Finanzierung von IT-Firmen

Förderinstrumente - Durchblick im Dschungel

19.01.2012 von Renate Oettinger
Welches finanzielle Förderinstrument am besten zu welchem Unternehmen passt, erläutert Dr. Bernhard Schmid.

In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie mit E-, Bundes- und Landesmitteln Innovationsprojekte vorantreiben können - auch ohne die Budgets der Großunternehmen.

Da die Hausbanken im Zuge der Finanzkrise insgesamt restriktiver agieren und Venture-Capital-Anbieter (VCs) sehr selektiv vorgehen, werden Fördermittel zunehmend attraktiv, wenngleich auch hier die Krisen der vergangenen Jahren Spuren hinterlassen haben. Sichtbares Beispiel ist die Fusion von DtA und KfW zur KfW Mittelstandsbank beziehungsweise die Beinahe-Pleite der IKB, wodurch die staatseigene KfW ihren Anteil von 38 auf 91 Prozent erhöhen musste. Angesichts der Vielzahl der Programme ist diese Konsolidierung zu begrüßen, um einfachere Strukturen zu verschaffen.

Es lohnt sich, eine Schneise in den Fördermittel-Dschungel zu schlagen.
Foto: Christian Pedant - Fotolia.com

Die Palette der Förderung reicht dabei von langfristigen Darlehen zu günstigen Konditionen, Ausfallbürgschaften und Haftungsfreistellungen bis hin zu stillen beziehungsweise offenen Beteiligungen bzw. der Finanzierungs-Unterstützung im Zuge von Nachfolgeregelungen. Entsprechend bietet es sich an, sich unter Einbeziehung eines Beraters durch den Förder-Dschungel lotsen und beim Erstellen der Anträge unterstützen zu lassen. Denn ist ein Formular erst mal aus Unkenntnis falsch ausgefüllt, ist es schwierig, dies zu korrigieren, ohne dass der Eindruck eines "Nachkartens" entsteht.

Dies ist umso wichtiger, als die Förderprogramme laufend den Gegebenheiten der Wirtschaft und Finanzwelt angepasst werden. So wurden zum Beispiel zum 1.4.2011 die Förderprogramme KfW StartGeld und KfW-Kapital für Arbeit und Investitionen eingestellt beziehungsweise teilweise ersetzt. Allerdings hat die Bundesregierung aktuell ein klares Statement für den Innovationsstandort Deutschland abgegeben: Das Bundeswirtschaftsministerium hat aktuell weitere 250 Millionen Euro für ERP-Startfonds bereitgestellt.

ERP-Programme

Es gibt Programme, die auf europäischer Ebene durchgeführt werden (ERP-Programme), und solche, die länder- beziehungsweise bundeslandspezifisch sind. Länder- und Bundesprogramme können dabei zum Teil kombiniert werden. Zudem unterscheiden sich die Programme danach, in welcher Phase das Unternehmen sich befindet: Gründung, etabliertes Unternehmen beziehungsweise Turnaround-Situation.

Dabei werden weder die bestehenden Kreditgeber noch die Unternehmer aus der Verantwortung entlassen. Wenn der Unternehmer nicht an sein Vorhaben glaubt und bereit ist, zum Beispiel auch eine Bürgschaft zu stellen, wieso sollte es der Staat mit Steuergeldern tun? Anders sieht es aus, wenn keine Sicherheiten begeben werden können, da etwa die privaten Mittel bereits darauf verwendet wurden, eine neuartige Idee als Prototypen zu realisieren.

Hausbankprinzip

Dabei gilt vielfach das Hausbank-Prinzip. Das heißt, der Kandidat muss zuerst eine Bank finden, die bereit ist, den Antrag entgegenzunehmen. Diese reicht den Antrag nach Zustimmung an die KfW oder LfA weiter und sorgt für die Ausreichung des Darlehns.

Das ist ein nicht ganz einfaches Unterfangen, da die Banken dafür lediglich eine Marge von rund einem Prozent erhalten. Jedoch erhält die Bank eine Haftungsfreistellung von bis zu 80 Prozent, sodass ein Prozent Marge bei einem auf 20 Prozent begrenzten Risiko wieder interessanter erscheint.

