Arbeitsmarkt

Firmen wollen einen guten Eindruck machen

05.12.2011 von Ina Hönicke
Firmenbewerbertage haben wieder Konjunktur. Beratungshäuser wie Capgemini wollen beim Nachwuchs als sympathische Unternehmen mit netten Kollegen und spannenden Jobs punkten.

Softwareexperten sowie IT-Management-Berater liegen gut im Job-Rennen. Sowohl Beratungshäuser als auch Anwenderunternehmen sind auf der Suche nach hochkarätigen Kandidaten. Allein Capgemini will hierzulande mehrere hundert Experten - davon ein Großteil IT-Berater und Softwareingenieure - einstellen. Personalchef und Geschäftsführer Sven Breipohl setzt auf "sachliche Information, Interaktion und Offenheit". Nach seiner Erfahrung geben spannende Arbeitsinhalte und sympathische Kollegen bei der Entscheidung für den künftigen Arbeitgeber fast immer den Ausschlag.

Auch wenn qualifizierte IT-Fachleute derzeit rar sind, verabschiedet sich Capgemini nicht von seinen hohen Anforderungen. Neben Fachkompetenz legt das Unternehmen großen Wert auf Kommunikations- und Moderationsfähigkeit. Schließlich werde in der Softwareentwicklung die Zusammenarbeit mit Kollegen aus allen Teilen der Welt immer wichtiger.

Sven Breipohl, Capgemini: "Die gegenseitigen Erwartungen werden ehrlich besprochen."
Foto: Capgemini

Das IT-Beratungsunternehmen setzte in diesem Jahr zusätzlich zu den gängigen Rekrutierungsinstrumenten wie Hochschulpatenschaften, Teilnahme an Bonding-Messen sowie Einladungen von Professoren und Studenten in die Unternehmensniederlassungen auf ein neues Format.

Im Juli dieses Jahres fand in München erstmals die "Expedition" mit rund 120 Teilnehmern statt. Externe Referenten und Capgemini-Experten beleuchteten in Vorträgen und Diskussionsrunden das Thema "Technologie im Wandel - Herausforderungen des Software-Engineering in den nächsten Jahren". Zwischen den Vorträgen gab es Gespräche zwischen Mitarbeitern und interessierten Hochschulabsolventen. Aufgrund des Feedbacks durch die Teilnehmer entschloss sich Capgemini, zusätzlich halbtägige Workshops in weiteren Niederlassungen anzubieten und die Studenten an echten Kundenprojekten mitarbeiten zu lassen. Die Praxis-Workshops finden in diesem Jahr noch in Frankfurt am Main und Hamburg statt.

"Während der Praxis-Workshops in unseren Büros können die Young Professionals erleben, wie facettenreich das Arbeiten als Softwareingenieur und IT-Berater ist", wirbt Breipohl. Dabei bekämen die Studenten nicht nur einen Vorgeschmack, wie das Unternehmen inhaltlich arbeitet, sie hätten außerdem die Möglichkeit, die potenziellen Kollegen und die Kultur kennen zu lernen: "Der Dialog mit bis zu 30 Teilnehmern wird an jedem Standort an erster Stelle stehen."

Wenn die Capgemini-Mitarbeiter von den Studenten gefragt werden, warum sie sich für diesen Arbeitgeber entscheiden sollen, nennen die Berater vor allem drei Punkte: Zum einen suche das Unternehmen den technisch vielseitigen IT-Experten. Dabei handle es sich um Softwareprofis, die bewusst ein IT-Entwicklungsprojekt von A bis Z durchlaufen wollen, vom ersten Fachkonzept bis später zum Testen und zur Abnahme durch den Klienten. "Was Capgemini sucht und was wir zu bieten haben, wird mit den Kandidaten ehrlich besprochen", meint Breipohl. Schließlich gebe es Bewerber, die lieber lokal, und andere, die lieber international tätig sein wollten. Ersteres sei im Software-Engineering möglich. Die entscheidenden Gespräche würden in der entsprechenden Niederlassung mit den künftigen Kollegen geführt.

