CeBIT-Rundgang: ERP

ERP-Hersteller bauen Suiten aus

07.02.2006
Für die Anbieter von Enterprise-Resource-Planning-Lösungen (ERP) geht es darum, zusätzliche Funktionen in ihre Suiten zu integrieren. CRM, SCM und RFID sind für die Hersteller keine Fremdwörter mehr.

Viele Nutzer von betriebswirtschaftlicher Standardsoftware sind auf der Suche nach zusätzlichen Funktionen für die Geschäftsdatenanalyse, die Verwaltung ihrer Lieferketten (Supply-Chain-Management) und zur Verbesserung ihrer Kundenbeziehungen (Customer-Relationship-Management). Sie schauen sich hierzu auch bei ihren bisherigen Lieferanten für Enterprise-Resource-Planning um.

Neben den Anwendern, die Erweiterungen suchen, gibt es andere, die ihre ERP-Lösung auf ein anderes Produkt migrieren möchten, da das Altsystem den neuen Anforderungen nicht mehr entspricht, schlecht in andere vorhandene Applikationen integriert ist und nur mit viel Aufwand in diese Richtung getrimmt werden kann. Galt es bisher, vor allem die Abläufe eines Unternehmens mittels ERP in den Griff zu bekommen, gehen Anwender nun dazu über, IT-Systeme mit ihren Lieferanten und Kunden zu verzahnen. Dies setzt neben einem Datenaustausch Ablaufsteuerungen für unternehmensübergreifende Geschäftsprozesse voraus.

Konzerne und größere Mittelständler hat SAP fest im Griff. Im Geschäft mit kleinen und mittleren Unternehmen tummeln sich dagegen wesentlich mehr Anbieter.

Microsoft Business Solutions (Halle 4, Stand A38) etwa zeigt auf seinen Ständen, wie der Geschäftsablauf in kleinen und mittelständischen Firmen im Idealfall ablaufen kann. Dazu zählen die reibungslose Verzahnung von Betriebsabläufen und die Einbindung von Kunden und Partnern in ein Unternehmen. Der Softwarekonzern hat hierzu eine virtuelle Referenzfirma "gegründet", um auf der Messe die Szenarien sowie deren Realisierung mit Microsoft-Produkten zu präsentieren.

Gezeigt werden auf der Messe die Version 4.0 von "Microsoft Dynamics AX" (ehemals "Microsoft Axapta") sowie die deutsche Version der Customer-Relationship-Management-Software "Microsoft Dynamics CRM 3.0".

SAP lässt Partner aufmarschieren

ERP-Primus SAP (Halle 4, Stand D12/D28) demonstriert ebenfalls Lösungen im Betrieb. Der Hersteller führt gemeinsam mit 55 Partnerfirmen Geschäftsanwendungen und Dienstleistungen für kleine bis große Unternehmen vor. Unter anderem sind dies Lösungen zur Unternehmenssteuerung, Prozesseffizienz und Kundenbindung.

Zusammen mit 55 Partnern zeigt SAP auf der CeBIT 2006 Lösungen zur Unternehmenssteuerung, Prozesseffizienz und Kundenbindung.

Service-orientierte Architekturen (SOA), die Integrations- und Ablaufumgebung "Netweaver" und Lösungen zur Geschäftsdatenanalysen, Sicherheit und Radio Frequency Identification (RFID) zählen zu den Themenschwerpunkten. In Kooperation mit der Metro AG führt der Softwarehersteller am Messestand eine Einzelhandelsfiliale vor, deren logistische Prozesse mit Hilfe der RFID-Technik gesteuert werden.

Zu den Neuheiten zählen Analysewerkzeuge ("SAP Analytics"), mit denen SAP-Anwender, die Netweaver nutzen, Geschäftsdaten analysieren können.

Darüber hinaus wird zu sehen sein, wie SAP-Kunden mittels "Mendocino", einem gemeinsam mit Microsoft entwickelten Integrationsprodukt, "Office" mit "Mysap ERP" verbinden können.

