Voice over LTE (VoLTE)

Erste Mobilfunkbetreiber bieten Telefonate via LTE an

08.08.2012
In den USA und in Südkorea bieten ab heute die beiden ersten Mobilfunkbetreiber Sprachdienste über LTE an. Erste Smartphones für Voice over LTE (VoLTE) sind das Samsung Galaxy S3 LTE und das LG Connect 4G.
Foto: Heiko Barth, Shutterstock.com

SK Telecom in Korea und MetroPCS Communications in den USA bieten seit heute als erste Mobilfunkbetreiber weltweit kommerziell Voice over LTE (VoLTE) an. Die Koreaner werden ab sofort das Android-Smartphone Samsung Galaxy S3 LTE mit integriertem HD-Voice-Feature für den Sprachdienst über das LTE-Netz offerieren und noch im Laufe dieses Monats ein Firmware-Update für bereits zuvor verkaufte Galaxy S3 LTE ausliefern. HD Voice mit dem AMR-Wideband-Codec über das LTE-Netz soll für eine um bis zu 40 Prozent bessere Sprachqualität als über UMTS mit AMR-Narrowband-Codec sorgen. Damit die Kunden von der besseren Sprachqualität profitieren, müssen allerdings sowohl Anrufer als auch Angerufener ein dieses Feature unterstützendes Smartphone nutzen. Künftig will SK Telecom den Großteil seiner LTE-Smartphones mit HD Voice als integriertem Features herausgeben.

Theoretisch könnten mit Voice over LTE die pro Minute oder über spezielle Inklusivpakete abgerechneten Kosten für Mobiltelefonate bald der Vergangenheit angehören und zu den Inklusivleistungen einer Daten-Flatrate gehören. Allerdings behält SK Telecom laut der aktuellen Pressemitteilung das bisherige Abrechnungsschema von UMTS auch bei Voice over LTE bei. Der Mobilfunkprovider deckt nach eigenen Angaben 99 Prozent der Bevölkerung im Heimatmarkt mit seinem LTE-Netz ab, bietet dabei auch Indoor-Versorgung und erreicht neben auch schwer zugängliche oder abseits gelegene Gebiete wie Bergregionen oder Küstenabschnitte. Beim Transport über das LTE-Netz werden HD-Voice-Sprachdaten bevorzugt behandelt, bald sollen HD-Voice-Gespräche auch in die LTE-Netze der anderen koreanischen Mobilfunkbetreiber möglich sein.

