Fiducia IT nimmt Kurs auf SOA

09.11.2006
Mit seinem Java Banking Framework bewegt sich die Karlsruher Fiducia-Gruppe, der IT-Dienstleister für rund 850 Volksbanken und Raiffeisenbanken, in Richtung Service-orientierte Architekturen.
Klaus-Peter Bruns, Fiducia IT AG.

Im Rahmen des Projekts "Horizon" modernisiert das Unternehmen schon seit längerem seine Core-Banking-Systeme. Die Grundlage bildet eine Java-basierende Banking Platform (JBF). Ob es sich dabei bereits um eine "echte" SOA oder schlicht um ein Java-Framework handelt, dürfte unter Experten umstritten sein. Dennoch haben die Banker mit dem ambitionierten Vorhaben bereits einige Grundprinzipien Service-orientierter Architekturen umgesetzt, wie Fiducia-Vorstand Klaus-Peter Bruns im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE erläuterte.

Ausgangspunkt des Vorhabens waren demnach fachliche Domänen, wie beispielsweise der Zahlungsverkehr, die im Fiducia-Jargon "Bündel" heißen. In diesen Domänen finden sich so genannte CBX-Module, sprich fachliche Services auf Basis des JBF-Frameworks, die sich mehrfach verwenden lassen. "Wir stellen derzeit rund 720 fachliche CBX-Module zur Verfügung", so Bruns. Hinzu kämen zahlreiche technische Service-Komponenten. Auffinden und nutzen ließen sich die Software-Services über ein zentrales Verzeichnis.

"Im Prinzip handelt es sich bei JBF um eine reinrassige SOA", wirbt Gernot Nolte, frisch gekürter Leiter der Anwendungsentwicklung bei Fiducia. Das Framework umfasst demzufolge zwei Kernkomponenten: Zum einen ein Vorgehensmodell für die fachliche Servicemodellierung, zum anderen einen Baukasten für Softwareentwickler. Letzterer beschreibt verbindliche Vorgaben, mit dem die Fiducia einheitliche Designmethoden und -techniken im Bankenverbund durchsetzen will.

Dem Idealbild einer SOA entspricht das bereits Ende 1998 initiierte JBF-Vorhaben indes nur teilweise. So fehlen beispielsweise die von vielen Experten propagierten Orchestrierungsfunktionen, mit deren Hilfe sich einzelne Services quasi per Mausklick zu "Composite Applications" oder neuen Geschäftsprozessen kombinieren lassen sollen. Die Fiducia steht diesem Szenario, das vor allem Softwarehersteller gerne zeichnen, kritisch gegenüber. Bruns: "SOA ist ja eigentlich nichts Neues." Im Prinzip verberge sich dahinter eher eine Haltung, verbunden mit einer klar definierten Methodik.

Dass vor allem deutsche Finanzdienstleister dem Thema noch zurückhaltend gegenüber stehen, erklärt er mit deren monolithischen IT-Strukturen, die in weiten Teilen noch aus Mainframe-Systemen bestehen: "SOA hat etwas mit Loslassen zu tun." Den Banken hierzulande sei es lange Zeit "viel zu gut" gegangen. Mittlerweile aber steige der Veränderungsdruck. (wh)