Romantik am Arbeitsplatz

Flirten per Mail und Liebe im Büro

27.01.2024 von Alexandra Mesmer
Ein Blumengruß ist Ihnen zu abgedroschen? Dann versuchen Sie es doch mit einer ausgefallenen Mail. Ein Flirt- und Liebesratgeber für alle Verliebten im Büro.

Ein kleiner Flirt im Büro? Fast jeder Zweite hat es schon getan, fand die Online-Jobbörse Jobs in einer Umfrage heraus.

Ulrike Clasen: "Informatiker sind beim Flirt im Büro im Vorteil. Sie können bei PC- oder ähnlichen Problemen als helfer auftreten."

Ulrike Clasen arbeitete jahrelang als Personalchefin eines Pharmaunternehmens und ist nun als Personalentwicklerin und Coach in Zürich tätig. In ihrer Beraterpraxis hat sie schon oft erlebt, wie Paare Freude, aber auch Frust in den Arbeitsplatz hineingetragen haben, was zu Konflikten führte. Im Gespräch mit der CW verrät Clasen die Spielregeln für die Liebe im Büro - vom ersten Flirt bis zur Trennung.

1. Die Flirtphase: So klappt die Anmache

Gemeinsame Inhalte verbinden: Im Jobumfeld ist es leicht, sich näher zu kommen. Man hat ein gemeinsames Thema, über das man reden kann. Zeigen Sie Interesse am Projekt des Kollegen/ der Kollegin, an den Erfolgen oder auch Misserfolgen. Bald werden Sie merken, ob der andere offen für einen Flirt oder auch mehr ist.

Treten Sie als Helfer auf: Informatiker und IT-Experten sind hier im Vorteil. Sie haben im Büroalltag viele Möglichkeiten, der Auserkorenen bei PC- oder Softwareproblemen zu helfen. Schnell und unkompliziert. Der Tipp von Personalcoach Ulrike Clasen: "Machen Sie sich bei der Person unentbehrlich! Signalisieren sie mit ihrer Handlung "ich tue etwas für Dich!"

Flirten per E-Mail: Kein anderes Kommunikationsmittel unterstützt den Flirt so gut. Man kann flott, witzig oder frech schreiben und erhält im besten Fall sofort eine Reaktion. Aber Achtung: Alles, was Sie in E-Mails schreiben, ist automatisch gespeichert und kann juristisch gegen Sie verwendet werden.

Kantine, Kaffeeküche, Kopierer: In Unternehmen gibt es viele Orte, an denen man sich scheinbar zufällig treffen kann. Nutzen Sie diese Möglichkeiten für einen Flirt, aber vergessen Sie nicht, dass Sie nie alleine sind. Dazu Personalcoach Clasen: " Es ist eine fixe Idee aller Verliebten, dass ihr Umfeld nichts davon merkt. Dem ist aber nicht so. Die Menschen, mit denen man jeden Tag zusammenarbeitet, kennen einen oft besser als man denkt und bemerken Verhaltensveränderungen schnell."

