Business-Software

ERP-Anwender werden kritischer und anspruchsvoller

19.06.2008 von Frank Niemann
Wie eine Studie der COMPUTERWOCHE ergab, wollen viele Nutzer von ERP-Systemen zusätzliche Module erwerben oder ihre Software modernisieren. Einige Firmen legen für die ERP-Einführung Budgets von einer Millionen Euro und mehr auf. Allerdings zeigte sich auch, dass Anwender anspruchsvoller geworden sind und ihre Zufriedenheit mit der Lösung sinkt.

Im Rahmen der Konferenz "ERP-Initiative 2008" befragte die COMPUTERWOCHE insgesamt 151 Unternehmen. Der überwiegende Teil der interviewten Firmen nutzt bereits eine ERP-Software. Jeder vierte Betrieb plant, weitere ERP-Module anzuschaffen. Fast genauso viele beschäftigen sich damit, ein neues Release ihres ERP-Lieferanten einzuspielen. Darunter dürften unter anderem viele SAP-Kunden sein, die derzeit ihre R/3-Systeme auf die aktuelle Version "ERP 6.0" umstellen. Nahezu jede zehnte Firma hat vor, das bestehende System gegen ein Programm eines anderen Anbieters auszutauschen. Vor allem Mittelständler sind hier aktiv geworden (siehe auch Firmen schrauben an ihren ERP-Systemen).

Geld für ERP-Vorhaben ist reichlich vorhanden

An Budget für die ERP-Einführung mangelt es offenbar nicht: Etwa die Hälfte der Firmen will mindestens 100.000 Euro dafür ausgeben. Fast jedes fünfte Unternehmen hat hierfür sogar eine Million und mehr Euro vorgesehen, was natürlich auch von der jeweiligen Firmengröße abhängt.

Wenn investiert wird, dann in den Kauf von Lizenzen. Das Mieten oder Leasen eines Produkts kommt nur für rund acht Prozent in Frage. Zudem möchten die meisten Unternehmen das ERP-System im eigenen Haus betreiben.

Bei der Systemauswahl bevorzugen Firmen integrierte ERP-Suiten: Über 70 Prozent der Befragten wünschen sich, dass ihr Softwarelieferant ihnen alles aus einer Hand bieten kann.

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ERP muss sich an geänderte Geschäftsprozesse anpassen

Die Gründe für Änderungen am ERP-System sind unterschiedlich. Das Gros der Anwender (über 60 Prozent) sieht sich mit neuen Anforderungen und geänderten Geschäftsprozessen konfrontiert (siehe auch "Anwender im ERP-Korsett"). Etwa 30 Prozent müssen Filialen einbinden oder ein übernommenes Unternehmen integrieren. Fast ein Viertel der Befragten trennt sich von einem Altprodukt. Da Mehrfachnennungen bei dieser Frage möglich waren, dürfte es bei vielen Betrieben nicht nur einen einzelnen Anlass zu Veränderungen der ERP-Installation geben.

Anwender öffnen ihre ERP-Programme für Lieferanten und Kunden

Zwar war ERP-Software ursprünglich dazu gedacht, firmeninterne Prozesse zu steuern, doch ein großer Teil der Unternehmen muss externe Partner an die Geschäftsapplikation ankoppeln. Deutlich zugenommen hat daher die Anzahl der Firmen, die Kunden und Lieferanten über die ERP-Lösung direkt in Geschäftsprozesse eingebunden haben. Lag hier die Quote aus der Befragung des Jahres 2007 noch bei knapp 28 Prozent sind es nun gut 38 Prozent.

Einige Unternehmen haben in den vergangenen Monaten Tochterfirmen, Filialen und Auslandsniederlassungen in die ERP-Umgebung integriert. Gut die Hälfte der Befragten ist hier bereits aktiv geworden. Auch dies bedeutet eine Zunahme, denn in der Untersuchung aus dem vergangenen Jahr waren es rund 42 Prozent.

Web-basierende ERP-Komponenten gefragt

Vermehrt setzen Unternehmen auf Web-basierende ERP-Module, was einerseits mit der Verflechtung mit externen Firmen und andererseits mit den Modernisierungsmaßnahmen zusammenhängen dürfte. Über 44 Prozent gaben an, Web-Module einzusetzen, eine enorme Steigerung gegenüber 2007, wo nur etwa 17 Prozent mit "ja" antworteten.