Der ERP-Anbieter Infor Global Solutions (Halle 5, Stand C24) legt den Messeschwerpunkt auf integrierte Lösungen der "Infor Manufacturing Essentials Suite" für eine schlanke Fertigung sowie für den Großhandel. Die Suite richtet sich an Firmen aus der diskreten Fertigung, der Prozessindustrie und an Automobilzulieferer. Gezeigt werden unter anderem neue Funktionen für das Warehouse Management, E-Procurement, Product Lifecycle Management, Supply Chain Management und Supply Chain Planning.

Infor integriert sein Portfolio

Eine Neuheit ist "Infor XPPS". Die Business-Software für Automobilzulieferer steht unmittelbar vor der Auslieferung. Vorführen wird der Hersteller ferner unlängst hinzugekommene Funktionen der für mittelständische Fertigungsunternehmen konzipierten Software "Infor COM". Integriert wurden ein erweitertes Warehouse Management sowie Mechanismen zur Abwicklung von elektronischen Bestellungen (E-Procurement).

Für den Großteil der mittelständischen ERP-Anbieter bleibt die CeBIT nach wie vor ein Pflichttermin. Die Motive sind allerdings unterschiedlich. Für Bäurer aus Donaueschingen ist die CeBIT ein wichtiger Marktplatz, um mit bestehenden und potenziellen Kunden zu sprechen und diese zu beraten. PSI hofft, dass die IT-Investitionen der mittelständischen Industrie im laufenden Jahr wieder anziehen. Sage und Abas spekulieren auf möglichst zahlreiche qualifizierte Kontakte, damit sich die Messeinvestitionen auch rechnen.

Das funktioniert heute nicht mehr, widerspricht Wilken. Die CeBIT habe sich stark verändert, und die Zahl der Leads nehme von Jahr zu Jahr ab. Die Messe in Hannover diene hauptsächlich der Image- und Bestandspflege. Verzichten wollen die Ulmer indes nicht auf die IT-Nabelschau. "Bestandskunden sind Neukunden des Wettbewerbs", warnt der ERP-Anbieter.

Wilken (Halle 5, Stand C38) stellt seine E-Procurement-Lösung Openshop auf den Usability-Prüfstand. Messebesucher können die Benutzerführung der überarbeiteten Version 4.0 testen. Dabei werden mittels einer Augenkamera die Blickpfade und die Pupillenbewegungen der Tester beim Bedienen der Software aufgezeichnet. Wilken will die Forschungsergebnisse, die im Rahmen einer Doktorarbeit an der Universität Ulm ausgewertet werden sollen, für die Weiterentwicklung seiner Produkte nutzen.

ERP-Anbieter

Abas: Halle 5, Stand A18;

Bäurer: Halle 5, Stand A28;

C.I.S.: Halle 3, Stand C26;

CSB: Halle 5, Stand D16;

Ebootis: Halle 5, Stand C46;

Godesys: Halle 5, Stand A35;

Infor Global Solutions: Halle 5, Stand C24;

Microsoft Business Solutions: Halle 4, Stand A38;

Oxaion: Halle 5, Stand A38;

Proalpha: Halle 3, Stand C17;

PSI: Halle 5, Stand D26/1

Sage: Halle 5, Stand A16;

SAP: Halle 4, Stand D12/D28;

SoftM: Halle 5, Stand C04;

Wilken: Halle 5, Stand C38.

Sage (Halle 5, Stand A16) stellt sein neues Kunden-Management "Sage CRM" in den Mittelpunkt seines CeBIT-Auftritts. Damit will der britische Softwareanbieter eine Lücke zwischen dem Kontakt-Management "Act!" und der frei programmierbaren CRM-Lösung "Saleslogix" schließen. Sage CRM bietet Anwendern eine Web-basierende Suite mit Modulen für Vertrieb, Marketing und Support. Sage will die Lösung, die bis zu 1000 Nutzer skaliert, im klassischen Lizenzgeschäft wie auch als Mietlösung anbieten.

