Dashcam als Spion im Auto

Experten streiten über Armaturenbrett-Kameras

27.01.2016
Reinsetzen, Dashcam an, losfahren. Immer mehr Autofahrer in Deutschland nutzen die kleinen Videokameras. Doch damit befinden sie sich rechtlich in einer Grauzone.

In Russland sind Dashcams schon lange verbreitet. Als russische Autofahrer im Jahr 2013 mit ihren permanent filmenden Minikameras zufällig einen niedergehenden Meteoriten aufnahmen, gingen die Bilder um die Welt. Auch hierzulande lassen immer mehr Autofahrer eine Dashcam laufen (übersetzt etwa: Armaturenbrett-Kamera). Grund sei wohl die Sorge, sonst nach einem Unfall kein Beweismaterial zu besitzen, meint der ADAC. Doch ob die Aufnahmen vor Gericht überhaupt zulässig sind, ist nicht geregelt. Der 54. Deutsche Verkehrsgerichtstag (VGT), der an diesem Donnerstag in Goslar offiziell eröffnet wird, will sich deshalb mit dem Thema befassen.

Sogenannte Dashcams sind in vielen Ländern bereits Usus unter Autofahrern.
Foto: Michal Staniewski - shutterstock.com

Armaturenbrett-Kameras: Zwischen Datenschutz und Beweisführung

"Eine Dashcam erhöht generell die Erfolgsaussichten einer objektivierten, tatsachengerechten Beweisführung", sagt Sven-Erik Wecker von der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG). "Die Kameras können auch zum Nachweis von Verkehrsstraftaten wie Nötigungen und Gefährdungen dienen, für die bislang ausschließlich die brüchigen Beweismittel der Aussagen und Erinnerungen der Verkehrsopfer vorliegen." Auch für den Gesamtverband der Deutschen Versicherer (GDV) liegen die Vorteile der Apparate auf der Hand. "Bei vielen Unfällen lässt sich schneller und einfacher feststellen, wer die Schuld trägt", sagt GDV-Experte Uwe Cremerius. Das Problem: Derzeit fehle ein verbindlicher datenschutzrechtlicher Rahmen für die Nutzung der Dashcam-Aufnahmen. Wer während der Fahrt permanent Personen und Kennzeichen filmt, verstößt gegen den Datenschutz.

Aus diesem Grund steht der Deutsche Anwaltverein (DAV) Dashcams im Auto skeptisch gegenüber. "Die Geräte können zwar Unfallhergänge aufzeichnen. Damit bieten sie die Möglichkeit, strittige Sachverhalte im Straßenverkehr besser zu beweisen", sagt Andreas Krämer von der DAV-Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht. Durch den dauerhaften Einsatz von Dashcams würden aber auch permanent unbescholtene Bürger ohne deren Wissen und Einverständnis gefilmt, was die Persönlichkeitsrechte verletze.