Entscheidungsunterstützung ist ausbaufähig

Neben der Prozesssteuerung sollen ERP-Programme Unternehmen auch bei ihren Entscheidungen unterstützen. Viele Anwender können ihren Finanzbuchhaltungssystemen zwar aussagekräftige Daten entnehmen, doch wünschen sie sich hier eine bessere Differenzierung gemäß Geschäftsmodell. Fast 28 Prozent verneinen gar, dass die ERP-Software ihnen verwertbare Daten zur Entscheidungsunterstützung liefern kann. Sie greifen daher auf separate Controlling- beziehungsweise Business-Intelligence-Software zurück.

ERP-Studie 2008
ERP-Studie 2008
Die Zufriedenheit mit der ERP-Software hat gegenüber 2007 abgenommen. Höhere Ansprüche der Nutzer dürften ein Grund dafür sein. Die Aussagen zu den ERP-Partnern beziehen sich auf die wenigen Firmen, deren Applikation von einem Dienstleister betrieben werden.
ERP-Studie 2008
Die überwiegende Mehrheit der Befragten nutzt bereits ERP-Software. Allerdings sind nicht alle Kunden von ihrer ERP-Implementierung begeistert.
ERP-Studie 2008
Veränderungsbedarf besteht für viel Firmen. Ein Systemwechsel kommt jedoch nur für wenige in Frage.
ERP-Studie 2008
ERP-Systeme sind für Unternehmen von zentraler Bedeutung, um Geschäftsprozesse besser zu unterstützen. Vermehrt denen Firmen ihre Prozesse auf Kunden und Lieferanten aus.
ERP-Studie 2008
Betriebswirtschaftliche Ziele stehen im Vordergrund. Service-orientierte Architekturen spielen für die Unternehmen meist keine dominierende Rolle.
ERP-Studie 2008
ERP-Projekte werden getrieben durch neue Anforderungen und geänderte Geschäftsprozesse.
ERP-Studie 2008
Daten aus der ERP-Software bereiten Entscheidungen vor. Doch nicht allen Unternehmen genügen die bestehenden Funktionen. Anbieter arbeiten daran, das Lösungsangebot auszubauen.
ERP-Studie 2008
Wer hat bei ERP-Projekten den Hut auf? Mehrheitlich die IT. Vor allem bei kleineren und mittelständischen Firmen hält der Chef beziehungsweise Inhaber die Fäden in der Hand.
ERP-Studie 2008
Für die ERP-Einführung sind Firmen bereit, tiefer in die Tasche zu greifen. Der Budgetumfang hängt natürlich von der Unternehmensgröße ab.
ERP-Studie 2008
Mietlösungen oder Software-as-a-Service spielen bei den Firmen noch keine Rolle. Und die meisten wollen die Lösung auch selbst betreiben. Unternehmen haben Bedenken, beispielsweise Stücklisten und Auftragsdaten einem Dienstleister zu überlassen.
ERP-Studie 2008
Gegenüber der Befragung aus dem Vorjahr hat die Akzeptanz der ERP-Lösung im Unternehmen etwas nachgelassen.
ERP-Studie 2008
Nicht für alle Unternehmen hat sich die ERP-Einführung gelohnt.

Eine Reihe von ERP-Herstellern investiert daher in eine bessere BI-Ausstattung ihrer Lösungen. Sie wollen einerseits funktionale Lücken schließen und andererseits ihren Kunden Zusatzprodukte zur Geschäftsdatenanalyse anbieten.

ERP-Zufriedenheit nimmt ab

Abgekühlt hat sich bei den ERP-Nutzern dagegen die Zufriedenheit mit der Software. Gaben 2007 noch über 29 Prozent an, mit dem Produkt sehr zufrieden zu sein, waren es in der aktuellen Umfrage nur noch gut zwölf Prozent. Die Gründe dafür könnten unter anderem die gestiegenen Ansprüche der Nutzer sein (siehe auch "Zufrieden mit der ERP-Lösung?").

Kritischer bewerten ERP-Anwender darüber hinaus die Akzeptanz der bestehenden Lösung im Unternehmen. Auf der Skala von 1 (sehr gering) bis 6 (sehr hoch) ergab sich ein Mittelwert von vier. Die Studie des Vorjahres ergab hier einen Wert von 4,5.

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