SoftM setzt auf Bison

SoftM (Halle 5/Stand C04) stellt in Hannover ein neues ERP-Produkt vor. Gemeinsam mit dem Schweizer Anbieter Bison haben die Münchner mit "Greenax" ein neues Java-basierendes ERP-System entwickelt. Die Software, die ab April 2006 verfügbar sein soll, besteht aus einzelnen Funktionsservices, die den Anwendern erlauben, sich seine Workflow-Prozesse firmenspezifisch zusammenzusetzen. Mit Greenax adressieren die beiden ERP-Anbieter vorerst nur Kunden aus dem Handel.

Abas (Halle 5, Stand A18) will in seiner gleichnamigen Business-Software künftig vor allem den Datenzugriff und die Datenverteilung effizienter gestalten. So soll das Abas-Portal einen konfigurierbaren und personalisierbaren Zugriff auf Daten und Dienste im Abas-ERP-System sowie auf andere firmeninterne und -externe Anwendungen, Datenbanken und Web-Services bieten. Mit Hilfe der "Multi-Site"-Funktion sollen Anwender den Datenaustausch zwischen Abas-ERP-Mandanten besser steuern können.

ERP-Lösungen werden mobil

Auch Oxaion (Halle 5, Stand A38) baut die Mobilfunktionen seiner ERP-Lösung aus. So bietet das Modul "Oxaion Mobis" neben den drei Vertriebs-, Service- und Logistikassistenten in Zukunft auch ein "Überwachungscockpit". Damit lassen sich Einsatzpläne von Servicetechnikern prüfen beziehungsweise Serviceaufträge direkt aus dem Oxaion-System einem einzelnen Außendienstmitarbeiter zuweisen. Dieser kann dann über ein Notebook oder einen PDA online die notwendigen Informationen für den Auftrag aus der zentralen ERP-Anwendung abrufen.

Das Thema Kunden-Management spielt auch bei Proalpha (Halle 3, Stand C17) eine zentrale Rolle, allerdings weniger unter dem Produktblickwinkel als vielmehr unter dem Beratungsaspekt. Consulting-Experten demonstrieren, dass es mit der Installation einer neuen IT-Umgebung nicht getan ist. Vielmehr müssten für ein funktionierendes CRM Menschen, Prozesse und Technologie zusammenspielen.

Bäurer (Halle 5, Stand A 28) präsentiert eine mobile Datenerfassung für seine Mittelstandslösung "b2". Vertriebsmitarbeiter sollen künftig via Smartphone und Blackberry kundenbezogene Geschäftsprozesse abwickeln sowie auf Kunden- und Auftragsdaten zugreifen können. Für seine Kunden unter den Kfz-Teilehändlern bietet der Anbieter aus Donaueschingen in "b2trade" neue branchenspezifische Funktionen wie beispielsweise Anbindungen an Katalogsysteme wie "Elekat" und "Proficonnect".

Auch PSI (Halle 5, Stand D26/1) zielt mit seinen Lösungen auf die Automobilzulieferer. Vor allem die Funktionen für Serienfertiger wollen die Berliner im ERP-System "Psipenta" erweitern. So lassen sich nun auch Kuppelproduktionen, bei denen in einem Arbeitsgang unterschiedliche Erzeugnisse wie beispielsweise beim Stanzen spiegelverkehrter Teile produziert werden, im System abbilden. Dabei gilt es laut Hersteller, Lager- und Logistikprozesse sowie Disposition entsprechend flexibel zu gestalten. Die bereits bestehenden Chargenfunktionen erweitert PSI mit einer Rückverfolgungsfunktion.

Godesys (Halle 5, Stand A35) startet in Hannover die Aktion Fitness-Check für Pflichtenhefte. Über die CeBIT hinaus bis zum Sommeranfang können interessierte Unternehmen ihre ERP-Pflichtenhefte einer kostenlosen Prüfung unterziehen lassen. Nur knapp ein Drittel aller Fragen in diesen oft auf Schmökerdicke angewachsenen Softwareleitfäden seien wirklich zielführend, schätzt Godesys-Chef Godelef Kühl. Teilweise würden Features abgefragt, die nichts mit den firmeninternen Prozessen zu tun hätten.

Von den CW-Redakteuren Martin Bayer und Frank Niemann