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Wer sind die beliebtesten 30 IT-Arbeitgeber 2011?
Fast 7000 Informatikstudenten haben im "Trendence Graduate Barometer German IT " ihre Stimme abgegeben. Auf Platz 30 ist Accenture gelandet und damit die am besten platzierte IT-Beratung in dem Ranking, das insgesamt über 100 Plätze umfasst. Sehen Sie nun die Top 30 der IT-Arbeitgeber!
Auf Platz 29 folgt das ....
Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, kurz DLR.
Den Reiz der Forschung....
übt auch das deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz auf Nachwuchsinformatiker auf. In diesem Jahr schaffte es die renommierte Einrichtung mit mehreren Standorten in Deutschland auf Platz 28.
Nvidia, mit Hauptsitz im kalifornischen Santa Clara,...
.. ist einer der größten Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen für Computer und Spielkonsolen. Auf Platz 27 der beliebtesten Arbeitgeber.
Jeder schaut Fernsehen...
...warum sollte dann ein Fernsehsender wie ProSiebenSat1 nicht ein attraktiver Arbeitgeber sein. Die private Sendergruppe hat es auf Rang 26 geschafft.
Oracle.....
...ist einer von vielen amerikanischen IT-herstellern, die beim deutschen Informatiknachwuchs hoch im Kurs stehen. Platz 24.
Abenteuer Forschung...
Auch die Max-Planck-Gesellschaft ist für den IT-nachwuchs eine wichtige Adresse, wenn es um den Berufsstart geht. Platz 24.
Die Lufthansa Systems...
hat im Vergleich zum Vorjahr vier Plätze verloren und findet sich nunmehr auf Rang 23 des Trendence-Rankings wieder.
EADS auf Platz 22...
...gehört auch für Informatiker schon seit Jahren zu den 30 beliebtesten Arbeitgebern.
Bosch ist....
...nicht nur für Ingenieure ein attraktiver Arbeitgeber, sondern auch für informatiker. Platz 20.
Harald Esch, Deutschland-Chef von Adobe,....
...kann sich nicht so recht freuen. Sein Unternehmen fiel in der Gunst der deutschen informatikstudenten: Von Platz 14 auf Platz 20.
Volkswagen....
...ist Deutschlands größter Automobilhersteller und landet beim IT-Nachwuchs auf Platz 18. Sieben Plätze besser als noch 2010.
Intel....
...ist weltweit der größte Prozessorhersteller. In diesem Jahr auf Platz 18.
Die Deutsche Telekom....
...sponsort nicht nur den FC Bayern, sondern investiert auch viel in das Recruiting. Das wird vom IT-Nachwuchs honoriert. Ein steiler Aufstieg von Platz 29 im Vorjahr auf Platz 17 in 2011.
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik....
...kurz BSI ist für Informatikstudenten eine feste Größe, seit Jahren unter den Top 20, in diesem Jahr auf Platz 16.
Die Welt der Computerspiele.....
scheint den Nachwuchs magisch anzuziehen. Elektronic Arts (Platz 15) ist einer von drei Spieleherstellern unter den Top 30.
Gutes Produkt = guter Arbeitgeber
Diese Rechnung geht auch für Daimler auf. Die Informatikabsolventen wählten den schwäbischen Autokonzern auf Platz 14.
Amazon...
..ist das größtes Online-Kaufhaus und stieg in diesem Jahr neu auf Platz 13 ein.
Spielehersteller Crytek...
...ist in diesem Jahr der steilste Aufsteiger: von Platz 24 auf 11. Personalfrau Andrea Hartenfellner macht dafür die Veröffentlichung des Titels "Crysis 2" und das spannende, international geprägte Arbeitsumfeld verantwortlich.
Der Reiz des Geheimen....
zieht Informatiker zum BND. Der Bundesnachrichtendienst ist die Behörde, die mit Abstand am besten im Ranking platziert ist. Der BND ist auch auf diversen Recruitingveranstaltungen präsent.
Schnelle Autos....
machen nicht nur Männer sexy, sondern auch Arbeitgeber. Porsche schaffte in diesem Jahr den Sprung unter die Top Ten.
Auf Platz 9 folgt mit BMW...
ein weiterer Automobilkonzern, der auch 2010 schon unter den Top Ten war.
Audi....
...ist für Wirtschaftswissenschaftler und Ingenieure der Traumarbeitgeber, aber auch bei Informatikern können die Ingolstädter punkten. Platz acht und in diesem Jahr erstmals einen Platz vor BMW.
Siemens-Chef Peter Löscher....
...kann mit dem siebten Platz seines Konzerns eigentlich nicht zufrieden sein. Noch vor zehn Jahren führte Siemens das Ranking an. Für Informatiker ergeben sich hier aber auch deutlich weniger Chancen, nachdem die TK- und IT-Sparten ausgelagert beziehungsweise geschlossen werden.
Die Fraunhofer Gesellschaft....
mit ihren vielen Forschungseinrichtungen war für Informatikstudenten schon immer ein attraktiver Arbeitgeber, in diesem Jahr auf Platz 6 des Trendence-Rankings.
Microsoft...
..auf Platz vier in diesem Jahr wurde schon mehrfach als guter Arbeitgeber ausgezeichnet. Für junge Leute hat der Softwarehersteller auch ein gut dotiertes Traineeprogramm im Angebot.
SAP ist immer noch....
der größte deutsche Softwarehersteller. Für den IT-Nachwuchs war er früher der Traumarbeitgeber, mittlerweile ist er auf dem dritten Platz gelandet.
IBM...
hat nicht nur den Supperrechner Watson entwickelt, sondern ist auch für Informatiker eine feste Größe und behauptet sich seit Jahren auf Platz 2.
And the winner is...
im vierten Jahr in Folge Google. Für fast jeden vierten Informatikstudenten ist der Internet-Konzern der Traumarbeitgeber.

