IT Freiberufler des Jahres 2015

Freiberufler Michael Grüne in München ausgezeichnet

09.12.2015 von Susanne Köppler
Das IT Job Magazin kürte in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Informatik e.V. die Sieger im Wettbewerb „IT Freiberufler des Jahres 2015“. Der erstplatzierte Quereinsteiger Michael Grüne wurde zudem mit dem Sonderpreis für die beste Homepage ausgezeichnet.
  • Das IT Job Magazin hat die Freiberufler des Jahres in München ausgezeichnet
  • Platz 1 erreicht Michael Grüne, Platz 2 ergattert Christian M. Matt, Platz drei erreicht Sebastian Chece

Die IT Freiberufler des Jahres 2015 wurden in München ausgezeichnet. Das IT Job Magazin bewertete im Rahmen des Wettbewerbs zusammen mit der Gesellschaft für Informatik e.V. neben dem Profil der Freiberufler auch deren Internetpräsenz und die unternehmerische Haltung. Besondere Anerkennung fanden zudem überzeugende Kundennutzung, hochwertige Referenzen und umfangreiche Expertise der Preisträger.

IT-Freelancer des Jahres 2015: Michael Grüne

In allen Kategorien überzeugt hat laut dem IT Job Magazin Michael Grüne. Diese Auszeichnung ist für Grüne ein klares Zeichen dafür, es geschafft zu haben, seine Professionalität überzeugend darzustellen. "Der Wettbewerb bietet jedem Freiberufler die Möglichkeit sein Angebot, seinen Marktauftritt und seine professionelle Präsentation durch eine fachkundige Jury kritisch überprüfen zu lassen und zu optimieren", erklärt der Gewinner. Darüber hinaus ist Grüne mit den Gewinnern der Jahre 2009 und 2007, Manuela Reiss und Uwe Kieser, persönlich bekannt und schätzt deren Professionalität sehr. "Daher war es für mich auch ein persönliches Ziel, mich an deren Beispiel zu orientieren und freue mich sehr, dass ich nun ebenfalls diese Auszeichnung erhalten habe.

Freelancer des Jahres 2015, Michael Grüne: "Die Auszeichnung ist für mich ein klares Zeichen, dass ich es geschafft habe, meine Professionalität überzeugend darzustellen"
Foto: Michael Grüne

Von Platz 3 auf Platz 1

Der ursprüngliche Chemikant arbeitete sich über ein Studium der Wirtschaftsinformatik in den letzten Jahren zum freiberuflichen IT-Berater hoch. Bereits im Jahr 2013 wurde Grüne im selben Wettbewerb als Drittplatzierter ausgezeichnet. Die damit einhergehenden Kommentare und Hinweise der Jury nahm Grüne an und erarbeitete entsprechende Verbesserungen, wodurch er dieses Jahr den Sieg einfährt. 2013 wurde Grünes Profil beispielsweise als zu umfangreich beurteilt, weshalb er dieses einer Straffung unterzog und eine stärkere Fokussierung auf seine Kernkompetenz legte. Zudem kam Grüne der Empfehlung der Jury nach, seine Website mit eigenen Bildern individueller zu gestalten.

Aber nicht alle Anregungen der Jury aus dem Vorjahr hat der diesjährige Gewinner umgesetzt. Darauf, seine Referenzen namentlich zu nennen, hat Grüne auch dieses Jahr verzichtet. "In der Vergangenheit wurden meine Referenzen für Akquisezwecke von Dritten verwendet, daher blieb ich in Bezug auf die Weitergabe von Kundenreferenzen meiner bisherigen Linie treu und verwende sie in meiner Außenpräsentation weiterhin anonymisiert, ebenso wie ich Projekte bei den jeweils aktuellen Kunden nicht benenne". Grünes Kunden schätzen die von ihm garantierte Vertraulichkeit, sind im Gegenzug jedoch gerne bereit, seine Referenzen auf individuelle Nachfrage hin zu bestätigen.

Interessenvertretung für Selbständige in der IT

Neben seiner Beratungstätigkeit ist Grüne Gründungsmitglied und Vorstandvorsitzender des Deutschen Bundesverbandes Informationstechnologie für Selbständige e.V. (DBITS) und engagiert sich in dieser Position seit 2013 für die Vertretung und Unterstützung der IT-Freiberufler in Deutschland. Der DBITS erfreut sich laut Grüne eines kontinuierlichen Zuwachses von Mitgliedern, die eine speziell auf die IT-Selbständigkeit ausgerichtete Vertretung wünschen.

In der diesjährigen Mitgliederversammlung wurden insbesondere formelle Satzungsänderungen vorgenommen, die es möglich machen, Förder- und Ehrenmitglieder aufzunehmen. Daneben wurde der neue Vorstand gewählt. In dieser Wahl wurde Jens Rohrer als dritter Vorstand wiedergewählt, Oliver Kubutat ist als zweiter Vorstand von Kerstin Tammling ersetzt worden und Michael Grüne wurde als Vorstandsvorsitzendes in seinem Amt bestätigt.

