CMS-Software ist bei der Verwaltung von größeren und dynamischen Webseiten nicht mehr wegzudenken. Die Systeme erlauben, Inhalte schnell und effektiv zu publizieren oder zu ändern. Wo man früher selbst Hand an den Quellcode legen musste, schreibt man heute einfach nur noch Texte und lädt entsprechend Bilder hoch. Content-Management-Systeme müssen dabei nicht teuer sein.
Genau genommen gibt es etliche kostenlos, die als Open-Source vertrieben werden. In diesem Artikel möchte Ihnen die COMPUTERWOCHE einen Überblick vermitteln. Dabei haben wir nicht nur einen Blick auf die Großen der Szene geworfen. Sollte Ihr Favorit nicht dabei sein, muss das nicht heißen, dass dieser schlecht ist. Aber bei weit mehr als 100 freien Paketen würde es den Rahmen sprengen, alle vorzustellen.
Content-Management-Systeme teilen sich in der Regel in zwei Teile. Das Frontend, also die eigentliche Webseite, bekommt der Besucher zu Gesicht. Das Backend ist für die Pflege der Daten zuständig.
Der Allrounder: Joomla!
Das CMS Joomla! gehört ganz klar zu den Großen der Szene. Es stammt ursprünglich von Mambo ab und hat sich in der Zwischenzeit ordentlich gemausert. Entwickelt wurde die Open-Source-Software, um volldynamische Webseiten zu erstellen. Inzwischen darf man Joomla! als umfangreiches Framework bezeichnen, das die Erstellungen von aufwendigen Projekten ermöglicht. Tausende von Webseiten basieren mittlerweile auf dem freien Software-Paket.
Die derzeit aktuelle Version ist 1.6, in der PHP 4 nicht mehr unterstützt wird. Für eine Installation brauchen Sie einen Webserver, eine MySQL-Datenbank und mindestens PHP 5. Die Installation ist recht einfach gestaltet und mit wenigen Mausklicks erledigt. Das Download-Paket bietet von Haus aus Unterstützung für viele Sprachen, darunter auch Deutsch.
Seit Version 1.6 können Sie die Kategoriestruktur verschachteln. Somit ist die Ebenen-Tiefe im Prinzip grenzenlos. Ebenso wurden erweiterte Zugriffsberechtigungen (ACL) eingeführt. Während die Vorgänger-Version auf MooTools 1.0 setzt, bringt die derzeit aktuelle Ausgabe 1.3 mit sich. Somit steht Ihnen ein hoch flexibleres JavaScript-Framework zur Verfügung.
Sehr interessant bei Joomla! sind die so genannten Templatestyles. Damit können Sie Abwandlungen des Haupttemplates generieren und diese bestimmten Seiten der Webseite zuweisen. Somit brauchen Designer keine komplett eigenen Templates für bestimmte Bereiche erstellen. Joomla! eignet sich hervorragend für komplexere Webseiten, in denen auch mal das Design variiert. Ein weiterer Vorteil des CMS ist, Webauftritte recht einfach mehrsprachig gestalten zu können.
Es gibt für Joomla! bereits tausende von Templates, von denen auch viele frei erhältlich sind. Ebenso können Sie das CMS mit vielen Erweiterungen weiter an ihre eigenen Wünsche anpassen, ohne selbst programmieren zu müssen.
Wer neu bei Joomla! ist, kann sich während der Installation Beispielseiten installieren lassen. Das macht durchaus Sinn, wenn Sie das CMS erlernen wollen. Mit nur einem Klick stehen Ihnen zahlreiche Seiten zur Verfügung und es wurde eine kleine Spielwiese für Sie aufgesetzt.
Durch den weit reichenden Einsatz des CMS existieren etliche Foren, Anleitungen und andere Hilfestellungen. Diese lassen sich mit den üblichen Suchmaschinen schnell finden.
Schnell zum Erfolg: Wordpress
Zu Anfang der Wordpress-Zeiten handelte es sich um ein doch recht einfaches Blogging-System. Im Laufe der Jahre hat sich Wordpress aber deutlich zu einem vollwertigen CMS gemausert. Für eine Installation ist ein Webserver, PHP und eine MySQL-Datenbank Voraussetzung, was heutzutage jeder Provider zur Verfügung stellt.
Das Aufsetzen der Software ist sehr einfach. Ein Wizard führt Sie übersichtlich durch die Installation, die in nur fünf Schritten abgeschlossen ist. Danach ist Wordpress bereits voll einsatzfähig. Sie können sich nun sofort an das Backend anmelden und loslegen.
