Studie - EU-Vergleich

Erstes Fazit zur neuen Behördennummer 115

11.07.2011 von Johannes Klostermeier
Eine Studie ergab, dass immer mehr Länder in Europa eine einheitliche Behördennumer einsetzen. Deutschlands 115 schneidet dabei gut ab.

Die deutsche einheitliche Behördennummer 115 steht im europäischen Vergleich gut da. Zu diesem Ergebnis kommt die im Auftrag des Bundesinnenministeriums erstellte empirische Studie „Einheitliche Behördenrufnummern in der Europäischen Union“ des Potsdamer E-Government Competence Centers.

Mit der Vorlage der Studie gibt es nach Angaben des Ministeriums erstmals einen Gesamtüberblick über alle in Europa bestehenden einheitlichen Behördenrufnummern. Die Studie zeigt, dass dem telefonischen Zugang zur öffentlichen Verwaltung in Europa eine große Bedeutung beigemessen wird: Neben Deutschlands einheitlicher Behördennummer 115 haben bislang zwölf weitere europäischen Staaten einen vergleichbaren telefonischen Bürgerservice eingeführt. So gibt es etwa die 1700 in Belgien (Flandern), die 1881 in Dänemark, die 3939 in Frankreich und die 1500 in Griechenland.

Immer mehr Länder machen mit. Sechs EU-Staaten bereiten eine einheitliche Nummer vor.
Foto: HanseNet Telekommunikation

Sechs weitere EU-Mitgliedstaaten planen derzeit die Einführung einer einheitlichen Behördenrufnummer. Dabei unterscheiden sich diese Rufnummern insbesondere durch die organisatorischen und technischen Lösungsansätze.

Deutschlands einheitliche Behördennummer 115 zeichnet sich nach Angaben der Autoren vor allem durch die Definition einheitlicher Standards und eines Serviceversprechens aus sowie durch die übergreifende Vernetzung zwischen Kommunen, Ländern und Bund und die hierfür genutzte gemeinsame Wissensdatenbank.

Potenzial besteht für Deutschland aber nach eigener Einschätzung noch bei der flächendeckenden Erreichbarkeit des Service und der Verbindung mit anderen Servicekanälen.

Die Studie untersucht alle 27 EU-Mitgliedsstaaten. Sofern eine einheitliche Behördenrufnummer vorlag, wurden anhand von Fallstudien Besonderheiten und Gemeinsamkeiten der nationalen Lösungen ("Good Practices") beschrieben. Die Arbeit „Einheitliche Behördenrufnummern in der Europäischen Union“ kann man sich unter der Webadresse www.d115.de herunterladen.

Im April vom Pilot- in den Regelbetrieb übergegangen

Gilt in Deutschland als Ideengeber der D115-Nummer. Harald Lemke, heute bei der Deutschen Post.
Foto: Deutsche Post

Am 14. April 2011 startete die einheitliche Behördennummer 115 in Deutschland mit dem Regelbetrieb. Der zum Ende des Pilotbetriebs veröffentlichter Abschlussbericht mit einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach zeigte, dass die 115 gut ankommt: 83 Prozent der Bevölkerung finden es demnach gut, dass es die einheitliche Behördennummer gibt.

Die Infrastruktur des Regelbetriebs wird von Bund und Ländern gemeinsam finanziert. Vordringliches Ziel sei es jetzt, weitere Kommunen und Länder zum Mitmachen zu gewinnen. Der Pilotbetrieb wurde mit 13 kreisfreien Städten und Landkreisen mit rund zehn Millionen Einwohnern, vier Bundesländern und 14 Bundesbehörden gestartet. Inzwischen sind mehr Partner dabei. Die Bundesverwaltung will sich bis Ende 2011 vollständig mit rund 75 Behörden und Institutionen beteiligen. CIO.de hatte unter der Überschrift "Auch Bundesverwaltung beteiligt sich an D115" darüber berichtet.

Ein weiteres Ziel sei die Anpassung der Tarife für Anrufe. Geplant sei die Integration in Flatrates durch eine Verfügung der Bundesnetzagentur. Derzeit kostet ein Anruf bei der 115 aus dem Festnetz der Deutschen Telekom noch sieben Cent pro Minute, die Tarife aus den Mobilfunknetzen liegen zwischen 17 und 29 Cent.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.