Aktuelle Themen des DBITS

Zum Hauptthema des DBITS, der Regelung von Werkverträgen und Leiharbeit und dem damit einhergehenden Verdacht der Scheinselbständigkeit gerade für IT-Freelancer, wurde Mitte November ein Referentenentwurf vom Bundesamt für Arbeit und Soziales (BMAS) ausgegeben. Um positiven Einfluss im Sinne der IT-Freelancer zu nehmen, wurden laut Grüne zahlreiche Bundestagsabgeordnete angeschrieben und das Positionspapier des DBITS übergeben.

Zudem hat der DBITS in Kooperation mit der Etengon (Deutschland) AG sein Positionspapier und einen Vorschlag für einen Gesetzesentwurf zur Abgrenzung von Scheinselbständigkeit an Bundeskanzlerin Angela Merkel gesandt. "Die Darstellung der Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft hat wohl die Aufmerksamkeit der Bundeskanzlerin auf dieses Thema gelenkt, da sie am 24.11.2015 die Änderungswünsche des Arbeitsministeriums an Werkverträgen, die über den Koalitionsvertrag hinausgehen, abgelehnt hat", führt Grüne aus.

Verdacht der Scheinselbständigkeit vorbeugen

Der DBITS hat im Oktober seinen Mitgliedern das Fact-Sheet "Mehr Rechtssicherheit - Fact-Sheet für DBITS e.V. Mitglieder" an die Hand gegeben. Mit dieser Hilfestellung kann jeder Solo-Selbständige seine eigene Situation hinsichtlich seines Einsatzes beim Kunden beurteilen und optimieren, um dem Verdacht der Scheinselbständigkeit vorzubeugen.

Im vierten Quartale 2015 wird außerdem eine Studie der TU Dortmund über die Zusammenarbeit mit hochqualifizierten Solo-Selbständigen veröffentlicht. Der DBITS unterstützte die Universität bei der Ausarbeitung dieser Studie.

Auf dem Treppchen

Auf den zweiten Platz des Wettbewerbs IT Freiberufler des Jahres schafft es 2015 Christian M. Matt. Der Schweiz-Kenner berät seine Kunden nach dem Motto "listen-think-consult-act". Durch seine langjährige praktische Erfahrung sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland kann er sich heute als Experte für Projekt-. Programm- und Multiprojektmanagement bezeichnen.

Der dritte Platz geht an den Performance-Spezialisten Sebastian Chece. Der Experte arbeitet im Softwaretesting und in der Software-Qualitätssicherung, darin spezifischer im Bereich der Testautomatisierung und noch spezieller im Last- und Performancetest beziehungsweise Performance Engineering.

Nach Bekanntgabe der Ergebnisse des Wettbewerbs hat sich der DBITS e.V. in seiner Rolle als berufsständische Vertretung der selbständigen IT-Unternehmen dazu entschlossen, den Gewinnern eine kostenlose Mitgliedschaft im DBITS bis zum Ende des Jahres 2016 als Anerkennung ihrer Leistungen zu überreichen. Der Gewinner, Michael Grüne, ist als Mitglied des Vorstandes von dieser Regelung ausgeschlossen, die anderen Gewinner haben die Mitgliedsurkunden im November erhalten.