Das Backend ist sehr übersichtlich gehalten und schnell erlernt. Im Laufe der Zeit hat Wordpress immer umfangreichere Funktionen erhalten. War früher ein Einbinden einer Bildergalerie noch ein echter Akt, ist dies in neueren Versionen mit ein paar Mausklicks erledigt.
Interessant ist auch die Funktion, Beiträge via E-Mail zu veröffentlichen. Dazu brauchen Sie lediglich ein geheimes POP3-Konto. Die Login-Daten dafür hinterlegen Sie im Backend. Wordpress ruft das Konto allerdings nicht periodisch ab. Sie müssen nach einem Senden der E-Mail die Datei wp-mail.php aufrufen, zum Beispiel http://example.org/wp-mail.php. Das E-Mail-Konto sollte trotzdem geheim und sehr kryptisch sein, damit Spammer es auch nicht erraten können. Neuere Versionen haben einen Sicherheits-Mechanismus eingebaut. Gehört die Absende-Adresse keinem der Autoren, wird der Artikel zunächst nur eingestellt und nicht veröffentlicht.
Für Wordpress gibt es mittlerweile tausende an Themes und Plugins. Viele davon sind kostenlos erhältlich. Das Plugin-Verzeichnis von wordpress.org wurde im Laufe der Zeit ebenfalls in das Backend integriert. Sie können hier nach Schlüsselwörtern suchen lassen und gewünschte Plugins direkt installieren, ohne FTP, SFTP oder andere Datenübertragungs-Methoden zu beanspruchen.
Wordpress ist irgendwie immer noch als "Blogger"-Software verschrien. Wie bereits erwähnt, gehört das schon lange der Vergangenheit an. Mit entsprechenden Programmierkenntnissen können Sie Seiten basteln, wo keiner auf den ersten Blick an eine Wordpress-Installation denkt. Es ist nicht ganz so mächtig, wie einige Konkurrenten. Im Prinzip gibt es nur drei Seitentypen: Home, Artikel und Seite. Der Vorteil ist aber, dass man als Anfänger schneller Erfolge erzielt. Nach einer Installation können Sie sofort losschreiben. Mittlerweile können Sie mit Wordpress auch multiple Seiten aufsetzen.
Die derzeit aktuelle Version ist Wordpress 3.1.x. Sie können die Software in deutscher Sprache kostenlos bei wordpress-deutschland.org herunterladen.
Der CMS-Titan: TYPO3
Bei der TYPO3-Installation fällt sofort auf, dass im Gegensatz zu vielen anderen CM-Systemen ein Sicherheits-Mechanismus implementiert ist. Wenn die Datei ENABLE_INSTALL_TOOL im Unterverzeichnis typo3conf nicht existiert, verweigert das System eine Installation. Auch für TYPO3 brauchen Sie einen Webserver, PHP und MySQL.
Neulingen wird bereits beim Download unter die Arme gegriffen. Es gibt ein Paket, das sich Introduction Package nennt. Dies bringt eine Beispielinstallation mit sich, die ein XHTML-Template und einige bekannte Erweiterungen beinhaltet. Damit lässt sich gut spielen und Sie können das System erlernen.
TYPO3 ist für Administratoren eines der am schwersten zu erlernenden CMS, wenn Sie ein absoluter Profi darin werden möchten. Allerdings ist TYPO3 auch das mächtigste CMS der hier vorgestellten Systeme. Es lässt sich hervorragend in Enterprise-Umgebungen einsetzen. Namhafte Unternehmen setzen in der Tat auf TYPO3 und die Entwickler sprechen von 300.000 Installationen weltweit. Für Content-Verwalter ist die Lernkurve weniger schwierig. Von 30 Minuten bis zu wenigen Stunden sprechen die Entwickler.
Die derzeit aktuelle Version 4.5 ist die erste LTS-Ausgabe der Entwickler. Es werden Updates und volle Unterstützung bis April 2014 garantiert.
Eine der größten Stärken von Typo3 ist die ausgeklügelte Multi-Domain-Fähigkeit. Während Sie bei mehr als einer Domain mit den meisten anderen Paketen einfach multiple Einzelinstallationen durchführen müssten, lässt sich dieser Umstand mit TYPO3 in einem Backend erledigen. Das macht TYPO3 natürlich für alle diejenigen besonders interessant, die mehr als eine Webseite unter Kontrolle haben wollen.