Dabei gilt es, als Unternehmen zum Teil auch noch Aufklärungsarbeit zu leisten, da Fördermittel nicht zum traditionellen Kerngeschäft der Banken gehören. Ein erfahrener Berater kann hier unterstützen. Prinzipiell gilt, dass Sparkassen und sowie Genossenschaftsbanken eine stärkere Affinität und mehr Erfahrung bezüglich Fördermittel haben als andere Kreditinstitute.

Unternehmensgründungen

Derzeit erlebt die IT-Branche eine neue Gründerwelle: Sei es, dass sich Freiberufler zusammenschließen, um ein breiteres Feld abzudecken, sei es, dass Manager im Zuge der Konsolidierung der Branche ein Unternehmertum als valide Alternative ansehen. Dabei handelt es sich um Neugründungen wie auch den (teilweisen) Erwerb über ein Management-Buy-in oder -Buy-out. Beides ist unter bestimmten Voraussetzungen förderungsfähig.

Im Zuge der oben erwähnten Neugestaltung der KfW-Förderstruktur gliedert sich dieser auf in KfW-Gründerkredit - StartGeld und KfW-Gründerkredit Universell.

KfW-Gründerkredit - StartGeld

Für den ersten Anschub gibt es Darlehen als Förderung im Gründerumfeld für kleinere Vorhaben. So können zum Beispiel im Zuge des sogenannten KfW-Gründerkredit - StartGeld (bis drei Jahre nach der Gründung) Kredite bis zu 100.000 Euro mit fünf bis zehn Jahren Laufzeit und maximal ein bis zwei tilgungsfreien Jahren beantragt werden. Es ist "de jure" kein Eigenkapital notwendig, wobei die Hausbank für das Durchreichen bankübliche Sicherheiten fordert, trotz einer 80-prozentigen Haftungsfreistellung vonseiten der KfW.

Finanziert werden zum Beispiel Investitionen in Betriebsmittel, Betriebs- und Geschäftsausstattung, Erstausstattung etc. Nachteilig ist, dass die Programme nicht mit anderen Programmen kombiniert werden können.

ERP-Kapital für Gründung

Bis zu 500.000 Euro werden dabei als eigenkapitalähnliches Nachrangdarlehen gewährt, wobei 15 Prozent aus Eigenmitteln bereitgestellt werden müssen (zehn Prozent in Berlin und in den Neuen Bundesländern).

Dabei können sowohl die Übernahme von Unternehmen/Assets, betriebsnotwendige Investitionen (zum Beispiel Betriebs-/Geschäftsausstattung), Kosten der Markterschließung sowie Beschaffung/Aufstockung des Warenlagers finanziert werden. Wichtig ist dabei, dass der Antrag vor Beginn der Investition gestellt wird. Die Ausreichung erfolgt durch die Hausbank, die von der KfW eine entsprechende Haftungsfreistellung erhält.

Der Zinssatz steigt dabei von derzeit 1,75/ 1,5 Prozent (Alte Bundesländer/Berlin und Neue Bundesländer) in den ersten drei Jahren Jahr auf 3,75/3,5 Prozent ab dem vierten Jahr. Eine weiterer Vorteil aus Liquiditätssicht: Die Rückführung erfolgt zwischen dem 7. und dem 15. Jahr. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass eine Co-Finanzierung durch eine Bank möglich ist.

KfW-Gründerkredit Universell

Soll es noch größer sein? Dann kann der KfW-Gründerkredit auf Basis der EU-Regularien bis zu zehn Millionen Euro bereitstellen für Unternehmen, die jünger als drei Jahre sind.

Ähnlich dem ERP-Kapital wird eine breite Palette abgedeckt - von Firmenübernahmen (Stichwort: Management-Buy-in/-Buy-out) bis hin zu Grundstücken und Lizenzen. Zudem ist eine Kombination (außer mit KfW StartGeld möglich. Bei einer Zinsbindung von zehn Jahren können die Unternehmer wählen zwischen Laufzeiten von fünf, zehn und 20 Jahren, wobei wieder ein, zwei beziehungsweise drei Jahre tilgungsfrei sind und somit den Liquiditätsspielraum vergrößern.

Analog zu den anderen KfW-Varianten sind bankübliche Sicherheiten über die Hausbank zu stellen. Im Gegensatz zu anderen Programmen ist keine Haftungsfreistellung der Hausbank vorgesehen.

