Tagesgenaue Ressourcenplanung

ERP-System reduziert Lager

14.11.2005 von Eduard Rüsing
Zulieferer müssen ihre Produktions- und Lieferprozesse ständig optimieren. Nur so können sie den Vorgaben der Kunden auch künftig gerecht werden.

Die Erich Lacher Präzisionsteile GmbH & Co. KG in Pforzheim ist Zulieferer im Automobilbereich. Als Entwicklungspartner seiner Kunden fertigt Lacher mit rund 130 Mitarbeitern ausschließlich kundenspezifische Produkte. Während die Entwicklungs-, Produktions- und Abrufzeiten immer kürzer werden, fordern die Kunden eine hohe Flexibilität, was die Bedarfsdeckung betrifft. Monatlich etwa 30 Millionen teilweise hoch komplexe Dreh- und Verzahnungsteile verlassen die Fertigung. Dazu bedarf es effizienter Arbeitsabläufe - ohne Abstriche bei Qualität und Rückverfolgbarkeit der Produkte.

Die bisherige, maßgeschneiderte PPS-Software wurde diesen Anforderungen nicht mehr gerecht. Excel- und Access-Tabellen enthielten zusätzliche Daten mit der Folge, dass Informationen für die betrieblichen Abläufe zwar vorhanden, aber nicht integriert waren. Zudem konnte die damalige Lösung die VDA-Abläufe nur lückenhaft abbilden.

Leiter AV Peter Mannsdörfer (links) und kaufmännischer Leiter Florian Locher.

Gesucht wurde ein ERP-Anbieter, der für die "Langläufer" - Aufträge, die bis zu einem Jahr dauern - eine Lösung anbieten konnte. Denn ein wichtiges Kriterium war die Möglichkeit einer tagesgenauen Ressourcenplanung, wodurch sich die Lagerhaltung deutlich verringern sollte. Zum Zug kam das Systemhaus Infor Global Solutions mit dem ERP-System Infor Com.

Leichtere Feinplanung

"Mit der notwendigen Anpassung für die Langläuferthematik haben wir eine zusätzliche Dynamik in die Ablaufstrukturen gebracht. Denn die täglichen Rückmeldungen der Fertigteile und der Schichtplan steuern heute über einen Dispositionslauf den aktuellen Materialbedarf und die Kapazitätsplanung", bekräftigt Peter Mannsdörfer, Leiter der Arbeitsvorbereitung. Zur kurzfristigen Fertigungssteuerung wurde das wissensbasierte Modul Infor APS installiert. APS (Advanced Planning and Scheduling) zeigt die komplette Maschinenbelegung und die Laufzeiten der entsprechenden Teile an und erleichtert die Feinplanung.

Die Kommunikation mit den Lieferanten per EDI oder Web-EDI erfolgt auf Basis des Infor-Moduls e-Procurement. Damit kann der Metallverarbeiter mit seinen Lieferanten Rahmenaufträge abschließen und Abrufaufträge erzeugen. Die vom Dispositionslauf generierten Abrufaufträge werden automatisch unter Berücksichtigung der Anlieferlosgrößen an den Lieferanten übermittelt. Auf der Kundenseite erledigt das Automotive-Modul die Kommunikation, also etwa die Anmeldung der verschickten Ware, Packmittelinformationen oder Abrechnungsdokumente, per EDI. Mit der Infor-Einführung kam Lacher der Forderung vieler Kunden nach einer voll funktionsfähigen EDI-Anbindung zuvor. "Man will es ja dem Kunden möglichst leicht machen", meint Locher.

Optimale Auslastung

Große Vorteile im internen Ablauf erzielt Lacher heute mit einer transparenten Maschinenbelegung und Schichtplanung, denn gerade hochwertige Maschinen müssen optimal ausgelastet sein. Deutlich positive Resultate erreichte das Infor-System auch im Lagerbereich: Die an den aktuellen Bedarf angepasste Anlieferung von Material hat bereits nach kurzer Zeit die Bestände um 20 bis 30 Prozent reduziert.

Der RoI

Mit Anfangsinvestitionen in Höhe von 200000 Euro erhofft sich Erich Lacher jährliche Einsparungen von 25 Prozent gegenüber dem früheren ERP-System. Das bedeutet einen Return on Investment von 4,5 Jahren.

Die Materialanlieferungen können heute unter Berücksichtigung der optimalen Lieferlosgröße tagesgenau geplant werden. Und das bedeutet: Die Kostenbindung hat sich erheblich reduziert.

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Eduard Rüsing ist freier Journalist in Karlsruhe.