Ratgeber zum Erreichen Ihrer Ziele

Erfolgreich kommunizieren in der IT

10.06.2015 von Torsten Langner
Um Ziele zu erreichen, genügt es nicht nur die richtigen Kollegen mit ins Boot zu holen. Auch die Art und Weise der Ansprache ist von Bedeutung. Dieser Artikel gibt Ihnen hilfreiche Beispiele.
Die Problematik des Alltags ist, dass die Kommunikation zwischen IT'lern in der Regel nur die technische Ebene adressiert. Derjenige, der Entscheidungen für oder gegen Technik treffen muss, benötigt meistens einen Übersetzter, der ihm ganz einfach erklärt, warum dieses Vorhaben gut für das Unternehmen, ist.
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Stellen Sie Sich vor: Sie wollen Innovationen einführen und müssen in Ihrem Unternehmen etwas verändern. Doch Sie treffen mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine resistente Organisation. Wie können Sie dennoch Ihr Auditorium davon überzeugen, Sie bei Ihrem Vorhaben zu unterstützen und die Veränderung anzugehen? Alles beginnt mit erfolgreicher Kommunikation. Abgesehen von einigen IT Administratoren und Programmierern besteht die Hauptarbeitszeit eines IT Mitarbeiters darin, mit Menschen zu kommunizieren: Man schreibt E-Mails, liest E-Mails, telefoniert, sitzt in Meetings oder nimmt an Webkonferenzen teil. Die reine Technik nimmt nur geschätzte zehn Prozent der Arbeitszeit in Anspruch.

Kafkaeske IT

Wäre Franz Kafka nicht 1883 sondern 1983 geboren worden, hätte er sicherlich etwas über die Wirren der IT verfasst. Denn: in der IT erinnert Manches an anonyme und bürokratische Mächte, deren Absurdität und Sinnlosigkeit oftmals Ihresgleichen suchen. Zudem trifft man heutzutage auf:

Und Sie sind mittendrin. Doch wie kommt so etwas zustande? Es geschieht definitiv nicht absichtlich. Es ist vielmehr das Resultat großer Hierarchien mit vielen unterschiedlichen Zielen. Und je größer das Unternehmen, desto undurchsichtiger wird das Einzelne.

Dies ist kein rein deutsches Phänomen. In einem Vortrag erzählte Ferry Heilemann einmal, wie agil die Organisation rund um das Berliner Startup DailyDeal war - bis es von Google übernommen wurde. Der Konzern hat sprichwörtlich die Handbremse anzogen, indem er die Entscheidungswege hierarchischer und intransparenter machte. Am Ende der Geschichte kauften die Gründer das Unternehmen von Google wieder zurück, da die Gefahr bestand, dass Google DailyDeal abwickeln könnte.

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Ein typisches Beispiel aus Kafkas IT

Zuvor haben wir gesagt, dass alles mit erfolgreicher Kommunikation beginnt. Schauen wir uns nun dieses fiktive Beispiel an, das zunächst zeigt, wie Kommunikation nicht erfolgreich verläuft:

Nehmen wir an, Ihr Unternehmen hat vor zwei Jahren einen Vertrag mit der Firma SuperConservative&More abgeschlossen. Sie müssen sicherstellen, dass das E-Mail System reibungslos funktioniert.
Es kommt zum Ausfall. Die Emotionen schlagen hoch. Gemäß ITIL Incident (= INM), Problem (= PRM) und Change (= CHM) wird alles unter die Lupe genommen. Nach vier Tagen gibt es den Verbesserungsvorschlag von den Kollegen. Sie trauen dem Braten nicht und haken nach. Sie laden zum Workshop mit den Experten ein. Erschreckender Weise stellen Sie fest, dass einige Teilnehmer angeben, schon vor sieben Monaten davor gewarnt zu haben. Die Gründe und eine mögliche Lösung wurden auch bereits damals erkannt.

Sie wissen nun, dass eigentlich etwas viel, viel Wichtigeres verändert werden müsste. Eine Entscheidung muss her. Sie schreiben eine Zusammenfassung Ihrer Erkenntnisse in einer ganz, ganz langen E-Mail an die Entscheidungsebene (10 Personen):

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
auf Grund des großen Ausfalls bei unserem Kunden SuperConservative&More haben sich die Herren Müller, Maier, Schmitz und ich letzte Woche zusammengesetzt, um über proaktive Maßnahmen der Verbesserung der Servicequalität zu diskutieren.
Hierbei haben wir überlegt, wie der Service heute und zukünftig verbessert werden kann. Wir haben im Rahmen eines Brainstormings herausgefunden, dass eine E2E Monitoring Initiative, die initiiert, aber vor gut 5 Monaten wieder eingestellt wurde, uns dabei helfen wird, ausfallende Komponenten wie beispielsweise den Cisco Router 7200 schneller zu identifizieren […] Insbesondere die Zusammenarbeit der Bereiche SSE und GED müssen hierbei verbessert werden, da die LIM und SDM Kandidaten immer wechseln. Wir brauchen darüber hinaus auch Change-Approvals bei PL-übergreifenden Emergency Changes.[…]
Ich möchte Sie bitten, dieses Vorhaben zu unterstützen.

