Experten erwarten zweistelliges Umsatz- und Gewinnplus bei SAP

12.07.2006
Europas größter Softwarehersteller SAP hat im zweiten Quartal Umsatz und Gewinn nach Einschätzung von Experten vor allem wegen der weiter hohen Nachfrage in den USA abermals zweistellig gesteigert.

Beim viel beachteten Lizenzumsatz erwarten die acht von dpa-AFX befragte Analysten ein Plus von 17 Prozent auf 675 Millionen Euro. Das wäre das sechste Mal in Folge, dass SAP den für das künftige Geschäft wichtigen Lizenzerlös in einem Quartal im Vergleich zum Vorjahr zweistellig steigern konnte.

Der operative Proforma-Gewinn stieg der Befragung zufolge um 15 Prozent auf 572 Millionen Euro. SAP will am 20. Juli die Zahlen für das zweite Quartal vorlegen. Wie schon oft in der Vergangenheit, könnte SAP bereits in der Woche vor der geplanten Veröffentlichung einige Eckdaten zum abgelaufenen Quartal vorlegen.

Der Gesamtumsatz sollte der Befragung zufolge in den drei Monaten bis Ende Juni um 13 Prozent auf 2,29 Milliarden Dollar geklettert sein. Die operative Proforma-Marge dürfte auf 25,0 (Vorjahr: 24,6) Prozent gestiegen sein. Damit ist SAP nach einhelliger Analystenmeinung auf gutem Weg, die selbst gesteckten Jahresziele beim Lizenzumsatz, operativer Proforma-Marge und Proforma-Gewinn je Aktie zu erreichen. Für das zweite Quartal gehen die Experten von einem Überschuss in Höhe von 355 Millionen Euro und damit knapp 23 Prozent mehr als vor einem Jahr aus.

Thomas Hofmann von der Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP) sieht jedoch wegen der hoch gesteckten Erwartungen nur geringe Chancen auf einen positive Wirkung der Zahlen auf den Aktienkurs. "Trotz zweistelliger Zuwächse bei Umsatz und Ergebnis dürfte der Quartalsbericht nicht für deutliche Kursimpulse sorgen", schrieb der Experte in einer Studie. "Der Wegfall positiver Währungseffekte und die hohe Erwartungshaltung unter anderem durch die guten Vorgaben von Oracle begrenzen die Wahrscheinlichkeit einer positiven Überraschung."

Der LRP-Analyst rechnet sogar mit einer Enttäuschung. Hofmann geht davon aus, dass SAP im zweiten Quartal beim Umsatz zwar deutlich zulegen kann, aber die Markterwartungen verfehlen wird. Bei der operativen Proforma-Marge geht er sogar von einem Rückgang aus, während die Mehrheit der Analysten von einem Anstieg ausgeht. Er empfieht das SAP-Papier anders die meisten Experten derzeit nicht zum Kauf, sondern stuft die Aktie mit "Marketperformer" ein. HVB-Analyst Knut Woller bestätigte dagegen vor kurzem erst seine "Outperform"-Einstufung und das Kursziel von 205 Euro.

"SAP ist die einzige organische Wachstumsstory im Sektor und erschließt sich mit dem Shift auf die so genannte Enterprise Service Architektur (ESA) neue Wachstumspotenziale", schrieb der Analyst in einer Studie von Ende Juni. SAP werde derzeit zudem gemessen am zu erwartenden Gewinn nahe der historischen Tiefstände bewertet. Die US-Investmentbank Merrill Lynch sieht SAP durch die bereits getätigten Investitionen in neue Produkte bestens gerüstet für die neue Ära im Bereich Anwendungssoftware und hob deshalb das Kursziel in der vergangenen Woche von 200 auf 230 Euro an. (dpa/tc)