Spam-Markt scheint gesättigt

Facebook beliebtes Phishing-Ziel

24.06.2010 von Thomas Pelkmann
Erstmals taucht Facebook in der Zielgruppe der Versender von Spam- und Phishing-Mails auf, wie Kaspersky in einer aktuellen Beobachtung festgestellt hat. Der Markt für Werbemüll scheint indes einer Sättigung nahezukommen.

Die Popularität sozialer Netzwerke wie Facebook mit seinen mehr als 400 Millionen Usern hat auch ihre Schattenseiten. So hat der Antiviren-Spezialist Kaspersky in seiner Quartals-Studie festgestellt, dass Facebook mittlerweile auf Platz vier der Netzwerke vorgerückt ist, die für Phishing-Angriffe genutzt werden. Hier belegt der Bezahl-Service PayPal nach wie vor und unangefochten mit über 52 Prozent den Spitzenplatz, gefolgt von eBay und der Bank HSBC.

Zum ersten Mal auf der Liste bevorzugter Phishing-Ziele: Hinter PayPal, eBay und HSBC belegt Facebook den vierten Platz (Quelle: Kaspersky)
Foto: Kaspersky

Der in diesem Falle eher dankbare vierte Platz von Facebook (Anteil 5,7 Prozent) kommt für Kaspersky überraschend. Es sei das erste Mal seit der Aufnahme der Beobachtungen, dass Angriffe auf soziale Netzwerke so häufig vorkommen.

Mit dem Identitätsklau über soziale Netzwerke starten die Hacker in der Regel Spam-Attacken an den rechtmäßigen Inhaber und dessen Kontakte im Netz. "Diese Methode der Spam-Verbreitung erlaubt es, riesige Zielgruppen zu erreichen", kommentiert Kaspersky das Ergebnis. Zudem missbrauchten die Betrüger zusätzliche Funktionen wie Einladungen an Freunde oder Links auf Fotos, um an weitere Kontakte zu gelangen.

Im Mailverkehr ist das Phishing allerdings nur ein geringes Problem: Ganze 0,57 Prozent aller Spam dient dazu, Nutzerdaten auszuspionieren. Anteilig verteilt auf die von Cisco geschätzten 220 Milliarden E-Mails, die täglich weltweit verschickt werden, kommt dabei aber eine Zahl von immerhin 1,2 Milliarden Phishing-Versuchen heraus.

Weitere Ergebnisse der Studie

Auch der Anteil verseuchter Mail-Anhänge ist mit 0,68 Prozent des Mail-Verkehrs relativ gering. Zudem, so Kaspersky, sei dieser Anteil im Vergleich zum letzten Quartal 2009 um 0,3 Prozent gesunken.

Der größte Teil dieser Angriffe (35 Prozent) gilt übrigens Ländern der Europäischen Union, darunter Deutschland, Großbritannien, Italien, Frankreich und Spanien, während auf die USA nur sieben Prozent der Malware treffen.

Anteil von Spam am weltweiten Mail-Verkehr. Der Markt scheint - auf hohem Niveau - gesättigt, meint Kaspersky. (Quelle: Kaspersky)
Foto: Kaspersky

Der Anteil von Spam am weltweiten E-Mail-Verkehr beträgt im Durchschnitt während der ersten drei Monate dieses Jahres 85,2 Prozent und ist im Vergleich zum Vorjahr in etwa gleich geblieben. Anfang März sei es allerdings zu einem bemerkenswerten Rückgang der Zahl gekommen; Kaspersky führt das unter anderem auf die Schließung von 277 Domains Ende Februar zurück, die zum Waledac Botnet gehörten.

Nahezu die Hälfte aller Spams stammt aus Asien und Ost- sowie Zentraleuropa. Zählt man die Regionen anders zusammen, erreicht Europa (inklusive Russland) allerdings eine Spitzenposition mit einem Anteil von rund 36 Prozent.

Je kleiner, desto Spam: Werbemüll enthält oft neben einem Link nur einen einzigen Satz. (Quelle: Kaspersky)
Foto: Kaspersky

Interessantes Identifikationsmerkmal von Spam ist offenbar die geringe Größe der Mail: So sind fast zwei Drittel des Werbemülls nicht größer als ein KByte. Das liege daran, so Kaspersky in der Bewertung dieses Umstands, dass viele Mails nur einen Link enthielten. Das sei zudem für Inhaltsfilter von E-Mail-Programmen nur schwer zu erkennen. Schließlich benötige man für die Verbreitung solcher E-Mails auch weniger Ressourcen.

Das Fazit des Virenspezialisten klingt wie der Antikriegsroman "Im Westen nichts Neues": Der Beginn des Jahres 2010 sei ziemlich ruhig verlaufen, heißt es. Das Wachstum des Spam-Verkehrs sei gestoppt worden, die Gesamtzahl liege nicht höher als im Vorjahr. "Der Markt ist gesättigt."