Die Hürde

Das Ergebnis Ihrer E-Mail ist, dass nur eine Person der To- oder Cc-Liste antwortet, indem er die Mail an Peter Müller weiterleitet:
@P. Müller:
ich dachte die Cisco Router 7200 sind alle im Monitoring?

Dann kommt an alle eine Mail von Peter Müller:
Ja sind sie!

Daraufhin antworten Sie - wieder an alle, da Herr Müller das ja nicht im Kontext sieht:
Sehr geehrter Herr Müller,
die Cisco Router 7200 sind alle im Monitoring, werden aber alle nur lokal gemonitort! Das E-Mail System muss von Ende zu Ende überwacht werden. Wie Sie meiner u. a. Zusammenfassung entnehmen können […]

Dann kommt an alle eine Mail von Peter Müller:
Hallo Herr Kollege,
alle Router werden hier bei uns überwacht. Der Ausfall des betreffenden Routers wurde von uns festgestellt. Es hat funktioniert. Was ist denn so schlimm, wenn der Kunde mal keine Mails bekommt?

Schon fast verzweifelt senden Sie eine Mail wieder an alle - weil sonst noch alle denken, Herr Müller hätte gerade Ihr gesamtes Vorhaben ad absurdum geführt:
Hallo Herr Müller,
in der Tat haben Sie den ausgefallenen Router erkannt. Während der Fehlersuche konnten die Kollegen, die die Mail Systeme betreuen, jedoch nicht sehen, dass das Problem beim Router lag. Genau aus diesem Grund benötigen wir ein E2E Monitoring! Das gab es bereits, wurde aber eingestampft.
Überdies ist E-Mail für den Kunden wichtig, da das Handelssystem automatisiert über E-Mails funktioniert und […]

Die Hürde ist gerissen… Sie stehen auf und laufen weiter…

Sie erhalten keine Antwort mehr. Daher schreiben Sie wieder an alle:
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
ich habe bisher noch keine Antwort erhalten, ob Sie das vorgeschlagene Vorhaben (s. u.) unterstützen. Ich bitte Sie […]

Wieder kommt nur eine Antwort:
@P. Müller: Ist das jetzt mit den Cisco Routern geklärt?

Und Peter Müller antwortet:
Ja. Alle Router sind im Monitoring.

Das war's. Sie geben auf. Es verändert sich nichts: Der Status quo ist der gleiche, wie bereits vor sieben Monaten. Man verharrt im Status quo. Nur die Kollegen, die Sie vorher gewarnt hatten, dass sich nichts verändern wird, behalten Recht.

So überzeugen Sie den Chef
Wie CIOs Gehör finden
Wie es IT-Führungskräfte hinbekommen, mit dem CEO auch über Strategie und Innovationen zu sprechen, darüber hat sich Chris Curren von PwC Gedanken gemacht.
1. Stellen Sie sich vor, alles wäre mobil:
Nehmen Sie sich die Zeit und suchen Sie quer durchs Unternehmen nach Gelegenheiten für mobiles Arbeiten. Anschließend helfen Sie Ihrem CEO dabei, sich diese Gelegenheiten ebenfalls vorstellen zu können.
2. Räumen Sie die IT-Budgets vom Tisch:
Es gleicht einem endlosen Stellungskrieg darüber zu diskutieren, welche Abteilungen zur Finanzierung der IT beizutragen hat. Zudem lassen sich mit solchen Debatten innovative und förderungswürdige IT-Initiativen und Projekte prima blockieren. Schlagen Sie in einer solchen Situation vor, eine separate Finanzquelle für solche IT-Initiativen anzubohren, die abteilungsübergreifend ausgestattet wird. Damit leiten Sie solche Diskussionen zurück zum Kern: der Innovation.
3. Das Ausmaß der gemeinsamen Anstrengungen wird über Erfolg und Misserfolg entscheiden:
Reden Sie mit Ihrem CEO darüber, wie er Sie am wirkungsvollsten unterstützen kann, alle Ressourcen und Prozesse zu mobilisieren, die für die strategischen Arbeiten nötig sind. Tun Sie das, bevor Ausgaben anfallen.
4. Wecken Sie Erwartungen auf umfassende Effekte des strategischen IT-Einsatzes:
Hören Sie Ihrem CEO genau zu, wenn er bei Innovationsthemen über seine Erwartungen an die Unterstützung durch die IT-Abteilung spricht. Gleichen Sie diese Wünsche mit den Fähigkeiten der IT ab, damit ihre Prioritäten mit denen des CEO.
5. Technologie kann auch ein Hindernis für Innovationen sein:
Veraltete Technik oder starre Policies etwa für den Umgang mit E-Mail oder Social Media können auf dem Weg hin zu besserer Kommunikation mit Kunden und Mitarbeitern eine echte Barriere bilden. Warten Sie nicht darauf, dass Ihnen Ihr CEO erzählt, wie die IT dem Gesamtunternehmen im Weg steht.