Coaching für Gründer

Neben den oben erwähnten Förderoptionen für Unternehmen gibt es Unterstützung für Gründer in Form von Coaching. Anlaufstellen sind hier zum Beispiel die Industrie- und Handelskammern oder regional auch andere (kommunale) Einrichtungen wie Gründerzentren. Auf Basis reduzierter Tagessätze können sich Gründer Know-how von branchenerfahrenen Experten wie etwa dem Autor als langjähriges Jury-Mitglied von MBPW oder GATE einholen, die nicht nur Berufserfahrung, sondern auch umfassende Netzwerke mit einbringen. Und: Die bereits reduzierten Honorare werden entsprechend signifikant bezuschusst.

In den High-Tech-Metropolen haben sich professionelle Gründernetzwerke gebildet, die institutionalisierte Unterstützung in professioneller Weise anbieten. Exemplarisch sind in Süddeutschland Evobis, besser bekannt als Ausrichter des MBPW - Münchner Business Plan Wettbewerb, oder das Garchinger GATE zu nennen, das auch entsprechende Räumlichkeiten für Start-ups bereitstellt.

"Smart Money" für Innovationsvorhaben - High-Tech-Gründerfonds

Aus der Vielzahl von Innovationsprogrammen ist hier exemplarisch der High-Tech-Gründerfonds zu nennen, der von der Bundesregierung ins Leben gerufen wurde, um die Lücke zwischen Business Angels und VCs zu schließen, die sich nach dem Platzen der New-Economy-Blase aufgetan hat. Investiert wird dabei insbesondere in junge, innovative Technologieunternehmen mit Standort in Deutschland - darunter entsprechend viele IT-Unternehmen.

Dabei werden bis zu zwei Millionen Euro Risikokapital bereitgestellt, davon bis zu 500.000 Euro bereits in der ersten Finanzierungsrunde. Zu den Investoren der Public Private Partnership gehören neben dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie die KfW-Bankengruppe sowie die sechs Industriekonzerne BASF, Deutsche Telekom, Siemens, Robert Bosch, Daimler und Carl Zeiss.

Bisher wurden 200 Beteiligungen abgeschlossen, es gab 180 Anschlussfinanzierungen mit einem Volumen von circa 250 Millionen Euro. Die Kriterien sind dabei klar festgelegt: In der Regel sind 15 Prozent Anteile gegen ein initiales Investment von 500.000 Euro abzugeben.

Neben der Gründung spielen der Erhalt und die Stärkung mittelständischer Unternehmen eine wichtige Rolle. Es gilt, Arbeitsplätze zu sichern. Ziel ist es, mittelständische Unternehmen zu unterstützen, damit diese gegenüber den großen Konzernen bestehen können.

KfW-Unternehmerkredit

Über den KfW-Unternehmerkredit sollen Unternehmen mit guter Zukunftsprognose in der Lage sein, größere Investitionen auch dann zu tätigen, wenn sie nur eine geringe Eigenkapitaldecke aufweisen. Im Zuge der Neustrukturierung der KfW Förderstruktur gliedert sich der Unternehmerkredit künftig in einen Programmteil A für Fremdkapitalfinanzierungen und einen Programmteil B für Nachrangkapital.

Das über die KfW-Mittelstandsbank ausgereichte Darlehen von bis zu zehn Millionen Euro Höhe hat eine Laufzeit von fünf bis zehn Jahren bei maximal ein bis zwei tilgungsfreien Jahren. Zudem ist - im Gegensatz zum Gründerdarlehen - eine Kombination mit anderen Programmen möglich.

Gefördert werden größere Investitionsvorhaben wie die Übernahme eines bestehenden Betriebs, der Erwerb einer tätigen Beteiligung oder die Beschaffung/Aufstockung von Material-, Waren- oder Ersatzteillager. Je nach Region wird unter bestimmten Bedingungen bei kleineren Unternehmen eine Haftungsfreistellung von bis 50 Prozent gewährt, sobald das Unternehmen mindestens zwei Jahre alt ist. Da wie bei KfW üblich die Ausreichung über die Hausbank erfolgt, sind entsprechende Sicherheitenstellungen üblich.