Auch der Einsatz von TYPO3 erfreut sich großer Beliebtheit. Dementsprechend haben Sie Zugriff auf viele Erweiterungen und finden Hilfe in zahlreichen Foren. Eine Liste mit den enthaltenen Funktionen finde Sie auf dieser Webseite.
Schicke Funktionen integriert: Drupal
Auch Drupal setzt auf PHP und MySQL. Im ersten Installations-Schritt entscheiden Sie sich für eine Standard- oder Minimal-Version des CMS. Holen Sie sich die Quell-Dateien von drupal.org, ist das System zunächst nur in englischer Sprache verfügbar. Eine deutsche Version finden Sie auf drupalcenter.de. Alternativ können Sie weitere Sprachen recht einfach nachinstallieren. Sie holen sich das entsprechende Modul vom Übersetzungs-Server und kopieren es nach /profiles/standard/translations/.
Die Lernphase des CMS ist recht gering. Drupal ist sehr übersichtlich, was das Frustpotenzial minimiert und schnelle Erfolge mit sich bringt. Per Standard ist kein Wysiwyg-Editor in Drupal aktiviert. Sie formatieren die Seiten mit herkömmlichem BB-Code. Dieser Umstand lässt sich schnell ausmerzen, indem Sie zum Beispiel das Modul Wysiwyg installieren und aktivieren.
Danach entschließen Sie sich einfach für einen Wysiwyg-Editor unter den Wysiwyg-Profilen in der Konfiguration und spielen diesen ein. Was sich zunächst nach einem ziemlich unnötigen Aufwand anhört, weil schließlich andere CMS einen Editor bereits mitbringen, kann sich auch zum Vorteil nutzen lassen. Sie haben die volle Kontrolle, ob und welchen Wysiwyg-Editor Sie nutzen wollen. Sie können den drei verschiedenen Eingabeformat-Optionen sogar drei verschiedene Editoren zuweisen.
Eine tolle Funktion in Drupal ist der sanfte Übergang zwischen Back- und Frontend. So lange Sie angemeldet sind, verschmelzen die beiden Bereiche fast. Somit können Sie Inhalte schnell editieren und sehen nach einem Speichern sofort das Ergebnis.
Drupal verfügt ebenfalls über eine große Community. Es gibt daher sehr viele Erweiterungen. Sie finden im Moment über 7700 Module, mit denen Sie Ihr CMS aufpeppen können. Darüber hinaus gibt es etliche Foren, in denen Sie Hilfe bekommen. An Themen mangelt es auch nicht. Allein drupal.org listet derzeit 846 Anstriche, aus denen Sie wählen können.
Datenbank? Muss nicht sein: Flatpress
Flatpress ist anders als die anderen CMS. Es ist ein recht minimalistisches System, das es aber in sich hat. Schaut man sich die Struktur der Quell-Dateien an, erinnert es weitgehend an Wordpress. Allerdings braucht Flatpress keine Datenbank. Es schreibt sämtliche Einträge in Textdateien.
Auch wenn die meisten Hoster bereits in den günstigen Paketen Datenbanken anbieten, müssen die nicht zwingend schnell sein. Bei manchen Spar-Paketen stellen einige Hoster gar keine MySQL-Datenbank zur Verfügung. Mit Flatpress brauchen Sie diese auch nicht.
Wer nun denkt, dass Flatpress im Funktionsumfang sehr eingeschränkt ist, befindet sich auf dem Holzweg. Das CMS unterstützt Plugins, bringt ein Widget-System mit und die Themes lassen sich ebenfalls recht einfach anpassen.
Das System hat bei Weitem nicht so einen Bekanntheitsgrad wie das offensichtliche Vorbild Wordpress. Von daher ist die Anzahl der bereits vorhandenen Plugins und Themes auch weniger groß. Dennoch gibt es bereits 145 Erweiterungen und 93 Anstriche, die auf der Projektseite gelistet sind.
Ein entscheidender Pluspunkt ist bei Flatpress die Datensicherung. Bei anderen Systemen ist es essenziell, die Datenbank zu sichern. Bei diesem CMS kopieren Sie einfach das komplette Verzeichnis in einen sicheren Bereich und das Backup ist fertig. Somit lässt sich Flatpress auch recht schnell umziehen, ohne jegliche Import-Prozeduren abzuwickeln.
Erwähnenswert ist außerdem die QuickSpam-Konfiguration. Hier können Sie selbst Worte hinterlegen. Sollten diese in einem Kommentar vorkommen, wandert der in die digitale Tonne.