Liebesknigge für IT-Profis
1. Ich finde eine Kollegin aus meinem Team süß. Darf ich sie ansprechen?
Grundsätzlich gilt: Be never "intim" in the team. Falls man nur auf einen Flirt aus ist: Hände weg! Meint man es ernst, am besten mit einem Lächeln austesten, ob die Sympathie auf Gegenseitigkeit beruht. Falls Ihre Angebetete auch wirklich noch zu haben ist (Infos einholen!), könnte man mit einem unverfänglichen Kaffee in der Kantine starten. Von Jobthemen dann langsam zu Hobbys und Privaterem wechseln, und wenn es gut läuft, ein nächstes Treffen vorschlagen.
"Man steht schnell im Verdacht, sich durch eine Beziehung mit dem Chef...
... einen Vorteil für die Karriere verschaffen zu wollen", so Lisa Fischbach. Beim Liebesaus leiden die Betroffenen durch das Abhängigkeitsverhältnis doppelt - privat wie beruflich.
3. Ich habe eine Affäre im Büro und will sie beenden.
Ein schwerer Schritt - ähnlich wie eine Kündigung. "Die Trennung zwischen Kollegen birgt noch mehr Schmerz in sich als bei anderen Liebespartnern", erklärt Psychologin Scheidt. "In den Liebeskummer mischt sich die Sorge, dass man weiter mit dem Ex zusammenarbeiten muss - oder sogar die Furcht, dass der andere einen seine Macht im Job spüren lassen wird."
Bei einem schwerwiegenden Leistungsabfall ist die Abmahnung das Mittel der Wahl.
"Nachdem Verliebtsein und Liebeskummer regelmäßig nur vorübergehende Zustände sind, dürfte es in der Regel damit sein Bewenden haben", sagt Arbeitsrechtler Helmut Krause. Verbessern sich danach die Leistungen aber nicht, kann sogar die Kündigung drohen.
5. Ein Kollege bittet mich um ein Date, aber ich finde ihn nur nett ...
Hier ist Diplomatie gefragt. "Aus Angst vor Spannungen und Kränkungen fällt vielen der Korb unter Kollegen noch schwerer als im Privatleben", weiß Fischbach. Nur zum Gefallen mit dem Kollegen auszugehen, schüre falsche Hoffnungen.
6. Ich merke, dass sich zwischen zwei Kollegen etwas anbahnt. Einmischen oder nicht?
Unbedingt raushalten - "zumindest so lange, wie das Gleichgewicht des Teams durch die Liaison nicht gestört wird", rät Psychologin Scheidt. Hat man das Gefühl, die beiden verbünden sich gegen den Rest des Teams, heißt es: Samthandschuhe rausholen und eine Aussprache suchen. In dem Gespräch gilt es, die eigenen Befürchtungen anzuführen und gemeinsam zu überlegen, wie eine Neujustierung des Teams aussehen könnte. Falls die Betroffenen mauern, den Teamleiter zu Rate ziehen. Wichtig: "Es geht nicht darum zu bewerten, sondern nur die Produktivität des Teams aufrechtzuerhalten", so Scheidt.
Die Angebaggerte ist im Recht,...
... sollte aber alle Avancen verbal und körpersprachlich ablehnen. Hört die Anmache nicht auf, kann man den direkten Vorgesetzten oder den Betriebsrat einschalten. Für schwerwiegende sexuelle Übergriffe wie Busengrapschen ist die strafrechtliche Verfolgung vorgesehen. Der Täter muss damit rechnen, dass sein Arbeitsverhältnis gekündigt wird. Schon bei mittelschweren Fällen ("Ich würde gern mit Ihnen morgen frühstücken...") drohen neben Strafanzeige und Kündigung die Abmahnung und die Versetzung.
Job-Coach Brigitte Scheidt rät:
"Wenn die Männer merken, dass ihre Kollegin sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt, verlieren sie zuweilen schnell den Spaß an ihrem Macho-Gehabe."
9. Wann sollte ich eine Liebesbeziehung zu einem Kollegen öffentlich machen?
Nicht zu früh! Schließlich will man keine schlafenden Hunde wecken. Coach Fischbach rät, so lange abzuwarten, bis es ernst ist in der Beziehung. Ausnahme: Wenn Gerüchte kursieren und der Flurfunk in vollem Gang ist. "Dann ist weiteres Stillhalten kontraproduktiv und Offenheit angebracht", so die Beziehungsexpertin. Empfohlenes Vorgehen: Erst den Vorgesetzen kurz und sachlich informieren, dann die Kollegen, mit denen man direkt zusammenarbeitet. "Sich dabei nicht verpflichtet fühlen, private Details zu erzählen", empfiehlt Fischbach. "Die Fakten reichen."
10. Ich muss mit meinem Ex zusammenarbeiten.
Herzliches Beileid! Solch eine Situation wünscht sich niemand. "Sind beide Seiten darüber hinweg, dürfte die Zusammenarbeit möglich sein", glaubt Scheidt. Wenn nicht, empfiehlt die Psychologin die Versetzung in eine andere Abteilung. "Dort kann man befreit von privaten Verwicklungen frisch anfangen." Der Vorgesetzte kennt oder ahnt vermutlich den Grund für das Versetzungsanliegen. Falls nicht, reicht es, von "privaten Gründen" zu sprechen oder aber andere berufliche Belange vorzuschieben. Alles sollte professionell über die Bühne gehen, ohne private Wunden aufzureißen. "Job ist Job, und Ex ist Ex", so Scheidt. "Beides sollte man voneinander trennen."
Diplompsychologin Brigitte Scheidt empfiehlt einen Realitätscheck:
"Männer deuten reine Freundlichkeit der Frau oft als Zustimmung zu ihrer Person", so die Familientherapeutin. Daher sollten sie an Körpersprache und Gesten herausfinden, ob die Herzensdame wirklich an ihnen interessiert ist - oder vielleicht nur an dem vorgeschlagenen Kinofilm. Gutes Indiz: Wer körperlichen Kontakt zulässt, hat oft mehr als rein freundschaftliches Interesse. Wer seine Hand dagegen bei einer Berührung wegzieht, will nur ein Kumpel sein.
2. Mein neuer Chef ist genau mein Typ.
Eine Affäre mit Vorgesetzten führt meist zu Ärger und kann sogar den eigenen Arbeitsplatz gefährden. "Wer solch einen Flirt anfängt", so Beziehungs-Coach Lisa Fischbach, "sollte vorher prüfen, ob er in der Lage ist, die Konsequenzen psychisch auszuhalten." Die sind nicht ohne. Lästereien, Ausgrenzungen, Mobbing: Kollegen kennen kein Pardon.
Wichtig ist, klar und wertschätzend mit dem Partner zu sprechen.
Nicht herumeiern! Sich kein Hintertürchen offen lassen! Keine schmutzige Wäsche waschen! Alles würde im privaten Seelen- und beruflichen Arbeitsleben zu zusätzlichen Verwicklungen führen.
4. Die Leistungen eines Teammitglieds lassen wegen Liebeskummers nach.
In einem Vier-Augen-Gespräch sollten Vorgesetzte den Mitarbeiter auf seine Performance ansprechen und ihn um eine Erklärung aus seiner Sicht bitten. "Spricht er von sich aus den Liebeskummer an, so zeigen Sie Verständnis. Verschweigt er den Grund, so respektieren Sie dies", sagt Scheidt. "In jedem Fall aber müssen Sie ihn auf die beruflichen Belange hinweisen."
Freundlich, abder deutllich ablehnen
Die Beziehungsexpertin Lisa Fischbach empfiehlt, ein freundliches Dankeschön für die Einladung mit dem Hinweis auf andere Verpflichtungen zu verbinden. Wer dreimal einen Korb bekommen hat, sollte diesen Wink mit dem Zaunpfahl verstanden haben.
7. Ein Mitglied der Geschäftsführung belästigt mich.
Hier gilt kein Pardon. "Sexuelle Belästigung beginnt in dem Augenblick, in dem das Gegenüber die Ansprache als unangenehm empfindet. Es kommt nicht darauf an, ob der Unmut über eine entsprechende Äußerung zum Ausdruck gebracht wird oder nicht", erklärt Rechtsanwalt Krause.
8. Als einzige Frau im Männerteam muss ich mir Macho-Sprüche anhören.
Da hat jede Frau ihre eigene Waffe. Erlaubt ist, was wirkt - vom Ignorieren und Zulegen eines dicken Fells bis zu rhetorischen Kontern aller Art ("Das soll lustig sein?"; "Was hast du für ein Problem?"; Erzählen von männerfeindlichen Witzen). Stacheln ein, zwei Anführer die Gruppe an, gibt es Sinn, sich Verbündete gegen die Wortführer zu suchen.

