SBF vor Auslieferung an die USA

Ex-FTX-CEO verhaftet

14.12.2022 von Redaktion Computerwoche
Nachdem er wochenlang durch das Netz tourte und wenig glaubwürdig seine Unschuld beteuerte, wurde Sam Bankman-Fried nun auf Betreiben der US-Behörden verhaftet.
Bei FTX-Pleitier Sam Bankman-Fried klickten auf den Bahamas die Handschellen. Seine Auslieferung an die USA dürfte in Kürze folgen.
Foto: PhotoRK - shutterstock.com

Der ehemalige CEO der kollabierten Kryptobörse FTX war in den letzten Wochen vielbeschäftigt: In diversen Interviews, Podcasts und zu anderen Gelegenheiten bemühte sich Sam Bankman-Fried (gerne als "SBF" abgekürzt), kritische Fragen von Journalisten, Influencern und Anlegern zur FTX-Pleite zu beantworten. Dabei zog er mit seinen wenig glaubwürdigen Unschuldsbeteuerungen und seiner respektlosen Angewohnheit, während der Gespräche Videospiele zu spielen, weiteren Unmut auf sich.

Gefallener FTX-CEO vor Auslieferung an die USA

Die Netzauftritte des Ex-CEOs dürften auch die US-Strafverfolgungsbehörden interessiert mitverfolgt haben. Wie die New Yorker Staatsanwaltschaft nun via Twitter mitteilte, wurde Bankman-Fried auf den Bahamas (seinem derzeitigen Wohn- und Aufenthaltsort sowie dem Firmensitz von FTX) festgenommen:

Welche konkreten Gesetzesverstöße dem einstigen Krypto-Wunderkind zur Last gelegt werden, ist bis dato nicht bekannt. Auch die Justizbehörden der Bahamas meldeten sich per Twitter zur Sache zu Wort - und bestätigten offiziell, dass eine Auslieferung von SBF an die USA im Raum stehe:

Seinen vorerst letzten Auftritt in Freiheit absolvierte SBF als Gast des Krypto-Podcasts "Unusual Whales". Dort wurde ihm auch die Frage gestellt, ob er sich Sorgen mache, in den USA verhaftet zu werden (ab Minute 39). Seine Antwort: "Ich glaube nicht, dass das passiert, aber ich habe mich noch nicht wirklich eingehend damit beschäftigt. Es wird ein Zeitpunkt kommen, an dem ich darüber näher nachdenken muss."

Dazu hat SBF nun erst einmal jede Menge Zeit: Nach seiner Verhaftung versuchte er mit Unterstützung seiner Anwälte auf Kaution freizukommen. Das wurde von einem bahamaischen Gericht abgelehnt, da erhöhte Fluchtgefahr bestehe.

Die Anklage gegen SBF

Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft in New York ihre (strafrechtlichen) Anklagepunkte gegen SBF enthüllt - darunter unter anderem Verschwörung zum Computer- und Wertpapierbetrug sowie Geldwäsche. Sollte der ehemalige FTX-CEO in allen vorgebrachten Anklagepunkten schuldig befunden werden, drohen ihm maximal bis zu 120 Jahre Haft. Im folgenden finden Sie die vollständige 14-seitige Anklageschrift:

Neben den strafrechtlichen Konsequenzen droht Sam Bankman-Fried auch weiteres, zivilrechtliches Ungemach: Auch die US-Börsenaufsicht SEC will ihm wegen Wertpapierbetrugs an den Kragen.

"Sam Bankman-Fried hat ein Kartenhaus auf dem Fundament der Täuschung aufgebaut, während er den Anlegern erzählte, dass es sich um eine der sichersten Instanzen der Kryptowelt handle. Der mutmaßliche Betrug von Mr. Bankman-Fried sollte ein Weckruf für alle Kryptoplattformen sein, sich an die geltenden Gesetze zu halten", wird der SEC-Vorsitzende Gary Gensler in einer Pressemitteilung zitiert.

Und damit nicht genug: Auch die US-Handelsaufsichtsbehörde CFTC hat wegen Betrugs Klage gegen SBF, FTX und Alameda Research eingereicht.

"Alameda, Bankman-Fried und andere haben sich Kundengelder für ihre eigenen Geschäfte und Aktivitäten angeeignet. Dazu gehörten der Erwerb von Luxusimmobilien, politische Spenden und hochriskante, illiquide Investitionen in der Digital Asset Industry. Zudem gehen wir davon aus, dass FTX-Mitarbeiter auf Anweisung von Bankman-Fried Funktionen im FTX-Code eingerichtet haben, die Alameda Research begünstigten und es ermöglichten, Transaktionen auszuführen, selbst wenn das Unternehmen nicht über ausreichende Mittel verfügte", heißt es in der Pressemitteilung.

Kurz nachdem SBF verhaftet wurde, hätte er eigentlich vor dem US-Kongress Rede und Antwort zu den Vorgängen stehen sollen. An seiner Stelle beantwortete der FTX-Insolvenzverwalter John J. Ray über knapp vier Stunden die Fragen der US-Abgeordneten und zeichnete dabei erneut ein übles Bild vom "Führungsstil" bei FTX. Auf die Frage, wie er die Verhältnisse zusammenfassen würde, antwortete der ehemalige Enron-Insolvenzverwalter: "Die absolute Abwesenheit von Management."

Das Wall Street Journal hat die Geschehnisse um SBF in einem kurzen, informativen Video zusammengefasst:

(fm)