Überwachungskameras fürs Smart Home im Test
Logitech Circle
Die Logitech Circle bietet annehmbare Bildqualität, ist vielseitig fixierbar und funktioniert mit einer simplen App. Wenn Sie bereit sind, einen Premium-Preis für eine Kamera zu bezahlen, die aufgrund des Mangels an Personalisierungsmöglichkeiten nur sehr bedingt als Security-Kamera einsetzbar ist. Logitech hat angekündigt, die Circle bald per Update mit zusätzlichen Funktionen auszustatten. Damit könnte Logitechs Circle zu einem echten Wettbewerber auf diesem Markt werden. Bis es soweit ist, gibt es zahlreiche bessere Alternativen. <br /> Wertung: 2,5 von 5 <br /> Preis: 199 Euro
Myfox Security Camera
Die Security-Kamera von Myfox ist ein ordentliches Stück Hardware. Allerdings schränken die zugehörige App, der Mangel an Personalisierungsmöglichkeiten und die fehlende Menüstruktur die Brauchbarkeit der Myfox als Security-Kamera ein. Das beste Feature an der Myfox ist ihre mechanisch abschottbare Linse. So kann man sich sicher sein, dass man nicht von Hackern beobachtet wird, wenn man zuhause ist. Wenn die Kamera nur ein ebenso sichereres Gefühl vermitteln würde, wenn man nicht zuhause ist. <br /> Wertung: 2,5 von 5 <br /> Preis: 199 Euro
Foscam R2 Wireless 1080p
Die Foscam R2 bietet eine vernünftige Smart-Home-Überwachung mit einer intuitiven, gut bedienbaren App. Zwar unterstützt die Foscam R2 keine Gesichtserkennung - und auch personalisierbare Security-Optionen sucht man vergeblich. Allerdings wird das durch die flexiblen Montage-Optionen und die zuverlässigen Benachrichtigungen ausgeglichen. Einen dicken Minuspunkt gibt es jedoch für die komplizierte Einrichtung der Smart-Home-Kamera. Dessen sollte man sich vor dem Kauf bewusst sein. <br /> Wertung: 3 von 5 <br /> Preis: 160 Euro
Netatmo Welcome
Mit der Welcome bietet Netatmo eine Security-Kamera für Smart Homes, die sich redlich bemüht den negativ besetzten Überwachungs-Aspekt zu beschönigen. Unglücklicherweise ist das wesentliche Feature der Welcome - die Gesichtserkennung - weit von der Bezeichnung 'zuverlässig' entfernt. Weil weitere Features wie Geräuscherkennung, Zwei-Wege-Audio und Cloud-Sicherung fehlen, ist die Netatmo Welcome nur bedingt empfehlenswert. <br /> Wertung: 3 von 5 <br /> Preis: 199 Euro
D-Link DCS-2630L
Mit der DCS-2630L präsentiert D-Link eine attraktive Smart-Home-Security-Cam, die sich vor allem durch die anpassbare Security-Optionen auszeichnet. Leider sind diese aber nicht über die App, sondern lediglich über einen PC nach Login anpassbar. Eine schnelle, mobile Überprüfung der Sicherheitslage dürfte so kaum möglich sein. Ist dies kein Ausschlusskriterium, werden Sie mit der D-Link DCS-2630L auf jeden Fall glücklich. <br /> Wertung: 3,5 von 5 <br /> Preis: ca. 200 Dollar (bislang nicht in Europa erhältlich)
Ezviz Mini
Wer mit einer etwas übereifrigen Bewegungserkennung leben kann, der bekommt mit der Ezviz Mini eine solide Smart-Home-Kamera, die grundlegende Sicherheitsbedürfnisse befriedigt. Die zugehörige App könnte etwas Feintuning vertragen, funktioniert aber und bietet eine gute User Experience. Einige Zusatzfunktionen wie Geräuscherkennung oder eine Notstromversorgung wären schön gewesen, allerdings macht der Preis das wieder wett. <br /> Wertung: 3,5 von 5 <br /> Preis: ca. 100 Dollar (bislang nicht in Europa erhältlich)
Flir FX
Die Flir FX hat viele tolle Features an Bord: Blickwinkel von 160-Grad, Doppel-Akku, sowie eine Kombination aus lokalem und cloudbasiertem Speicher schlagen bereits viele Konkurrenzprodukte. Die App ist ebenfalls gut designt, einfach zu benutzen und bietet auch die Möglichkeit die Empfindlichkeit der Geräusch- und Bewegungserkennung individuell zu justieren. Leider gab es bei mehreren Test-Exemplaren Probleme mit dem Mikrofon und der Hardware selbst. Wer bereit ist, für die vielen tollen Features einige Kinderkrankheiten in Kauf zu nehmen, wird die Flir FX lieben. <br /> Wertung: 3,5 von 5 <br /> Preis: ca. 215 Euro
Nest Labs Nest Cam
Für Besitzer des Vorgänger-Modells Dropcam Pro lohnt sich ein Umstieg derzeit nicht. Für Erstkäufer einer Smart-Home-Kamera ist die Nest Cam bestens geeignet: Sie bietet nicht nur ein schlankes, gefälliges Design, sondern auch beeindruckende Videoqualität und eine sehr funktionale, gut programmierte App. Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass diverse Features nur funktionieren, wenn man ein nicht gerade günstiges Abo (ca. 100 Dollar pro Jahr) bei Nest abschließt. Ohne dieses Abo ist die Nest Cam nicht mehr als eine normale Webcam. Für User die es wirklich ernst meinen mit der Überwachung ihres Smart Homes ist das jedoch eine lohnende Investition. <br /> Wertung: 4 von 5 <br /> Preis: 199 Dollar
Samsung SmartCam HD Plus
Die Smart Cam HD Plus von Samsung bietet im Wesentlichen dieselben Features wie die Konkurrenten von Nest und Arcsoft - allerdings ohne ein obligatorisches Abonnement. Das hält die Kosten für die Smart-Home-Cam von Samsung gering. Wenn man über einige Ungereimtheiten beim App-Design hinweg sehen kann, bekommt man eine Smart-Home-Security-Kamera, die kaum Wünsche offen lässt. <br /> Wertung: 4 von 5 <br /> Preis: ca 150 Dollar (bislang nicht in Europa erhältlich)
Arcsoft Simplicam
Einmal abgesehen von kleinen Bugs bei der Gesichtserkennung - die hoffentlich bald behoben sind - funktionierte die Simplicam genau so, wie Arcsoft es versprochen hatte. Die Performance, die tiefgehenden Individualisierungs- und Einstellmöglichkeiten sowie das günstige Cloud-Abonnement (weniger als 10 Dollar pro Monat) genügen bereits für eine klare Empfehlung. <br /> Wertung: 4 von 5 <br /> Preis: ca. 150 Dollar (bislang nicht in Europa erhältlich)

