Friedrich Fröschl ist neuer Siemens-CIO

14.11.2001
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Kurz vor der Veröffentlichung der Zahlen zum dritten Quartal überrascht uns Siemens mit einem interessanten Umbau seiner Chefetage. Friedrich Fröschl, bislang Chef von Siemens Business Services (SBS), wird Leiter des neuen Konzernbereichs "Corporate Information and Operations" und damit CIO (Chief Information Officer) des Gesamtkonzerns. Auf dem SBS-Chefsessel folgt ihm Paul Stodden, bisher Chef des PC-Joint-Ventures Fujitsu-Siemens. Diesen beerbt wiederum der bisherige FSC-Finanzchef Adrian von Hammerstein.

Sowohl Albert Goller, Chef der Stabsstelle "E-Business", als auch Chittur Ramakrishnan, Leiter der Zentralstelle "Information and Knowledge Management" und bisher meist als Siemens-CIO bezeichnet, sollen auch unter und der Ägide von Fröschl ihre fachliche Verantwortung behalten. "Mit diesem Schritt werden wir weiteres Synergiepotenzial heben. Zugleich legen wir durch schlankere Entscheidungsstrukturen nochmals Tempo zu", begründet Konzernchef Heinrich von Pierer die Bündelung der "Richtlinienkompetenz für E-Business, IT-Infrastruktur und die weltweite Standardisierung der Geschäftsprozesse".

Die diesbezügliche Pressemitteilung würdigt die Ergebnisse der Goller und Ramakrishnan unterstellten Abteilungen. Das "Center of E-Excellence" habe den Online-Anteil am Einkauf um mehr als 50 Prozent auf über fünf Milliarden Euro und den elektronischen Auftragseingang um 20 Prozent auf rund 11,5 Milliarden Euro gesteigert. "Information und Knowledge Management" habe die Weiterentwicklung des Konzerns hin zum wissensbasierten Unternehmen vorangetrieben. Siemens verfüge über rund 300.000 vernetzte Arbeitsplätze. 85 Prozent der Mitarbeiter hätten direkten Zugang zum Internet; das Corporate Network transportiere im Monat 50.000 GB Daten, darunter eine Million E-Mails pro Tag.

Diese "Grundsatzarbeiten" sollten nun um die Komponente Prozessgestaltung erweitert werden, so Siemens. Es gelte, die realen Geschäftsprozesse stärker zu standardisieren und mithilfe von E-Business-Werkzeugen und einer darauf abgestimmten IT-Infrastruktur elektronisch abzubilden. Hier sollen Experten des Konzernbereichs "Global Procurement and Logistics" helfen und eine entscheidende Rolle spielen.

Der Fröschl-Bereich soll ferner unternehmensweite Netzanwendungen und zugehörige IT-Systeme neu- und weiterentwickeln. Diese "Shared Services" sollen in- und externe Partner allen Geschäftseinheiten des Hauses zur Verfügung stellen und damit zur Optimierung der Kosten beitragen. "Auch wenn vielerorts die E-Business-Euphorie abgeklungen ist, setzen wir bei Siemens den Ausbau unseres Unternehmens zu einer E-Company konsequent fort. Wir werden damit noch schneller und können unsere Kosten weiter senken", so von Pierer weiter.

Der Führungswechsel bei FSC findet einer separaten Meldung zufolge zu Anfang September statt. Noch-CFO von Hammerstein (48), der in Princeton Wirtschaftswissenschaften studierte und anschließend an der Harvard University promovierte, will an der Spitze des Gemeinschaftsunternehmens die bisherige Strategie mit den erklärten Schwerpunkten "Mobility" und "Business-Critical Computing" weiterverfolgen. Für das im März zu Ende gehende Geschäftsjahr erwartet FSC nach eigenen Angaben trotz einer "entsprechend der gegenwärtigen Marktsituation verhaltenen Umsatzentwicklung" erstmals seit dem Merger im Jahr 1999 insgesamt schwarze Zahlen. (tc)