Dasselbe Beispiel, nur mit erfolgreicher Kommunikation

Wir werden nun die Gründe, die uns dazu bewegen, ein Veränderungsvorhaben vorzuschlagen, an den Anfang jeglicher Kommunikation setzen. Danach folgt das "Was" in Form von organisatorischen Veränderungen, die mit dem "Warum" verknüpft sind. Die Technik, also das "Wie", stellen wir ganz an den Schluss.

Indem Sie die Argumentationskette in die Reihenfolge Warum? Was? Wie? bringen, können Sie die Technik (Wie) immer in Bezug zu organisatorischen Veränderungen (Was) und den damit verbundenen Nutzen (Warum) eines Unternehmens setzen: Sie tun, was Sie gerade tun, indem Sie Folgendes verändern, um genau diesen Nutzen zu erzielen.

Im Gegensatz zum Ansatz ohne die drei W-Fragen strukturieren Sie diesmal den Workshop mit den Experten gemäß der 3 Hauptfragen.

Sie schätzen einen groben Zeitplan und stellen die Prioritäten Ihrer Initiativen dar. Dann beginnen Sie erst damit die entscheidenden Personen zu identifizieren und strukturieren die Botschaft gemäß Situation - Complication - Solution. Sie reichern die Situation mit klaren Power Messages an, damit der Leser Ihrer E-Mail neugierig wird und weiterliest.

Die E-Mail

Sie haben im Rahmen Ihrer Arbeit vier Personen identifiziert, die entscheidungsbefugt sind, Ihr Vorhaben in die Wege zu leiten. Anstatt alle in einer einer E-Mail anzuschreiben, schreiben Sie jeden einzeln an und bitten um ein vertiefendes Gespräch. Unter diesen Personen befindet sich auch Frau Müllermaier-Schmitz, die den Betrieb für SuperConservative&More verantwortet - inklusive der Kosten und Einnahmen.

Strategien gegen die E-Mail-Flut
Schreiben Sie weniger E-Mails
Jede geschriebene elektronische Nachricht provoziert eine oder mehrere Antworten. Weniger, dafür durchdachter und pointierter formulierte E-Mails rufen weniger Nachfragen hervor.
Gewinnen Sie Zeit
Verlieren Sie kein Geld und konzentrieren Sie sich auf Ihre eigentlichen Aufgaben. Vermutlich steht in Ihrem Berufsprofil nicht "E-Mail-Schreiber". Nutzen Sie die E-Mail-Korrespondenz nur, um sich über wichtige Inhalte mit Kollegen und Kunden auszutauschen.
Keine Kritik in einer E-Mail
Auch sachlich gemeinte Verbesserungsvorschläge kommen per E-Mail vermutlich falsch an. Das persönliche Gespräch schafft schneller Klarheit und ist in den meisten Fällen weniger verletzend.
Feste Lesezeiten einhalten
Deaktivieren Sie alle akustischen und optischen Signale für eingehende Nachrichten. Die erste Stunde am Morgen sollten Sie für wichtige Aufgaben verwenden und keinesfalls für scheinbar witzige Ketten-Mails von Kollegen. Idealerweise sollten Sie nur dreimal täglich Nachrichten lesen und beantworten.
E-Mails am besten gleich bearbeiten
Am effektivsten ist es, E-Mails nur dann zu lesen, wenn man auch zum Antworten kommt. Die "Sofort-Regel" spart Zeit. Jedoch leidet darunter oft die Konzentration.
Richten Sie ein Ablagesystem ein
Bearbeitete und beantwortete E-Mails sollten Sie möglichst sofort ablegen. Ins Posteingangsfach gehören nur neu angekommene und ungelesene Nachrichten.
Löschen Sie großzügig
E-Mails löschen wirkt befreiend, selbst wenn der Speicherplatz Ihres E-Mail-Accounts besonders groß ist.