Programme aus der Region für die Region

Darüber hinaus gibt es verschiedene regionale Varianten, die Unternehmen in den jeweiligen Bundesländern unterstützen. So hat der Freistaat Bayern mit seinem Isar Valley mit dem Bayerischen Mittelstands-Kreditprogramm (MKP) Maßnahmen aufgesetzt, die Gründer und Investitionen fördern sollen. Die Palette reicht von Vorzugskonditionen bis zur Haftungsfreistellung bis zu 70 Prozent für die durchleitende Bank. Die MKP-Darlehen "Startkredit" und "Investivkredit" lassen sich analog zu den KfW-Programmen mit weiteren Darlehen der LfA (Startkredit 100 beziehungsweise Investivkredit 100) kombinieren, um so eine Finanzierung von bis zu 100 Prozent zu erreichen.

Darüber hinaus gibt es verschiedene Varianten der Technologieförderung, etwa das FuE-Programm Informations- und Kommunikations-Technik, das mit Mitteln aus dem Europäischen Fond für regionale Entwicklung (EFRE) unterstützt wird. Dabei fördert zum Beispiel das bayerische Technologie-Förderungs-Programm der LfA (BayTP), im Teilprogramm Anwendungsvorhaben auch den Einsatz (nicht nur die Entwicklung) von innovativer Technologie unter bestimmten Voraussetzungen. Gefördert werden bis zu 80 Prozent der Kosten für Anschaffung und Einführung der Neuerung, also Investitionskosten, Personal-/Materialaufwand sowie erforderliche Fremdleistung

Während die LfA darlehensseitig aktiv ist, ist die LfA-Tochter BayernKapital auf der Eigenkapitalseite tätig: Bisher wurden etwa 165 Millionen Euro Beteiligungskapital in 200 innovative technologieorientierte Unternehmen wie IT gesteckt; das Volumen der derzeit acht Fonds beträgt rund 200 Millionen Euro. Über offene und stille Beteiligungen über Seedfonds Bayern, Clusterfonds Start Up!, Clusterfonds Innovation beziehungsweise Clusterfonds EFRE Bayern sind Volumina zwischen 250.000 und zwei Millionen Euro (als Co-Investment zu einem Lead-Investor) darstellbar.

Zudem gibt es die Bayerische Regionalförderung sowie die Bürgschaftsbank Bayern, die die Hausbank mit bis zu 80 Prozent von der Haftung freistellen. Warum also nicht als IT-Unternehmen darüber nachdenken, ob das Callcenter in einem Ballungs-Raum oder nicht doch besser in einem strukturschwachen Raum angesiedelt werden soll? Dabei ist nochmals zu bemerken, dass es primär um Neuinvestitionen geht, nicht darum, andere Kreditgeber aus der Verantwortung zu entlassen.

Und last, but not least gibt es auch Unterstützung in wirtschaftlichen Schieflagen, etwa wenn aufgrund eines großen Forderungsausfalls ein Liquiditätsengpass entsteht und Arbeitsplätze gefährdet sind. Unter eng abgestimmten Bedingungen ist es beispielsweise möglich, durch das Konsolidierungsdarlehen eine Umschuldung von kurz- in längerfristige Kredite zu erreichen. So unterstützt die BayBG Turn-arounds mit einem Beteiligungskapital von bis zu einer Million Euro. Voraussetzungen für derartige Konsolidierungsdarlehen sind ein verabschiedetes Konsolidierungskonzept und ein Beitrag aller Beteiligter - des Unternehmers, der Hausbank und der bestehenden Gläubiger.

Fazit

Im Rahmen europaweiter, staatlicher beziehungsweise landesspezifischer Programme gibt es eine Vielzahl von Fördervarianten, von der Gründung über die Innovation bis hin zum Wachstum und zum Turnaround. Erfahrene Berater können dabei Lotsen im Förder-Dschungel sein. Denn ein einmal abgegebener und ggf. formal falsch formulierter Antrag kann schnell zur (dauerhaften) Ablehnung führen. Zudem gilt es auch die Hausbank zu überzeugen und Vertrauen in das Prozedere aufzubauen. (oe)

Der Autor Dr. Bernhard Schmid war knapp 20 Jahren in der IT-Branche tätig und hat in seiner Zeit als Geschäftsführer, Vorstand und Berater über 20 Corporate Finance -Transaktionen im IT-Channel realisiert. Er ist Geschäftsführender Gesellschafter der Global Value Management GmbH (GVM).

Kontakt:

Tel.: 08141 8890-39, E-Mail: bernhard.schmid@global-value-management.de, Internet: www.global-value-management.de