2. Die Beziehungsphase: Arbeit und Liebe trennen

"Hurra, wir sind ein Paar": Diese frohe Botschaft sollte man erst im Büro verkünden, wenn die Aufbauphase der Beziehung abgeschlossen ist und man eine gemeinsame Zukunft plant. Ruhig die ersten drei Monate den Ball flach halten und schweigen.

Küssen verboten: Küsse und andere Zärtlichkeiten sollte man im Büro unterlassen. Sonst signalisiert man, dass man Arbeit und Liebe nicht trennen kann. Leistung und Präsenz dürfen nicht leiden. Auch fühlen sich Kollegen leicht ausgeschlossen.

Das Unternehmen und die Kollegen nicht vergessen: Frisch Verliebte blenden ihr Umfeld gern aus und beschäftigen sich am liebsten mit sich selbst. Am Arbeitsplatz ist das aber gefährlich, wenn man den Fokus des Unternehmens verliert und sich auch vom sozialen Leben im Büro separiert.

Wenn der Chef mit der Sekretärin anbandelt, sind die Probleme programmiert. Dazu Personalcoach Clasen: " Die Mitarbeiter vertrauen der Sekretärin nicht mehr, und der Chef erwartet von seiner Partnerin auch im Job mehr." Bei einer solchen Konstellation sei es zu überlegen, ob nicht besser die Sekretärin die Abteilung wechseln kann oder sich einen neuen Job in einem anderen Unternehmen sucht. Die Erfahrung zeige, dass vor allem Frauen in solchen hierarchisch ungleichen Beziehungen oft den Kürzeren ziehen.