Sehr geehrte Frau Müllermaier-Schmitz,

Situation

die Profitabilität ist das Ziel unseres Unternehmens. Die Profitabilität bezüglich des Kunden SuperConservative&More obliegt Ihrer Verantwortung. Sie verzichten jedes Quartal auf 200.000 Euro Einnahmen. Gemeinsam mit unseren Experten habe ich eine Lösung erarbeitet, um die Profitabiltät sicherzustellen. Ich bitte Sie um ein vertiefendes Gespräch.

Complication

Die Ausfälle beim Kunden SuperConservative&More haben sich im Stillen gehäuft. Daher habe ich im letzten Monat zusammen mit diversen Experten die aktuelle Situation analysiert. Ausfälle können passieren, doch ein Viertel aller Ausfälle beim Kunden SuperConservative&More könnten verhindert werden. Unsere Prozesse greifen, unser Monitoring schlägt an. Jedoch sind wir nicht schnell genug. 65 Prozent aller Ausfälle könnten innerhalb der vertraglich vereinbarten Zeiten behoben werden.

SolutionN

Der gemeinsam mit unseren Experten erarbeitete Lösungsvorschlag unterstützt die Ziele unseres Unternehmens: Quality means Success & Factory 5.0. Folgende Initiativen sind zu ergreifen:
Service Ketten:· Service Ketten sind die Grundlage für das Betreiben kritischer Dienste wie beispielsweise E-Mail.· Eine Service Kette beschreibt, wie sich ein Dienst zusammensetzt: welche technischen Komponenten und Dienste sind in welcher Reihenfolge wie miteinander verbunden.· Obwohl wir solche Dienste für SuperConservative&More bereitstellen fehlt uns die Transparenz, wie sich ein Dienst von Anfang bis Ende zusammensetzt.
Im Rahmen dieser Initiative müssen wir schnellstmöglich die Service Ketten der kritischsten Dienste identifizieren.· Hiermit bilden wir die Grundlage, um die Pönale wirklich auf 0 reduzieren zu können. Auch wird die Root Cause Analyse beschleunigt. CHM + INM + PRM Optimierung:… E2E Monitoring:

Details folgen im vertiefenden Gespräch mit Ihnen. Mit freundlichen Grüßen

Herleitung

Wie kommt es zum Inhalt dieser E-Mail? Das Warum muss im Unternehmenskontext gesehen werden. In jedem Unternehmen gibt es Leitlinien und intern sowie extern kommunizierte Ziele. Diese finden Sie im Geschäftsbericht, im Intranet oder auch in Interviews bei Google.

Strukturieren Sie die Ergebnisse Ihrer Recherche nach Treibern, Investitionszielen und Nutzen.

Filtern Sie Ihre Ergebnisse nach Relevanz im Kontext dieses Vorhabens.

Assoziieren Sie anschließend Ihre Workshopergebnisse aus dem Warum-Abschnitt mit den Ergebnissen Ihres Unternehmenskontextes.

Im Kontext des Warum verbirgt sich die so genannte Power Message. Das ist die einfach formulierte Botschaft, die die Aufmerksamkeit Ihres Auditoriums - in diesem Fall die Leser Ihrer E-Mail - erregt. Die Power Message ist kurz, prägnant und quasi - wach rüttelnd.

Betrachten Sie nun den Bereich der Analyse, der die Treiber, Investitionsziele sowie den Nutzen aufzeigt. Welche Botschaft steckt hier verborgen? Ihr Unternehmen möchte profitabel sein? Ihr Unternehmen möchte mit weniger Ausfällen rechnen? Nein. Diese Informationen sind nüchtern und grundlegend wie die Botschaften "im Sommer ist es warm" und "wir wollen die Klimaerwärmung stoppen".

Sie müssen sich fragen, welche Botschaften hinter den grundlegenden Informationen verborgen sind. Was bedeutet "weniger Ausfälle"? Durch das Befragen der Experten oder das Hinterfragen wie viele Ausfälle tatsächlich vermeidbar wären, kommen Sie zu der beeindruckenden Power Message, dass 10 von 40 Ausfällen des letzten Jahres vermeidbar gewesen wären, wäre Ihr Vorhaben bereits umgesetzt worden.
Weiterhin stellen Sie fest, dass 65 Prozent aller Ausfälle innerhalb des vertraglich vereinbarten SLAs hätten behoben werden können, wäre Ihr Vorhaben bereits umgesetzt. Da die SLAs gerissen werden, zahlen Sie Pönale - und dies summiert sich auf 200.000 Euro pro Quartal. Ihr Kunde zahlt pro Quartal zwar Millionen, aber auf dieses Geld verzichtet Ihr Unternehmen dank Status quo. (bw)