teil der Verantwortung für Fehlentwicklungen der Vergangenheit. Jetzt gelte es, in die Zukunft zu schauen, sagte McDermott. Die eigene Organisation soll seinen Worten nach weniger bürokratisch, schlanker und damit effizienter werden. Es werde künftig mehr Wert auf die Motivation der Mitarbeiter gelegt und den innovativen und kreativen Potenzialen mehr Freiraum eingeräumt. "Die Arbeit soll Spaß machen." Den Anwenderunternehmen stellte das SAP-Management mehr Kundennähe in Aussicht. "Wir lieben unsere Kunden", versicherte McDermott, "und wir wollen, dass die Kunden uns auch lieben."

Innovation, Wachstum und Marge - das sind die Themen, auf die sich Bill McDermott (links) und Jim Hagemann Snabe konzentrieren wollen, um SAP neuen Glanz zu verleihen.

Von einem Kurswechsel wollen Hagemann Snabe und McDermott indes nicht sprechen. Die bis dato eingeschlagene Strategie bleibe bestehen, bekräftigte das dänisch-amerikanische Duett. Allerdings steige die Geschwindigkeit, mit der die Strategie umgesetzt werde. Der Manager verwies zudem darauf, dass beide Teile des Duos ihre bisherigen Aufgaben behielten und damit auch eine gewisse Kontinuität gewahrt bleibe: Hagemann Snabe kümmere sich um Innovation und technische Entwicklung, McDermott um die Vermarktung.

Das soll letztlich auch der SAP zugute kommen. Die Ziele, die sich Hagemann Snabe und McDermott gesteckt haben, sind ehrgeizig: Die Einnahmen mit Software und softwarebezogenen Services würden im laufenden Jahr um vier bis acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr zulegen. Je nach der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung seien in den kommenden Jahren auch wieder zweistellige Zuwachsraten zu erwarten, hieß es. Im vergangenen Jahr war dieser Posten noch um fünf Prozent gegenüber 2008 eingebrochen. Die operative Marge soll ebenfalls wieder zulegen. Nach 27,3 Prozent im vergangenen Jahr sei 2010 mit 30 bis 31 Prozent zu rechnen. Mittelfristig visieren die beiden Vorstandssprecher 35 Prozent an.

McDermott betonte, diese Ziele als unabhängiges Unternehmen erreichen zu wollen. Eigene Akquisitionen auch in der Größenordnung des 2007 übernommenen Business Intelligence-Anbieters Business Objects will der Manager hingegen nicht ausschließen, "sofern die Konditionen stimmen". Wenn ein Zukauf aus Produkt-, Kunden- und Investorensicht Sinn gebe, werde man entsprechende Deals genau prüfen und gegebenenfalls zuschlagen. Wie viel Geld SAP dafür in seiner Kriegskasse hortet, wollte McDermott allerdings nicht verraten.