fallstricke
Liebe im Büro
gibt es häufig. Jede dritte Ehe wird dort angebahnt. Doch auf dem Weg zum großen Glück liegen viele Fallstricke. Schauen Sie selbst.
Flirten per E-Mail
ist beliebt und gefährlich. Nicht vergessen, jede E-Mail kann gespeichert werden und als Beweisstück dienen.
Verliebt in den Chef
Wer sich in seinen Chef verliebt, sollte sich besser nach einem neuen Job umsehen oder die Hände von dem Mann lassen. Macht man ihm dennoch Avancen, die er dann ablehnt, ist es kaum mehr möglich, zusammen weiterzuarbeiten.
Auf rosa Wolken
schweben Verliebte oft, blenden ihr Umfeld ganz und gar aus und separieren sich. Im Büro kommt das gar nicht gut an, die anderen Kollegen fühlen sich sonst ausgegrenzt.
"Hurra, wir sind ein Paar"
Diese frohe Botschaft sollte man erst im Büro verkünden, wenn die Aufbauphase der Beziehung abgeschlossen ist und man eine gemeinsame Zukunft plant. Ruhig die ersten drei Monate den Ball flach halten und schweigen.
Küsse in der Kaffeeküche
sind tabu, auch wenn Kollegen offiziell ein Paar sind. Zärtlichkeiten im Büro sind nicht gern gesehen. Arbeit und Liebe sollten getrennt werden, selbst wenn es schwer fällt.
Ausheulen am Arbeitsplatz
Ist die Beziehung zum Kollegen/ zur Kollegin in die Brüche gegangen, darf man sich nicht bei anderen Kollegen ausheulen oder über den Ex lästern. Eine kurze Information über das Ende der Beziehung reicht, ohne Angabe von Gründen!

3. Das Liebes-Aus: So wahren Sie Ihr Gesicht

Sachliche Information: Ist eine Liebesbeziehung unter Kollegen zu Ende, sollte man sachlich und knapp darüber informieren. Bitte keine Angaben dazu, warum es auseinander gegangen ist.

Ausheulen am Arbeitsplatz oder über den Ex-Partner bei Kollegen lästern ist ein absolutes Tabu. Dazu Personalexpertin Clasen: "Hier zeigt sich oft der wahre Charakter einer Person."

"Am Anfang schon an das Ende denken": Auch wenn es hart klingt. So empfiehlt Clasen allen Paaren im Büro, sich eine "gute Exit-Strategie" zurechtzulegen. Allerdings schaffen dies die wenigsten Paare. Besonders problematisch sind auch hier wieder Beziehungen zwischen Chef und Mitarbeiterin. Meist muss letztere nach dem Beziehungs-Aus auch das Unternehmen verlassen.

4. Buchtipp für alle E-Mail-Flirter

Sie kommunizieren gern per Mail und lieben das Spiel mit der Sprache? Dann werden Sie Daniel Glattauers Romane "Gut gegen Nordwind" und "Alle sieben Wellen" verschlingen.

Die Liebesgeschichte von Emmi und Leo in Glattauers Roman "Gut gegen Nordwind" beginnt unspektakulär. Emmi möchte per Mail das Abo der Zeitschrift "Like" kündigen, vertippt sich und ihre Mails landen bei Leo Leike. Der klärt sie irgendwann über ihren Fehler auf, sie schreiben sich aber weiter. Zwei fremde Menschen spielen mit Worten und Begriffen und kommen sich über die Sprache immer näher, ohne sich zu sehen.

Als Leser wird man schnell hineingezogen in diese scheinbar unverbindliche Vertrautheit im Schutz der virtuellen Welt, immer kürzer werden die Reaktionszeiten auf die E-Mails, immer rasanter das Tempo des E-Mail-Dialogs. Man kann sich dem kaum entziehen und muss diesen spritzig-leichten Liebesdialog am Stück durchlesen. Zwei oder drei Stunden später ist man dann wieder ansprechbar.

"Schreiben Sie mir Emmi. Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." schreibt Leo in einer Mail. Nach der Lektüre von "Gut gegen Nordwind" kann man nur sagen: Der Mann hat recht. Allen, die davon nicht genug kriegen können, sei auch die Fortsetzung von Emmi und Leo empfohlen: Mit seinem Roman "Alle sieben Wellen" gelingt dem österreichischen Autor und Journalisten Glattauer ein seltenes Kunststück: Der zweite Teil hält die Spannung und das Tempo des Vorgängers. Der Leser fiebert auch hier mit den Protagonisten mit und fragt sich: Werden sich Leo und Emmi in der realen Welt treffen? Werden Sie sich kriegen, obwohl Emmi verheiratet ist und zwei Stiefkinder hat?

Fazit

Eine Geschichte über eine E-Mail-Liebe, die klug statt kitschig geschrieben ist und die Frauen wie Männer anspricht. Selbst solche, die normalerweise wenig Bücher lesen.