Experten hoffen auf Trendwende im Kampf gegen Film-Raubkopierer

06.04.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Wegen Film-Raubkopien verlieren deutsche Kinos nach Expertenschätzungen bis zu einem Fünftel ihrer Jahresumsätze. Nach starken Steigerungen bei der geschätzten Schadenssumme sei diese im vergangenen Jahr aber nur noch leicht gewachsen, sagte Elke Esser von "Zukunft Kino Marketing" (ZKM), einem Zusammenschluss großer Kinos in Deutschland, am Mittwoch am Rande des Filmtheater-Kongresses in Baden-Baden der dpa. Angesichts der mittlerweile flächendeckend verbreiteten technischen Ausstattung wie schnelleren Verbindungen oder DVD-Brennern seien höhere Summen befürchtet worden. "Wir hoffen auf eine Trendwende", sagte Esser.

Während Kinos und Verleihern 2002 ein geschätzter Schaden von 800 Millionen Euro entstanden sei, habe dieser ein Jahr später bereits bei einer Milliarde Euro gelegen, im vergangenen Jahr bei 1,06 Milliarden Euro. Neben den Aufklärungskampagnen "Raubkopierer sind Verbrecher" und "Hart aber gerecht" in Kinos und Videotheken habe sich vor allem die intensive Arbeit der Polizei ausgezahlt.

In Zusammenarbeit mit der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (Hamburg) seien 2004 ein kommerzielles Download-Portal zerschlagen und Adressen von 45.000 Nutzern sichergestellt worden. "In einem zweiten Schlag gegen die Raubkopierer wurden 800 Objekte von der Privatwohnung bis zum Rechenzentrum kontrolliert und somit Verteilungswege verstopft", berichtete Esser.

Rund 60 Prozent der Raubkopierer kennen nach Angaben der ZKM die Konsequenzen ihres Handelns und sind sich der Illegalität bewusst, wie Esser aus einer neuen Studie zitierte. Oft komme das Bildmaterial bereits aus anderen Ländern, vor allem aus Fernost, so dass in Deutschland nur noch ein Mikrofon für Tonaufnahmen in die Kinos geschleust werden müsse.

Große Hollywood-Produktionen liefen mittlerweile meist sofort nach ihrem US-Start in Deutschland an, um den Vorsprung der Raubkopierer zu kappen. "Es ist mittlerweile ein Erfolg, wenn ein Film erst ein oder zwei Wochen nach dem deutschen Start im Netz zu finden ist", sagte Esser. Betroffen seien Filme aller Art. Auch die Täter gehörten weder einer bestimmten sozialen Schicht noch einer spezifischen Altersgruppe an. (dpa/tc)