Verschlüsselte Dashcams oder Unfalldatenspeicher?

Gerichte haben bisher zur Verwertbarkeit von Dashcam-Aufnahmen im Prozess sehr unterschiedliche Auffassungen vertreten. Während das Landgericht Heilbronn die permanente Aufnahme untersagt hat, ließ das Amtsgericht Nienburg zumindest "anlassbezogene" Aufnahmen zu. "Das ist doch völlig weltfremd", meint Constantin Hack vom Automobilclub ACE. "Man hat in gefährlichen Situationen anderes zu tun, als nach dem Auslöser einer Kamera zu suchen."

Ebenso wie Versicherer und Anwälte fordern die Automobilclubs deshalb den Gesetzgeber auf, für Klarheit zu sorgen. Dabei müsse einerseits das Recht auf informationelle Selbstbestimmung der aufgenommenen Personen geschützt werden, sagt ADAC-Jurist Markus Schäpe. Andererseits müssten Unfallbeteiligte die Möglichkeit haben, Aufnahmen vor Gericht verwerten zu lassen. Als Ausweg schlägt der ACE den Einsatz elektronisch "verplombter" Dashcams vor. Eine Verschlüsselung könne Missbrauch verhindern und sicherstellen, dass nur Ermittlungsbeamte das Material auswerten können. "Damit wäre auch Gaffer-Videos im Internet ein Riegel vorgeschoben", sagt Sprecher Hack.

Damit Unfälle sicher aufgeklärt werden können, plädiert die Gewerkschaft der Polizei (GdP) unabhängig von - wie auch immer gearteten - Dashcam-Aufnahmen für eine weiter gehende Maßnahme. "Fahrzeuge sind ja rollende Computer. Man kann sehr viel aus den Speichergeräten auslesen", sagt GdP-Sprecher Jan Velleman. "Deswegen fordern wir die verbindliche Einführung des Unfalldatenspeichers." (dpa/fm)