Mentor als Startbegleiter

Als weiteren Vorteil sieht er, dass das Unternehmen an aktuellen und zukunftsweisenden Themen zu Telematik und Cloud Computing arbeitet. Um die jungen Leute dabei zu unterstützen, rasch Fuß zu fassen, steht ihnen in den ersten Monaten ein Mentor zur Seite. Darüber hinaus werden sie in Infoveranstaltungen und Trainingskursen auf den neuesten Stand gebracht.

Victoria Richter erhielt wie alle Neueinsteiger bei Capgemini in den ersten Monaten einen Mentor zur Unterstützung.
Foto: Privat

Dass Capgeminis Rekrutierungsaktivitäten fruchten, beweist Victoria Richter. Die Informatikerin hat sich nach ihrer Teilnahme an der Expedition 2011 in München und dem späteren Besuch in der von ihr bevorzugten Frankfurter Niederlassung entschieden: "Als ich durch die Büroräume ging und die potenziellen Kollegen kennen lernte, habe ich mich sofort wohlgefühlt."

Auf dem Workshop beeindruckte die Informatikerin besonders die offene Art und Weise, in der eine Mitarbeiterin ihr das Unternehmen vorstellte. Auch der Austausch mit Studenten aus ganz Deutschland sei interessant gewesen. Eher aus Neugier besuchte Richter danach noch weitere Recruiting-Veranstaltungen: "Letztlich hatte ich mich da bereits für Capgemini entschieden." Wenige Wochen nach dem Kurzinterview auf dem Münchner Recruiting-Event erhielt Richter die Zusage, vier Monate später hatte die Informatikerin ihren ersten Arbeitstag. (hk)