Das System eignet sich hervorragend für Auftritte, die wenig oder mittel besucht sind. Im Flatpress-Wiki finden Sie unter anderem auch einige Deutsch-sprachige Tutorials und Tipps. Die FAQ ist ebenfalls in Deutsch vorhanden.
Lediglich das Fehlen eines Wysiwyg-Editors bringt einen etwas faden Beigeschmack mit sich. Es ist zwar möglich, aber nicht schnell ersichtlich. Ein Suchen von Wysiwyg im Flatpress-Forum führt zum gewünschten Ergebnis.
Klicken statt Hacken: Jaws
Die Entickler von Jaws wollen es den Anwendern, beziehungsweise den Designern, besonders einfach machen. Sie können sich im Prinzip das Layout je nach Theme zusammenklicken. Das Theme an sich muss natürlich auch erst entwickelt sein. Ist dieser Schritt aber geschehen, muss man für Änderungen in der Struktur nicht unbedingt wieder den Quellcode belästigen.
Bei der Installation fällt auf, dass Jaws Wert auf Sicherheit legt. Ohne Schlüsseldatei im entsprechenden Verzeichnis geht zunächst gar nichts. Den Schlüssel dafür bekommen Sie im zweiten Installations-Schritt genannt. Für Jaws brauchen Sie ebenfalls PHP und eine Datenbank. Allerdings lässt sich Jaws auch unkompliziert mit PostgreSQL, Interbase/Firebird, Oracle, MSSQL Server oder SQLite 2 betreiben. Sind die entsprechenden Treiber vorhanden, haben Sie bei Jaws eine größere Auswahl als bei den meisten anderen CMS.
Die Entwickler stellen zwei Download-Dateien zur Verfügung. Das erste Paket enthält einfach alles, sprich Gadgets und Themes. Das klingt nun groß, ist aber in Wirklichkeit unter sieben MByte. Dieses Paket eignet sich hervorragend zum Erlernen des Systems. Fortgeschrittene Anwender werden sich wahrscheinlich nur den Kern-Code holen. Wer nachträglich Gadgets oder Themes haben möchte, kann sich diese gezielt von der Download-Seite holen.
Angenehm fällt auf, dass sich Jaws komplett auf deutsche Sprache umstellen lässt. Die Dokumentation, das Installations-Handbuch, wie man Gadgets oder Plugins entwickelt, FAQ und weiteres sind allerdings nur in Englisch verfügbar.
Das Backend von Jaws ist sehr übersichtlich. Sobald installiert, finden sich sicher auch Anfänger darin zurecht. Die Entwickler bemühen sich, alles Komplizierte vom Anwender wegzuhalten, was auch ganz gut gelingt. Wollen Sie das CMS allerdings komplett an Ihre Bedürfnisse anpassen, ist dies mit der Entwicklung eines eigenen Themes möglich. Dafür kommen Sie aber um Programmierkenntnisse nicht herum. Wenn Sie bei der Administration lieber Klicken als Hacken, ist Jaws auf jeden Fall einen Blick wert.
Fazit
Im Prinzip ist es Geschmacksache, welches CMS Sie verwenden möchten. Mit allen lassen sich recht schnell funktionierende Webseiten erstellen. Die Auswahl der Themes ist groß und viele davon sind kostenlos. Es gibt aber auch professionelle Dienstleister, die Ihnen ein Theme oder ein Template auf den Leib schneidern können.
Was für welches Projekt geeignet ist, kann man leider nicht pauschalisieren. Sicherlich ist zum Beispiel Joomla! mächtiger im Backend als Wordpress. Allerdings lässt sich Wordpress übersichtlicher verwalten und die Lernkurve dürfte deutlich höher sein. Dafür ist es derzeit mit Wordpress nicht sehr einfach, mehrsprachige Seiten zu erstellen und zu verwalten.
Wer ausreichend Kenntnisse, zumeist in PHP, HTML und CSS hat, kann sich aber auch ein eigenes Theme erstellen. Hierfür ist es aber notwendig, sich genau in die API des jeweiligen Systems einzulesen. Da es sich sowieso um Open-Source-Software handelt, ist alles möglich. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Dass mit Content-Management-Systemen erstellte Webseiten alle gleich aussehen und man diese sofort erkennen kann, ist jedenfalls ein Mythos.
Wenn Ihnen die hier vorgestellten CMS nicht reichen, besuchen Sie einfach opensourcecms.com. Allein auf dieser Webseite sind derzeit 134 freie Content-Management-Systeme gelistet. (wh)