LTE
LTE in der Praxis
Long Term Evolution ist angekommen. Konnte man den Highspeed-Nachfolger für UMTS anfangs nur auf dem Land testen und messen, ist die Technik nun in immer mehr Städten verfügbar. Wir haben den mobilen Datenfunk ausprobiert.
o2 LTE Router Huawei B390s-2
O2 und Deutsche Telekom lassen den schwarz-weißen LTE-Router Huawei B390s-2 optisch fast unverändert und passen lediglich die Verpackung, das Handbuch und die Software stark an die Firmenfarben an. Vodafone vertreibt das gleiche Gerät in einem rot-weißen Gehäuse.
o2 LTE Router Huawei B390s-2
Im O2-LTE-800-Netz zu Pfaffing kommt aus dem O2 LTE Router sogar mehr Upload-Leistung, als im O2-LTE-Tarif 7200/2000 avisiert wird.
Speedport LTE Neufinsing, Esso
Bei diesem Screenshot stand der Telekom Speedport LTE Router am 10. Februar 2012 gerade in Neufinsing bei Markt Schwaben im Auto auf dem Armaturenbrett. Dort funkt bereits ein LTE-800-Netz der Telekom: Die SIM-Karte wurde vom Router als gültig validiert = GRÜN. Der Router findet auch ein passendes 4G-Netz = GRÜN. Auch die LTE-Signalstärke reicht bestens zum Surfen, was durch fünf grüne Balken rechts oben angezeigt wird.
AVM FRITZ!Box 6840 LTE
Die AVM FRITZ!Box 6840 LTE hat sich im Test mit einer LTE-SIM-Karte von Vodafone gut vertragen.
AVM FRITZ!Box 6840 LTE
Die Downloadwerte der AVM 6840 waren im LTE-800-Funknetz von Vodafone in München ganz okay. Die Upload-Werte schwächelten aber im Vergleich zu anderen LTE-Routern. Trotzdem können auch diese LTE-800-Durchsatzwerte der 4G-Fritzbox noch locker mit einem mittelprächtigen VDSL-50-Anschluss konkurrieren.
AVM FRITZ!Box 6840 LTE Vodafone
In diesem Screenshot war die FritzBox-LTE mit einer LTE-800-Funkzelle von Vodafone in Vierkirchen bei Dachau verbunden. In München sieht es derweil ähnlich aus.
AVM FRITZ!Box 6840 LTE
In diesem Fenster sieht man, ob die LTE-Antennen am Router einen guten Empfangspegel haben. Falls nicht, dreht man so lange an den Antennen herum, bis beide dBm-Werte möglichst hoch sind.
LANCOM 1781-4G-
Der LANCOM 1781-4G-LTE-Business-Router versteht LTE bei 800, 1800 und 2600 MHz. Findet er überhaupt kein LTE-Netz, dann schaltet er auf GPRS, EDGE, UMTS, HSPA oder HSPA+ zurück. Er brachte schöne Messwerte in allen getesteten LTE-Netzen von Telekom, O2 und Vodafone.
LANCOM 1781-4G Netzliste 1
Der LANCOM-Router zeigt den Modus (hier LTE), das Mobilfunkband (hier LTE 1800 MHz) und sogar die Kanalbandbreite (hier 20 MHz) in der Bediener-Software an. So differenziert hat das der Tester noch bei keinem anderen LTE-Router gesehen.
LANCOM 1781-4G Vodafone Netzliste 2
Netzliste: Hier steckte eine geeignete SIM-Karte von Vodafone im LANCOM 1781-4G-LTE-Business-Router. Damit ist der Zugriff auf die Vodafone-Netze per GPRS, UMTS und LTE gestattet. Außerdem funken noch LTE/UMTS/GPRS-Netze von der Telekom sowie LTE-lose UMTS/GPRS-Netze von E-Plus und O2 im Büro des Testers. Auf die drei Letztgenannten war der Zugriff mit der verwendeten LTE-SIM-Karte von Vodafone jedoch „verboten“.
LANCOM 1781-4G
VDSL-Feeling im Auto: So lange LTE-1800 noch nicht mit Bestwerten direkt ins Büro des Testers funkt, wird der LANCOM 1781-4G Router für die Speed-Messungen eben an den Messesee nach München-Riem gefahren. Über das blaue Ethernet-Kabel hängt der Laptop an einem Gigabit-Port des silbergrauen Routers. Das Router-Netzteil wird mit 230 Volt aus einem Spannungswandler versorgt.
LANCOM 1781-4G
Topwert: Eine Messung ergab im LTE-1800-Netz der Telekom in Riem einen DL von 42,40 und einen UL von 27,96 Mbps bei einer Pingzeit von 25 Millisekunden.
LANCOM 1781-4G T-SIM---LANCOM---Riem---Ping 25ms
Die Messung wurde gegen 00:23 Uhr nachts vorgenommen - der Tester hatte vermutlich "freie Bahn".
LANCOM 1781-4G
Bei über 40 Durchsatz-Messungen stellten sich am 26. März 2012 im LTE-1800-Netz der Telekom in Riem sehr schöne Mittelwerte von 42 Mbps im DL und 28 Mbps im UL bei einer mittleren Pingzeit von 31 Millisekunden ein.
Huawei E398u-15-Telekom Speedstick LTE
Im Juni 2011 verkündete die Telekom den Ausbau des Kölner LTE-Netzes bei 1800 MHz. Dabei hat sie auch gleich den Alles-Könner-LTE-Stick Huawei E398u-15 unter dem Namen Telekom Speedstick LTE kommuniziert. Er versteht LTE bei 2600, bei 1800 und seit 2012 nun endlich auch bei 800 MHz.
LTE T-SIM-T-Stick
Im Münchener LTE-1800-Funknetz war der „Telekom Speedstick LTE“ alias Huawei E398u-15 im Download so schnell wie ein sehr guter VDSL-50-Anschluss, knapp 50 Mbps. Im Upload war er sogar mehr als doppelt so schnell. VDSL-50 erreicht im Upload in der Praxis meist „nur“ 6 bis 9 Mbps.
HTC Velocity 4G
Dieser beste Messwert aus einem 2,6 km langen Fußmarsch in München hat große Ähnlichkeit mit typischen VDSL-50-Praxiswerten. Nur die Pings dauerten länger als bei VDSL üblich.

In den USA wollen große Mobilfunkbetreiber wie AT&T, Verizon Wireless und Sprint erst im kommenden Jahr Voice over LTE anbieten. Erster Carrier mit einem VoLTE-Dienst ist der kleinere Anbieter MetroPCS. Allerdings wird MetroPCS Voice over LTE erst nach und nach in seinem gesamten Netz ausrollen und sein erstes VoLTE-fähiges Smartphone-Modell, das LG Connect 4G, zunächst nur in ausgewählten Läden zum Verkauf stellen. Später im Jahr sollen weitere Rich Communications Services (RCS) hinzukommen. Wie bei SK Telecom erwarten auch die Kunden von MetroPCS keine zusätzlichen Entgelte für die Nutzung von Voice over LTE, die Sprachverbindungen laufen auch dann über LTE, wenn nur einer der Gesprächspartner ein VoLTE-fähiges Smartphone benutzt.

In Deutschland bieten bislang nur Vodafone, Telekom und Telefónica Germany (O2) Datenübertragungen via LTE an. Mobiltelefonate laufen hierzulande weiterhin über 2G- oder 3G-Verbindungen.

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