Bewerben
Bewerbungsgespräch
"Warum sollen wir gerade Sie einstellen?" Als Bewerber zahlt es sich aus, auf diese Frage im Vorstellungsgespräch vorbeireitet zu sein. Was Sie sonst noch über eine erfolgreiche Bewerbung wissen sollten, das sagt Ihnen Cornelia Riechers, Autorin des paradoxen Bewerbungsratgebers "So bleiben Sie erfolgreich arbeitslos.", in den folgenden zehn Tipps.
Traumberuf
Der erfolgreiche Bewerber weiß, was er will. Er hat das, was er am allerliebsten tut, zu seinem Beruf gemacht. Die Freude an seiner Arbeit gibt ihm immer genug Kraft, um sich und seine Familie damit zu ernähren, auch in schlechten Zeiten. Wenn er in einer Firma seinen Job verliert, findet er im Handumdrehen etwas Neues oder macht sich selbständig.
Eigeninitiative
Der erfolgreiche Bewerber wartet nicht, wie der Mann auf dem Bild, bis jemand an seiner Haustür klingelt und ihm seinen neuen Job auf dem Silbertablett serviert. Er wird selbst aktiv und setzt alle Hebel in Bewegung. In seine Bewerbungskampagne investiert er genauso viel Arbeit wie in eine Vollzeitanstellung. Rückschläge verkraftet er gut, weil er immer mehrere Eisen im Feuer hat.
Zielgerichtete Bewerbung
Der erfolgreiche Bewerber sieht ein Unternehmen nicht als Anlaufstelle für seine Versorgungsansprüche. Vielmehr agiert er wie ein Verkäufer, der dem Arbeitgeber einen Nutzen bietet und dafür eine Vergütung erhält. Er zeigt dem Unternehmen, was er leisten kann, um dessen Umsätze und Gewinne zu steigern.
Selbstpräsentation
Der erfolgreiche Bewerber knausert nicht und übertreibt nicht. Sein Foto misst etwa sechs mal neun Zentimeter, seine schlichte, praktische Bewerbungsmappe umfasst maximal sieben bis zehn Dokumente. Sein Anschreiben passt auf ein Blatt; sein Lebenslauf darf sich über zwei bis drei Seiten erstrecken. Beim Vorstellungsgespräch tritt er bescheiden, jedoch nicht unterwürfig auf und strahlt Selbstvertrauen aus, ohne arrogant oder anmaßend zu wirken. Achten Sie auf Ihre Körperhaltung: verkrampfte Hände und unruhige Füße wirken unsicher.
Stärken und Schwächen
Der erfolgreiche Bewerber besinnt sich auf seine besonderen Stärken. Dann findet er heraus, welche Unternehmen Bedarf an seinem Können haben. An diese wendet er sich, lange bevor sie ein Stellenangebot veröffentlichen. So erschließt er den verdeckten Stellenmarkt und verschafft sich dadurch Vorteile.
Wege zum Markt
Der erfolgreiche Bewerber kennt mehr als einen Weg zum neuen Job. Er reagiert auf Angebote in Printmedien und Internet-Jobbörsen, er schaltet auch ein eigenes Stellengesuch. Die Möglichkeiten der Agentur für Arbeit schöpft er aus, einschließlich der angeschlossenen Institutionen wie ZAV (Zentrale Auslands- und Fachvermittlung). Er geht von selbst auf Firmen zu, nicht nur per Telefon, Brief und E-Mail, sondern auch persönlich. Sein berufliches und privates Kontaktnetzwerk nutzt er, um seinen Aktionsradius zu erweitern. Und er optimiert seinen Auftritt mit der Unterstützung eines Outplacement- oder Karriereberaters.
Bewerbungsmappe
Der erfolgreiche Bewerber gestaltet seine Bewerbungsunterlagen so, dass der Arbeitgeber seine Eignung für den angestrebten Job erkennt. Er legt den Schwerpunkt auf diejenigen Erfahrungen und Kompetenzen, die ihn dafür qualifizieren.
Anschreiben
Der erfolgreiche Bewerber befasst sich gründlich mit einem Stellenangebot, bevor er es beantwortet. Seine Analyse beginnt ganz oben, bei der Selbstdarstellung des Unternehmens und der Beschreibung der Aufgaben. Er versteht, worauf es bei der ausgeschriebenen Position ankommt, und arbeitet in seinem Anschreiben Punkt für Punkt alles ab, was er in Bezug auf die Anforderungen zu bieten hat. Dabei vergisst er auch seine Englisch- und IT-Kenntnisse nicht.
Vorstellungsgespräch
Im Vorstellungsgespräch zeigt der erfolgreiche Bewerber, dass er sich mit seinem zukünftigen Unternehmen und seiner Tätigkeit dort intensiv beschäftigt hat und dass er die anstehenden Aufgaben lösen kann. Außerdem spürt man seine Freude an genau dieser Arbeit, deshalb hat er die Nase vorn und kann die Konkurrenz ausstechen.
Einarbeitungszeit
In der Probezeit achtet der erfolgreiche Bewerber vor allem darauf, sich in das bestehende Team einzufügen. Er weiß, dass sein Erfolg nur zu zwanzig Prozent von seinen fachlichen Leistungen abhängt. Weil er dafür sorgt, dass sein Chef und seine neuen Kollegen ihn mögen, umgibt ihn automatisch auch der Nimbus des Tüchtigen.

Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.