Realtime-Optimierung in der Produktion

Fertigungsplanung verfeinert

16.03.2004 von Meinolf Droege
Wolf Werkzeugtechnik investiert in Advanced Planning and Scheduling (APS), um die Effizienz der Fertigung zu verbessern.

DIE EINFÜHRUNG der Planungsmethodik APS bei der 150 Mitarbeiter starken Unternehmensgruppe Wolf im saarländischen Bruchmühlbach hat ein klares Ziel: Sie soll die unter hohem Kosten- und Zeitdruck stehende Neuanfertigung komplexer Werkzeuge einschließlich Beschichtung weiter beschleunigen. Kerngeschäftsfeld der kleinen Unternehmensgruppe ist das Entwickeln, Anfertigen und Nachschleifen spanender Werkzeuge, besonders von Fräsern aller Komplexitätsgrade.
Das Besondere an Planungen nach der APS-Systematik: Es werden nicht nur Maschinen oder Maschinenbediener verplant, sondern beispielsweise auch Einrichter. Jede Planung ist nämlich hinfällig, wenn drei Maschinen gleichzeitig stehen, weil nur ein Einrichter verfügbar ist.
Dieses Vorgehen erfordert vor allem detaillierte Datenstrukturen. Arbeitspläne, Sollzeiten und andere Stammdaten lagen bei Wolf im ERP-System Proalpha weitgehend aktuell und vollständig vor - allerdings nicht detailliert genug. In Gesprächen mit den Verantwortlichen wurden deshalb zunächst Gruppen von Mitarbeitern mit vergleichbaren Qualifikationen und Arbeitszeiten, von gleichwertigen Maschinen sowie Regeln für einzelne Arbeitsgänge definiert. Beispielsweise sind Abhängigkeiten zwischen Zahl der Mitarbeiter je Tageszeit oder Wochentag und Seriengrößen bei der Terminplanung zu berücksichtigen. Damit können auch die bei Wolf schon seit mehreren Jahren praktizierten mannarmen oder mannlosen Schichten mit CNC-Schleifzentren und Ladertechnologie in die Planung einbezogen werden.

Termine besser im Griff

Wichtigstes Mittel zur Kundenbindung ist bei Wolf eine verbindliche und schnelle Liefertermin-Zusage. „APS versetzt uns in die Lage, Termine exakt zu kalkulieren“, betont daher Horst Wolf, geschäftsführender Gesellschafter des Werkzeugherstellers. Je nach Komplexität des Produkts dauert die Ad-hoc- Abfrage des möglichen Liefertermins zwischen wenigen Sekunden und maximal einer Minute. Das macht das Handeln kritischer Anfragen sicher. Wenn der Kunde den errechneten Liefertermin nicht akzeptieren kann, besteht die Möglichkeit abzuprüfen, ob eine frühere Lieferung möglich ist. Horst Wolf: „Wir sehen in Sekunden die Auswirkungen auf alle um die gleichen Ressourcen konkurrierenden Aufträge. Damit haben wir, auch unter Kostengesichtspunkten, frühzeitig eine klare Entscheidungsgrundlage für die zu treffenden Maßnahmen.“ Denn neben hoher Kundenzufriedenheit durch optimierte Liefertermine sind nachhaltige Kostensenkungen angestrebt. Eine Produktivitätssteigerung von fünf bis zehn Prozent hält die Geschäftsleitung für möglich.
An Hard- und Softwareinvestitionen erforderte das Projekt einen Server und das APS-Modul von Proalpha im Wert von zusammen 30 000 Euro. Den Aufwand für externe Beratung und organisatorische Vorbereitungen addiert Horst Wolf ebenfalls auf 30 000 Euro. 17 Monate dauerte die Projektphase. Der Aufwand soll sich in weniger als einem Jahr bezahlt machen. (uk)