Project Spartan

Facebook auf mobilen Endgeräten

22.11.2011 von Bernd-Christoph Schwede
Lange Zeit waren Facebook-Apps mobil nicht nativ nutzbar. Das "Project Spartan" schafft nun Abhilfe und ist aus verschiedenen Gründen auch für Unternehmen interessant.

Facebook ist das soziale Netzwerk schlechthin, VZ hin, Google+ her. Die Zuckerberg-Mannschaft hat sich binnen sieben Jahren eine Reichweite von über 800 Millionen Nutzern erarbeitet. Interessant ist dabei nicht nur die absolute Nutzerzahl, sondern auch der Vernetzungsgrad und die Qualität dieser Vernetzungen. Jeder Nutzer hat im Durchschnitt 120 "Freunde", und diese Verbindung ist zu einem guten Teil entweder persönlich oder durch interessensspezifische Suchen zustande gekommen - und bilateral akzeptiert. Damit sind Informationen, die über diese Kanäle gestreut werden, durch hohe Vertrauenswerte gekennzeichnet.

Social Media ist aus aktuellen Marketingbudgets nicht mehr wegzudenken - zeigt diese Grafik von CMOSurvey.
Foto: ObjectCode GmbH

Dass dieser Kanal zunehmend auch von Unternehmen zur Außendarstellung genutzt wird, liegt somit auf der Hand. Mittlerweile wird fast ein Fünftel der Gesamtmarketingbudgets im Bereich Social Media platziert - vor gut zwei Jahren lag er noch bei unter vier Prozent (laut CMOsurvey.org).

Ergo: Facebook wird zu Commodity. Höchste Zeit also, sich zu überlegen, wie man sich dort noch aus der Masse abheben kann. Dafür bieten sich zum einen Events an, die exklusiv über soziale Netze gestreut werden - die jüngsten Geschehnisse um diverse Facebook-Partys zeigen jedoch auch die negativen Seiten der insgesamt schwer abzuschätzenden PR-Effekte auf.

Auch auf dem iPhone steht die eigene Facebook-Anwendung (hier: "Hackbook") jetzt sowohl im Browser als auch innerhalb der Facebook-App zur Verfügung.
Foto: ObjectCode GmbH

Zum anderen kommen virtuelle Incentives in Frage - häufig genutzt in Form von (Gewinn-)Spielen. Unternehmen entwickeln dazu eigens Facebook-Apps und stellen sie den Anwendern kostenlos zur Verfügung. Den Gegenwert liefern die Aktionen dann über virale Effekte, die Bekanntheit und Image eines Unternehmens positiv beeinflussen. Nutzt erst einmal ein Facebook-Anwender solch eine App, ist davon auszugehen, dass viele seiner direkten Kontakte ebenfalls mit ihr in Berührung kommen.

Diese Apps stehen allerdings nur auf der Webplattform von Facebook zur Verfügung und lassen sich nicht in native Clients von beispielsweise iOS und Android einbinden. Der Anwender ist gezwungen, auf den mobilen Browser auszuweichen. Unternehmen können ihre Facebook-Präsenz auf mobilen Endgeräten nicht voll ausspielen.

Abhilfe durch Spartan

Wo ein Problem ist, ist jedoch meist auch eine Lösung - und die heißt "Spartan". Das kürzlich vorgestellte Mobil-Framework für die Facebook-Plattform basiert auf offenen Standards (u.a. HTML5, JavaScript) und bietet Zugriff auf alle Features des Social Networks. Dazu gehören beispielsweise Login, Berechtigungssystem, Einladungen und E-Mail. Technisch ist die Lösung so konstruiert, dass dieselbe JavaScript-API wie in den "klassischen" Facebook-Apps nun zusätzlich in der nativen App von Facebook selbst und auch in Third-Party-Apps genutzt werden kann.

Statt wie bisher den Mobilbrowser zu bemühen, wechselt der Anwender nun entweder innerhalb der nativen Facebook-App in die Third-Party-App oder legt sich die Third-Party-App wie ein Lesezeichen im Mobilgerät ab. Damit ist diese Applikation nicht mehr von einer nativen App zu unterscheiden. Durch die Authentifizierung des Benutzers stehen alle Facebook-Besonderheiten wie Freunde, Posts und anderes nun direkt in der App zur Verfügung.

