"FAZ": Bei T-Systems drohen Entlassungen

11.09.2006
Das von der Deutschen Telekom geplante Kostensenkungsprogramm könnte nach einem Pressebericht im Konzern viele weitere Arbeitsplätze kosten.

In der von Lothar Pauly geleiteten Geschäftskundensparte T-Systems stehen möglicherweise sogar Entlassungen bevor. "Pauly verschärft den Kurs gegenüber der Belegschaft. In dieser Sparte werden erkennbar betriebsbedingte Kündigungen vorbereitet", sagte Telekom-Aufsichtsrat Lothar Schröder der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Schröder sitzt für die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di in diesem Gremium.

Bisher setzt die Telekom auf einen "sozialverträglichen" Abbau von Arbeitsplätzen. Abfindungen, Vorruhestandsprogramme und andere Angebote sollen bis 2008 rund 32.000 Mitarbeiter zum freiwilligen Ausscheiden bewegen. Im Gegensatz zur ebenfalls stark unter Druck stehenden Festnetzsparte T-Com genießen die meisten der rund 54.000 Mitarbeiter der T-Systems keinen Kündigungsschutz.

Blackstone erwog Abspaltung von T-Systems

Ein Sprecher von T-Systems wies laut "FAZ" Schröders Äußerungen zurück. Auch in der Geschäftskundensparte gebe es großzügige Angebote für ein freiwilliges Ausscheiden. Die Frage nach betriebsbedingten Kündigungen stelle sich erst dann, wenn alle anderen Mittel einschließlich einer Verkürzung der Wochenarbeitszeit ausgeschöpft seien. Darüber werde allerdings in den laufenden Tarifverhandlungen "nachgedacht", sagte er der Zeitung. Schröder warf dem Management vor, in den Verhandlungen bewusst auf einen großen Konflikt zuzusteuern. "Ein Scheitern wird billigend in Kauf genommen", sagte er.

Wie nach Informationen der "FAZ" aus dem Umfeld der Beteiligungsgesellschaft Blackstone, dem neuen Großaktionär der Telekom, zu hören war, hat es dort zwischenzeitlich Überlegungen gegeben, T-Systems vom Konzern abzuspalten. Diese Planspiele seien aber wieder vom Tisch und hätten auch bei der jüngsten Aufsichtsratssitzung keine Rolle gespielt.

Spekulationen um Einstellung der VDSL-Investitionen

Die Telekom will dem Pressebericht zufolge die Einzelheiten ihres Sparprogramms erst im November vorstellen. Vorstandschef Kai-Uwe Ricke habe bisher in der Öffentlichkeit nur eine konkrete Zahl genannt: ein Einsparvolumen von einer Milliarde Euro bis 2010 durch eine Rationalisierung der Informationstechnik. Angeblich soll er aber im Aufsichtsrat am vorigen Wochenende das Ziel vorgegeben haben, insgesamt fünf Milliarden Euro einzusparen. Dabei stehe bisher nicht fest, wie das Geld zusammenkommen solle. "Wenn der Vorstand mit fünf Milliarden Euro Kostensenkung kalkuliert, von denen die Hälfte noch gar nicht mit konkreten Sparmaßnahmen unterfüttert ist, ist das entweder eine Luftnummer oder der Versuch, einen neuen Angriff auf die Beschäftigung zu starten", sagte Schröder der Zeitung.

Rickes Sparprogramm nährt nach Angaben der Zeitung Spekulationen über eine Einstellung der Investitionen in das Glasfasernetz (VDSL) für schnelle Breitbandverbindungen. Dann stünden weitere 5000 Arbeitsplätze auf dem Spiel. Diese Gefahr sei jedoch gering, heißt es im Umfeld des Konzerns. (dpa/tc)