Exact Software verliert Deutschland-Geschäftsführer

02.11.2006
Thomas Lünenborg hat seinen Geschäftsführerposten bei der Exact Software Deutschland Anfang November geräumt. Interims-Chef ist Roland Rott, bislang verantwortlich für das Key-Account-Management.

Die Exact Software Deutschland GmbH & Co. KG bestätigte Informationen des Fachmagazins "is Report", wonach der General Manager für Deutschland Thomas Lünenborg das Unternehmen verlassen hat. Die in den Niederlanden ansässige Exact Software Holding und Lünenborg hätten sich einvernehmlich voneinander getrennt, hieß es von Seiten des Softwareherstellers. Der Abschied des seit 1998 amtierenden Deutschland-Chefs sei reibungslos verlaufen. Ganz planmäßig scheint der Wechsel jedoch nicht vonstatten gegangen zu sein. Einen Nachfolger für den deutschen Chefsessel kann das Unternehmen noch nicht präsentieren.

Seit Anfang November leitet nun Roland Rott als Interims-Geschäftsführer die hiesigen Geschäfte des Enterprise-Resource-Planning-Anbieters (ERP). Rott arbeitet seit sieben Jahren bei Exact und war zuletzt für das Key-Account-Management verantwortlich. Es dauere einfach seine Zeit, bis ein neuer Geschäftsführer gefunden sei, wies die Münchner Niederlassung alle Spekulationen über mögliche Unstimmigkeiten im Management zurück. Man sei jedoch bemüht, schnell Ersatz zu beschaffen. Manchmal dauere dies aber länger, als vermutet.

Bezüglich der strategischen Ausrichtung nach dem Abschied von Lünenborg äußert sich Exact zurückhaltend. Der Hersteller will verstärkt direkt vertreiben. Im September 2005 hatte der Business-Software-Anbieter Verträge mit rund 120 Händlern gekündigt. Dort habe es zu viele Probleme gegeben. "Händler, die unsere Kunden auf Konkurrenzprodukte umstellen sind unerwünscht", hatte Lünenborg damals gegenüber der COMPUTERWOCHE-Schwesterpublikation "Computerpartner" gesagt. "Wir sind im Direktgeschäft sehr stark und werden dies auch weiter sein", betont der Softwareanbieter heute. Inwieweit sich die Strategie bezüglich der Händler ändern wird, sei derzeit noch nicht abzusehen.

Exact ist seit über 20 Jahren im deutschen Markt aktiv und betreut eigenen Angaben zufolge hierzulande 25.000 mittelständische Kunden. Konkrete Zahlen, wie die Geschäfte in Deutschland laufen, veröffentlicht das Unternehmen nicht. Auch Exact Software Deutschland könne auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken, beschrieb Lünenborg im Frühjahr 2006 den deutschen Beitrag zum Gesamtergebnis 2005. Insgesamt verbesserte sich der Umsatz der Exact-Holding 2005 im Vergleich zum vorangegangenen Jahr um 5,7 Prozent von 212,4 auf 224,5 Millionen Euro. Der Nettogewinn reduzierte sich indes von 39,8 Millionen Euro im Jahr 2004 auf 32 Millionen Euro. Aufgrund von strategischen Akquisitionen und Investitionen sei dieser Rückgang jedoch eingeplant gewesen, hieß es.

Im ersten Halbjahr 2006 verbesserte sich der Umsatz der Holding im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des Jahres 2005 um 16 Prozent auf knapp 118,3 Millionen Euro. Der Gewinn verbesserte sich um fast 19 Prozent auf 15,8 Millionen Euro.

Dazu beigetragen haben jedoch in erster Linie der niederländische Heimatmarkt mit einer Umsatzsteigerung von 16 Prozent auf 51,4 Millionen Euro sowie die Geschäfte in Nordamerika, die um 23 Prozent auf 30,1 Millionen Euro zulegten. Andere internationale und nationale Märkte, darunter auch Deutschland, berichteten eine Umsatzsteigerung um zwölf Prozent auf 36,8 Millionen Euro. Dabei blieben offenbar vor allem nationale Märkte in Europa mit einem Umsatzwachstum von lediglich 4,6 Prozent hinter den Erwartungen des Managements zurück.

Deutschland befinde sich in einer Übergangsphase, hieß es in dem Ende Juli 2006 veröffentlichten Finanzbericht. Das Geschäft solle sich hierzulande stärker auf das Highend-Segment des Mittelstandsmarktes ausrichten. Damit versucht die niederländische Mutter in erster Linie ihren Servicefokus zu schärfen. Künftig soll das Wachstum vor allem aus diesem Bereich kommen. Im ersten Halbjahr 2006 legten die Serviceeinnahmen um 50 Prozent auf etwas mehr als 24 Millionen Euro zu.

In den Plänen der Niederländer hatte der Ex-Deutschland-Chef Lünenborg offenbar keinen Platz. Die Neuausrichtung des Softwareherstellers hierzulande wird ohne ihn weitergehen. (ba)