Freiberufler-Markt 2016: Was Personaldienstleister erwarten
Freiberuflervermittler reden Klartext
Scheinselbständigkeit, Wachstumschancen 2016, Kandidatenmarkt - das waren nur einige der Themen, über die die rund 20 Personaldienstleister diskutierten, die die COMPUTERWOCHE im Oktober 2015 zum Freiberufler-Roundtable in die Redaktion geladen hatte.
Luuk Houtepen, Sthree
Luuk Houtepen ist Head of Business Development DACH bei Sthree. Das erste Wort, das er in Deutschland lernte, war "Passt ned!". Da sucht ein bayerischer Konzern händeringend IT-Spezialisten und bekommt einen Kandidaten aus Hamburg vorgeschlagen - die Antwort lautet "passt ned".
Andreas Krawczyk, Freelancer.Net
Andreas Krawczyk, Chief Operation Officer (COO) bei Freelancer.Net, beobachtet, dass die viel zitierte Offenheit durchaus auch auf Seiten der IT-Freien fehlt. "Freiberufler sind auch oft passiv", sagt er, "sie kümmern sich zu wenig um Akquise."
Marco Raschia, top itservices
Marco Raschia, Director des Global Competenc Center Finance bei top itservices, sagt über die konservative deutsche Unternehmenskultur: "Diese Thematik haben wir ja jetzt durch die aktuelle Flüchtlingskrise auf dem Tisch." Er begrüßt, dass viele Bildungsträger Sprachkurse anbieten.
Christian Neuerburg, DIS AG
Ein weiterer großer Schmerzpunkt ist die unklare Rechtslage, Stichwort Scheinselbständigkeit. Christian Neuerburg, Manager Operations bei der DIS AG, legt denselben Katalog an Prüfkiterien an Selbständige zugrunde wie die deutsche Rentenversicherung. Neuerburg weiß: Eben jener Katalog der Rentenversicherung ist keine Drohkulisse, sondern "gelebte Realität".
Nikolaus Reuter, Etengo
Nikolaus Reuter, Vorstandschef von Etengo, engagiert sich gemeinsam mit dem Deutschen Bundesverband Informationstechnologie für Selbständige (DBITS) und leistet Lobbyarbeit auf bundespolitischer Ebene. Er sagt: "Selbst Andrea Nahles hat mit dem Dialogprozess 'Arbeiten 4.0' verstanden, dass sie ein hundert Jahre altes Gesetzeswerk nicht einfach in neue Formen klopfen kann."
Michael Girke, Q-Perior
Wie Michael Girke, Partner bei Q-Perior, beobachtet, beschäftigt das Thema Scheinselbständigkeit ganze Compliance-Abteilungen. Manche Branchen allerdings wollen schon gar nicht mehr mit Freiberuflern zusammenarbeiten, etwa Risiko-averse Versicherungen.
Daniela Kluge, Gulp
„Wir Dienstleister haben es mit zwei herausfordernden Zielgruppen zu tun. Auf der einen Seite steht der selbstbewusste Freiberufler, der weiß, was er kann und was er wert ist. Auf der anderen Seite sind die Endkunden nicht mehr bereit, jeden Preis zu zahlen. Trotzdem ist der durchschnittlich erzielte Stundensatz der IT- und Engineering-Freiberufler in 2015 laut unserer Stundensatz-Umfrage um 50 Cent marginal auf 80,50 Euro gestiegen - ein Anzeichen für einen starken Kandidatenmarkt."
Andreas Dittes, Talentwunder
„Die Fachkräfte wissen um ihren Wert. Vor allem die jüngere Generation hat nicht nur finanzielle Ansprüche, sondern erwartet von ihrem Auftraggeber Flexibilität, etwa in Hinblick auf eine Vier-Tage-Woche oder eine Home-Office-Regelung.“
Sven Herzberg, Goetzfried
„Diese Erwartungen der Generation Y (Teilzeiteinsatz, Home Office, etc) decken sich häufig aber nicht mit denen des Kunden. Ein IT-Freiberufler hat in der Regel vor Ort zu sein, auch anderswo werden keine Kompromisse gemacht: So gilt Deutsch nach wie vor als Projektsprache. Ohne Deutschkenntnisse wird es für Freiberufler schwierig, ein Projekt zu finden.“
Carlos Frischmuth, Hays
„Deutsche Unternehmen wünschen sich zu einem überwiegenden Anteil den Einsatz deutschsprachiger Freiberufler in der IT - allerdings verzeichnen wir parallel dazu eine kontinuierliche Öffnung der internationalen Projektmärkte insbesondere für IT-Freelancer aus Deutschland!“
Andreas Nader, Questax
„Unsere Kunden erwarten nach wie vor, dass der Freiberufler bei Ihnen vor Ort im Einsatz ist, zum einen weil die freiberuflichen Experten ihr Wissen an die Mitarbeiter weitergeben sollen. Zum anderen erfordern etwa agile Methoden wie Scrum, dass alle Entwickler präsent sind und sie sich mitunter täglich austauschen und untereinander abstimmen.“
René Troche, Westhouse Consulting
„In großen Unternehmen entscheidet der Einkauf, welche Freiberufler beauftragt werden. Und sie arbeiten in der Regel nur noch mit vier bis fünf Personaldienstleistern zusammen. Mehr Offenheit und Breite findet man in kleinen und mittelständischen Betrieben.“
Stefan Frohnhoff, emagine
„Das Thema Scheinselbständigkeit sorgt sowohl bei Unternehmen als auch bei Freelancern schon seit geraumer Zeit für Unsicherheit.“
Shahin Rejaei Pour, iPAXX
„Ein IT-Experte ist ein Mensch, man kann ihn nicht wie eine Ware bestellen und aus dem Regal holen.“
Maxim Zvezdan Probojcevic, SOLCOM
„Der Markt wächst auch deshalb, weil die Auftraggeber mit der Qualität, die deutsche Freelancer abliefern, sehr zufrieden sind.“
Frank Shams, 1st Solution
"Ich habe den Eindruck, dass ein Freiberufler oft auf einen Skill reduziert wird. Dabei besteht das eigentliche „ Können" darin, ihn mit all seinen „Fähigkeiten" zu bewerten.“