"Konkurrenz benachteiligt"

EU erhöht Druck auf Google

21.05.2012
Der Verdacht erhärtet sich: Google manipuliert nach Ansicht der EU-Kommission bei der Online-Suche Ergebnisse - und benachteiligt Konkurrenten.
Die Brüsseler Wettbewerbshüter der EU-Kommission, die in diesem schicken Gebäude residiert, greifen gegen Google durch.
Foto: GFDL/Asterion

Nun verlangt Brüssel von dem Suchmaschinen-Giganten Zugeständnisse. Sonst drohen milliardenschwere Geldstrafen. Die EU-Kommission entschied deshalb: Binnen Wochen muss Google Vorschläge präsentieren, wie das Unternehmen künftig bei der Online-Suche die Angebote von Konkurrenten fair anzeigen will. In einem Schreiben habe er den Google-Chef zu Zugeständnissen aufgefordert, sagte EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia am Montag in Brüssel: "Ich hoffe, Google wird diese Gelegenheit ergreifen, um unsere Bedenken auszuräumen." Der Vorwurf lautet, dass Google Ergebnisse manipuliert und Angebote anderer Suchdienste vorsätzlich in den unteren Rängen platziert hat.

Lenke Google ein, sei die Kommission bereit, das Verfahren einzustellen. Ansonsten drohen Google hohe Strafen von bis zu zehn Prozent eines Jahresumsatzes. Nach Ansicht der Brüsseler Wettbewerbshüter haben sich die Beschwerden von Mitbewerbern gegen den Marktführer erhärtet: "Wir sind besorgt, dass die Praxis Konkurrenten benachteiligt hat", sagte Almunia.

Weltweit liegt der Konzern ganz vorne und hat nach früheren Angaben rund 85 Prozent Marktanteil bei Suchanfragen, in Deutschland und Europa sogar mehr als 90 Prozent. In der EU ist es verboten, dass Unternehmen, die einen großen Teil des Marktes kontrollieren, ihre Position zum Schaden von Verbrauchern und Konkurrenten ausnutzen. Feste Fristen gibt es für das Verfahren nicht.

Bereits mehrfach hat die EU-Kommission hart gegen IT-Konzerne durchgegriffen. So musste Microsoft eine EU-Geldbuße von insgesamt 1,7 Milliarden Euro zahlen, weil es nach Ansicht der EU-Kommission seine Marktmacht bei Browsern ausgenutzt hatte.

Ein Google-Sprecher sagte in Brüssel, man werde die Argumente der EU-Kommission prüfen. "Wir stimmen mit deren Schlussfolgerungen nicht überein, aber wir werden gerne über deren Bedenken diskutieren." Der Wettbewerb im Web habe in den vergangenen zwei Jahren - seit Beginn der EU-Untersuchung - stark zugenommen. "Der Wettbewerbsdruck, unter dem Google steht, ist enorm."

Arbeiten bei Google
Eines der vielen Google Logos im Google Office in Zürich. In diesem Fall im dezenten Neon Style.
Arbeiten bei Google
Die Außenansicht eines der beliebtesten Arbeitsplätze. Weltweit kann sich Google jedes Jahr über mehr als zwei Millionen Bewerbungen freuen ...
Arbeiten bei Google
... und das nicht ohne Grund. So ist schon für die Kleinsten gesorgt, wenn Mamma arbeiten muss.
Arbeiten bei Google
Egal, ob es ein kleiner Snack für zwischendurch sein soll, oder ...
Arbeiten bei Google
... ein vollwertiges Mittagessen. Bei Google muss die Kreativität der Mitarbeiter nicht unter mangelnder Ernährung leiden.
Arbeiten bei Google
Steht dann mal eine Besprechung im kleinen Kreis an, stehen Räumlichkeiten der etwas anderen Art zur Verfügung, wie das Meeting-Iglu oder ...
Arbeiten bei Google
... eine Meeting-Gondel im Taxi-Style.
Arbeiten bei Google
Falls es eher etwas rustikaleres sein soll, kann man die Meeting-Gondel im Alpen-Style wärmstens empfehlen.
Arbeiten bei Google
Freunde des Union Jack greifen lieber auf diese Gondel als Besprechungsraum zurück.
Arbeiten bei Google
Wer genug von Gondeln hat, kann es sich in einem der Meeting-Eggs gemütlich machen oder ...
Arbeiten bei Google
... seinen kreativen Gedanken in der Waterlounge freien Lauf lassen. Schließlich gibt Google seinen Mitarbeitern die Möglichkeit, 20 Prozent der Arbeitszeit zu nutzen, um eigene Ideen zu verwirklichen.
Arbeiten bei Google
Die restliche Zeit muss aber doch gearbeitet werden, wie zum Beispiel hier in einem der Büros.
Arbeiten bei Google
Wenn die Kreativität nachlässt oder der Feierabend ruft, ist das Leben außerhalb der Google-Welt nur einen kurzen Rutsch entfernt.

Vorwürfe in vier Bereichen

Brüssel hatte das Verfahren im November 2010 eingeleitet. Vier Punkte umfassen die Vorwürfe: Der Suchmaschinenbetreiber habe - womöglich vorsätzlich - bei Produktanfragen eigene Dienste wie Preisvergleiche zu bestimmten Themenfeldern (Reisen oder Restaurants) prominent platziert. Die Seiten anderer Suchdienste seien bei den Ergebnissen weit unten erschienen. Zudem habe Google Inhalte von konkurrierenden Suchdiensten zu einem bestimmten Themenfeld kopiert und in seinen eigenen Angeboten benutzt, sagte der EU-Kommissar: "Diese Praxis könnte Reise-Webseiten oder Restaurantführern schaden."

Zudem habe Google mit Vereinbarungen Werbepartner daran gehindert, auf ihren Webseiten Anzeigen von Konkurrenten zu schalten, so die EU-Kommission. Bei der Online-Werbung auf der Plattform AdWords habe Google Konkurrenten die Übertragbarkeit auf eigene Plattformen erschwert. Der Klage, der IT-Riese habe möglicherweise die Preise für Textanzeigen hoch getrieben, geht die EU-Kommission nicht nach. Die Untersuchungen in anderen Fragen - zum Beispiel dass Google Konkurrenten von Mobilfunk-System Android abgeschottet habe - laufen nach Almunias Worten weiter.

Mehrere Google-Konkurrenten, darunter die britische Preisvergleichs-Website Foundem, die Justizsuchmaschine ejustice.fr und das zu Microsoft gehörende deutsche Verbraucherportal Ciao, hatten sich bei der EU-Kommission beschwert. Ciao hatte zuvor auch beim Bundeskartellamt Beschwerde eingereicht. (dpa/sh)