"Es reicht nicht, einfach nur Profile zu verschicken"

26.04.2005
Wer als IT-Gründer erfolgreich sein möchte, muss viele Fallstricke meiden. Doch wo liegen die Erfolgsrezepte? Svenja Hofert sprach für die COMPUTERWOCHE mit Peter Brenner, IT-Sachverständiger und auf die IT-Branche spezialisierter Existenzgründungsberater und Coach in Köln.

CW: Was ist Ihre Erfahrung: Wie gründen ITler?

Peter Brenner: Die meisten sind Einzelkämpfer. Sie arbeiten als Projektmitarbeiter oder im Bereich IT-Dienstleistungen. Viele sind Freiberufler.

CW: Wie wird zwischen einem Freiberufler und einem Unternehmer unterschieden?

Brenner: Die Unterscheidung zwischen Freiberufler und Gewerbetreibendem ist nach wie vor ein großes Thema. Es reicht nicht, sich "Freelancer" zu nennen, denn letztendlich entscheidet das Finanzamt über den Status. Deshalb ist es wichtig, von Anfang an die richtige Strategie zu verfolgen. Der Firmenname muss schon nach Freiberuflichkeit riechen. Projektleiter und DV-Berater sind als Berufsbezeichnungen gefährlich, denn sie implizieren eine gewerbliche Tätigkeit. Trainer dagegen sind grundsätzlich freiberuflich tätig.

CW: Welche weiteren Fallstricke drohen Freelancern?

Peter Brenner: "Erfolgreiche Gründer erkennen Trends und nutzen sie für sich."

Brenner: Die leidige Rentenversicherungspflicht. Wer innerhalb eines Jahres nur von einem Auftraggeber Honorar bezieht und nicht mindestens ein Sechstel dieses Umsatzes bei einem anderen Auftraggeber erwirtschaftet, kann von der Bundesanstalt für Angestellte, der BfA, als rentenversicherungspflichtig eingestuft werden. Das kann bedeuten, pro Monat rund 500 Euro in die Rentenkasse zu zahlen.

CW: Manche Gründer schließen sich zu Teams zusammen. Was sollten sie beachten?

Brenner: Bei Teamgründungen müssen Sie aufpassen, dass auch alle im Team freiberuflich sind. Ein Gewerblicher dazwischen - und die gesamte GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts), die in einer solchen Konstruktion auch ohne offizielle Gründung allein durch die Verfolgung eines gemeinsamen Geschäftszwecks entsteht, gilt als gewerblich.

CW: Was macht Gründer erfolgreich?

Brenner: Gutes Telefon-Marketing in eigener Sache. Sie müssen präsent sein, gekonnt nachfassen, Interesse zeigen. Es reicht nicht, einfach nur Profile zu verschicken. Komischerweise ist die Hemmschwelle, das richtige Verkaufen zu lernen, sehr hoch. Darüber hinaus sind erfolgreiche Gründer auch solche, die Trends erkennen und für sich nutzen. Sie wissen, was sie in den nächsten Jahren anbieten können, und entwickeln sich permanent weiter. Nicht zuletzt sind erfolgreiche Gründer auch gut beratene Gründer. So gibt es vom Bundesamt für Außenwirtschaft Zuschüsse in Höhe von 50 Prozent für die Beratung vor der Gründung und in den folgenden zwei Jahren, die auch Nicht-Arbeitslose erhalten können. Innerhalb einer solchen Beratung können beispielsweise gutachterliche Testate erstellt werden, die den freiberuflichen Status einer Gründung sicherstellen.

CW: Sind erfolgreiche Gründer Nischenanbieter oder Alleskönner?

Brenner: Alleskönner können nichts richtig. Aber auch eine zu enge Nische kann gefährlich sein - was, wenn die Fähigkeit plötzlich nicht mehr gebraucht wird? Erfolgreiche Gründer haben mindestens zwei Gebiete, auf denen sie sich gut auskennen. Außerdem orientieren sie sich an aktuellen Trends und bilden sich weiter.

CW: Was machen die meisten Gründer falsch?

Brenner: Sie delegieren nichts und machen alles selbst. Sie vergeuden damit wertvolle Arbeitszeit für Sekretariats- und Buchhaltungsaufgaben. Mein Rat: Geben Sie ab und leisten Sie sich gegebenfalls einen Angestellten, der einen Minijob für mindestens 400 Euro ausübt. Positiver Nebeneffekt: Sie werden nicht als rentenversicherungspflichtig eingestuft, selbst wenn Sie ein Jahr ausschließlich für denselben Auftraggeber arbeiten.

Peter Brenner, IT-Sachverständiger und auf die IT-Branche spezialisierter Existenzgründungsberater und Coach in Köln.