Erfolgreiche Personalpolitik wird belohnt

24.01.2002 von Katja Müller
Unter dem Motto "Zeichen setzen - Werte schaffen" verlieh die Evangelische Kirche Deutschland Ende des vergangenen Jahres das "Arbeit-Plus"-Siegel für eine erfolgreiche Personalpolitik. Die Preisträger nahm das Institut für Wirtschafts- und Sozialethik in Marburg (IWS) näher unter die Lupe: Wie generieren sie Wertschöpfung in ihrer Beschäftigungspolitik.

"Wo bleiben die Erfolgsmeldungen von Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen - es gibt sie doch?", fragte Rainer Meusel, Präsident des evangelischen Kirchentages, 1997 in Leipzig. "Wer Mitarbeiter einstellt, soll ein Gütesiegel erhalten, das auszeichnet und Mut macht."

Ein Jahr später startete die Rheinische Kirche ein Pilotprojekt zum Siegel Arbeit Plus. Aufgrund der großen Resonanz in den Unternehmen dehnte die Kirche das Projekt deutschlandweit aus. Im vergangenen Jahr erhielten zwölf Firmen die Auszeichnung, darunter der IT-Dienstleister der Sparkasse, die dvg Hannover Datenverarbeitungsgesellschaft mbH, die Start Zeitarbeit NRW GmbH und die Deutsche Kreditbank AG, Berlin.

In einem Prüfverfahren, welches das IWS speziell für Arbeit Plus entwickelte, werden vier Bereiche der Personalpolitik nach innovativen Ansätzen und Möglichkeiten durchsucht. Die Ergebnisse vergleicht die Kommission mit Standards aus der Branche. Unter den Indikator "Lebenschancen" fallen beispielsweise die Höhe der Ausbildungsquote und ob das Unternehmen auch Ältere und Behinderte einstellt. Ein weiteres Kriterium für die Marburger Kommission ist die "Beteiligungschance". Hier werden die Zahl der befristeten Arbeitsverträge sowie Möglichkeiten der Fort- und Weiterbildung im Unternehmen geprüft. Der dritte Indikator "Entfaltungschancen" weist unter anderem auf flexible Arbeitszeitmodelle hin, und die "Sozialkultur" misst den Grad der Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen, mit der sich Engpässe in der Firma besser abfedern lassen.

Start Zeitarbeit verstärkte Aus- und Fortbildung bei ihren Mitarbeitern

Die dvg bewies insbesondere im Lebenschancen-Bereich ihre Bereitschaft zu einer innovativen Personalpolitik. So schuf das Unternehmen in den vergangenen Jahren im großen Umfang Arbeitsplätze und etablierte die Ausbildung zum Wirtschaftsinformatiker. Die Start Zeitarbeit engagierte sich vor allem innerhalb der "Beteiligungschancen", indem sie einen hohen Anteil ihrer Mitarbeiter in normale Arbeitsverhältnisse vermittelte. Dies gelang dem Unternehmen durch eine verstärkte Fort- und Weiterbildung der Beschäftigten.

Ein prominent besetztes Gremium, dem unter anderen Bernhard Jagoda, Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, und Ursula Engelen-Kefer, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), angehörten, entschieden schließlich über die Vergabe des Gütessiegels. "Wir wollen das gleiche Potenzial wie der Umweltpreis 'Blauer Engel` erringen", erklärt Oberkirchenrat Rüdiger Schloz.

Die Auflagen für Firmen wurden deshalb eingeschränkt: Konnten bis vor einem Jahr nur Unternehmen mit über 50 Beschäftigten teilnehmen, haben nun auch kleine Häuser eine Chance. Die Aufnahmegebühr beträgt bei Erstbeteiligung 3500 Euro und verringert sich im Folgejahr, da dann der Prüfungsaufwand der IWS geringer ausfällt. Nähere Informationen zum Siegel und Anmeldeunterlagen können unter www.arbeit-plus.de oder beim IWS unter der Rufnummer 069/24 24 77 20 angefordert werden.