Social-Media-Security
Welche Ängste bewegen IT-Professionals, wenn um den Einsatz von sozialen Medien im Geschäftsumfeld geht? Der „2011 Social Media Protection Flash Poll“ vom Symantec zeigt mit dieser Überblick welche Probleme die Firmen bewegen (Quelle: Symantec).
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Sicherheitsprobleme machen immer noch den größten Teil der Bedenken Unternehmen (und deren Mitarbeiter), wenn es um den Einsatz sogenannter Web-2.0-Techniken und soziale Medien im Unternehmen geht, wie eine Umfrage von Clearswift ergab. (Quelle: Clearswift).
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Interessante Aussagen zur Informationssicherheit in der Organisation, wobei sich diese Ergebnisse nur auf die befragten deutschen Firmen beziehen. (Quelle: Clearswift).
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Content-basierte Überprüfung am Web-Gateway: Durch das sogenannte Content Scanning können die Internet-Inhalte, die über das Gateway in die Firma mittels Richtlinien überprüft werden. Dabei kommt auch eine lexikalische Analyse zur Hilfe (Quelle: Clearswift)
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Die traditionellen Anbieter von Sicherheitslösungen sind sich der Gefahren bewusst und beginnen, entsprechende Ergänzungen anzubieten. Die hier zu sehende Bitdefender-Lösung ist dabei gut in die Sicherheitssuite des Herstellers integriert worden.
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Die Bitdefender-App im Einsatz auf dem Facebook-Account: Sie liefert eine aufgeräumte Sicht des Facebook-Accounts und prüft nicht nur die Links, sondern auch die personenbezogenen Daten und Einstellungen.
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Die Anwendung von Bitdefender steht nicht nur als Teil der Software-Suite sondern auch als Standalone-Lösung direkt auf Facebook zur Verfügung.
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Auch Hersteller F-Secure bietet mit ShareSafe eine spezielle Anwendung auf dem Markt, die direkt auf der Facebook-Plattform zur Verfügung steht – sie befindet sich allerdings noch im Beta-Stadium.
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Ist bei allen Sicherheitsanwendungen unter Facebook so, macht den Anwender aber zunächst doch nachdenklich: Er muss der Anwendung weitgehende Zugriffsrechte auf seine Daten einräumen, damit sie diese entsprechend überprüfen kann.
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Etwas verspielt und genau auf die Facebook-Zielgruppe ausgerichtet: Die Lösung von F-Secure will die Anwender dazu bringen, mittels eines Punktesystems nur sichere Links auszutauschen und zu posten.
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Unter dem Namen „Safe Web“ bietet die Sicherheitsfirma Symantec sowohl eine Standalone-Lösung zur Überprüfung der Reputation von Webseiten als auch diese Facebook-App an.
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Das Ergebnis eines Scans mit der Norton „Safe Web“-Anwendung: Um entsprechend performant zu sein, scannt sie nur die Links, die innerhalb der letzten 24 Stunden geteilt wurden. Diese Anwendung bietet auch eine Einstellung zum automatischen Scan.
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Wer den automatischen Scan der Norton-Anwendung ermöglichen will, muss der Anwendungen noch weitreichendere Zugriffe auf sein Profil erlauben.
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Ein Vorteil der Norton-Lösung: Die in den sozialen Netzen gern verkürzten Links werden automatisch in ihrer vollständiger Form dargestellt, was dem Anwender mehr Informationen über die entsprechende Webseite bietet.

Einsatzszenarien der Mobile Apps

Aus der mobilen Anwendung lassen sich Requests direkt an Freunde verschicken.
Foto: ObjectCode GmbH

Die wichtigste Frage lautet also: Welche Elemente hat Facebook nutzbringend verfügbar gemacht? Hier sei zunächst der Login genannt: Da die meisten Benutzer in der Facebook-App permanent angemeldet sind, kann diese Authentifizierung per Single-Sign-On auch in fremden Apps genutzt werden. Der Benutzer klickt dafür nur einmalig auf "Login". Wenn er dies zum ersten Mal in der Third-Party-App macht, gelangt er zunächst auf die Berechtigungsseite, auf der er entscheidet, inwieweit diese App Zugriff auf seine Daten erhält. Zukünftige Passworteingaben sind anschließend obsolet.

In Bezug auf die tägliche Praxis ergibt dieser Vorgang gerade im Zusammenspiel mit den ebenfalls neuen "Requests" einen Sinn: Ein Nutzer lädt weitere Facebook-Freunde in eine bestimmte App ein. Diese erhalten sofort einen verlinkten Pinnwandeintrag, über den sie in die neue App wechseln können - und zwar bereits voll authentifiziert.

Generell sind die "Social Channels" der stärkste Bereich in Spartan. Die populäre und unter Datenschutzaspekten vieldiskutierte "Like"-Funktion steht nun auch in der Mobilanwendung zur Verfügung, ebenso Kommentare und "Shares". Wer diese und alle weiteren neuen Mobile Apps testen möchte, wird über die Facebook-Suche schnell fündig - völlig App-Store-frei.

Folgen für Unternehmen

Auch in der Suche werden die Mobilanwendungen jetzt gefunden.
Foto: ObjectCode GmbH

Eine weitere Frage ist zudem, was Spartan den Unternehmen außer einer vergrößerten Zielgruppe noch bringt. Hier sei zuerst die Konvergenz der Mobil-Entwicklungsstränge genannt: Demnächst gibt es nur noch eine Facebook-App ohne Unterteilung in Android- und iOS-Versionen. Darüber verringert der Einsatz der mobilen Funktionen das Risiko, markttechnisch abgehängt zu werden - schließlich zeigen die Architekten der Facebook-Welt schon die nächsten Schritte der Entwicklung auf: Noch nicht lauffähig, aber in Arbeit sind die Themen Bezahlmethode (Facebook Credits), Timeline-Anbindung (derzeit als Vorstufe "OpenGraph" nutzbar). Wer noch genauere Details aktueller und künftiger Nutzungsmöglichkeiten wissen möchte, wird beispielsweise im ObjectCode-Workshop "Facebook Mobile Platform" fündig. Zu guter Letzt stellt die Option, Third-Party-Apps unkompliziert einbinden zu können, einen großen Vorteil dar - jeder Anbieter von Facebook-Angeboten kann nun seine Benutzer und Kunden viel stärker mit in seine Social-Media-Aktivitäten einbinden. (sh)