Trotz Widerstand

EU-Kommissarin Kroes hält an Abschaffung des Roamings fest

14.01.2014
EU-Kommissarin Neelie Kroes will trotz des Widerstands der Telekom-Konzerne die Roaming-Aufschläge für Handytelefonate im EU-Ausland weiter abschaffen.

"Unser Ziel ist, dass die Anbieter ihre Inlandstarife auf die EU ausdehnen, so dass die Kunden spätestens ab Juli 2016 ihre Handys und Smartphones überall in der Union zu Inlandspreisen benutzen können", sagte Kroes, EU-Kommissarin für die Digitale Agenda, der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Dienstagausgabe). Drohungen der Konzerne, ihre Investitionen in schnelle Netze zurückzufahren, wies sie zurück.

Die EU-Kommission rechne mit einem direkten Umsatzrückgang um 0,5 Prozent für die Unternehmen durch die Beseitigung des Preisunterschieds zwischen Inlandsgesprächen und Anrufen innerhalb der EU. Mittelfristig werde dies aber durch eine höhere Nutzung ausgeglichen.

Kroes forderte die EU-Staaten auf, ihre Telekom-Reform noch in der Amtszeit der jetzigen Kommission zu beschließen. Die große Neuordnung des Sektors sei überfällig: "Durch die schlechte Lage im Telekommunikationssektor wird die übrige Wirtschaft ausgebremst. Wir müssen größeren Schaden abwenden, der durch einen weiteren Niedergang oder gar die Insolvenz unserer Telekommunikationsunternehmen entstehen würde."

Die von der EU-Kommission vorgeschlagene Reform des Telekommunikationssektors verzögert sich offenbar. "Es ist realistisch, von einer endgültigen Einigung nach dem Sommer auszugehen und nicht davor", hatte Kroes' Sprecher am Montag in Brüssel erklärt. Ursprünglich hatte die Behörde eine Einigung bereits für den Sommer angepeilt.

Kroes hatte im September Vorschläge zur Abschaffung der Roaming-Gebühren für das Telefonieren im europäischen Ausland gemacht. Das geplante Gesetzespaket soll generell die Position der Verbraucher stärken und sieht auch bürokratische Erleichterungen für Anbieter vor. In der zweiten Jahreshälfte sei das Vorhaben im Kreis der EU-Staaten kaum vorangekommen, beklagte der Sprecher. Inzwischen gehe es aber insbesondere im EU-Parlament gut voran. Sowohl die EU-Staaten als auch die Volksvertreter müssen am Ende zustimmen. Diplomaten hatten die Pläne von Anfang an als sehr ambitioniert eingestuft. (dpa/tc)