Jobsuche 2009

Erfolgreich bewerben in der Krise

29.04.2009 von Susanne  Rausch
Wer sich in der aktuellen Wirtschaftslage beruflich neu orientieren will, steht vor großen Herausforderungen: Wie bewerbe ich mich erfolgreich - trotz der Krise?

Viele Bewerbungsratgeber versprechen die ultimativen Tipps und Tricks für eine erfolgreiche Bewerbungskampagne. Meist helfen sie wenig, denn es gibt keine allgemein gültige Erfolgsstrategie.

Was ist Erfolg?

Wer in Zeiten der Krise einen Job finden will, sollte neben dem offenen auch den verdeckten Stellenmarkt angehen. (Foto: FotoLyriX/Fotolia.com)
Foto: FotoLyriX - Fotolia.com

"Erfolg" ist immer von den individuellen Voraussetzungen abhängig, die eine Person mitbringt. Aber: je optimistischer wir sind, je stärker unser Selbstvertrauen ist und je mehr wir an unseren Erfolg glauben, umso größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass wir erfolgreich sein werden.

Gleichwohl belegt die Praxis, dass erst einschlägiges Wissen und Können die Erfolgswahrscheinlichkeit entscheidend maximiert. Dies gilt für das Erreichen persönlicher Ziele ebenso wie für den Erfolg im Beruf.

Erst eine klare Standortanalyse (zum Beispiel das Herausarbeiten der persönlichen Stärken und Schwächen, das Feststellen des eigenen Marktwerts, das Einschätzen der persönlichen Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen Bewerbern) ermöglicht es, realistische und realisierbare berufliche und persönliche Zielsetzungen zu definieren. Sie ist wiederum eine entscheidende Voraussetzung für die erfolgreiche Bewerbungskampagne, die natürlich immer auch eine Kenntnis des Arbeits- beziehungsweise Stellenmarktes erfordert.

Bewerbungsstrategien für Krisenzeiten
1. Wie findet man eine offene Stelle?
<b>Gabriele Eilers, IhrPersonal</b>: "Optimieren Sie Ihre Bewerbungsunterlagen. Identifizieren Sie die für Sie relevanten Stellenmärkte in den Medien und nutzen Sie deren vielfältige Möglichkeiten. Finden Sie die Firmen, für die Sie gerne arbeiten wollen und starten Sie individuell zugeschnittene Initiativbewerbungen."
2. Es gibt mehr als einen Weg zum Job
<b>Cornelia Riechers, Quality Outplacement</b>: "Der erfolgreiche Bewerber kennt mehr als einen Weg zum neuen Job. Er reagiert auf <b>Angebote in Printmedien</b> und durchforstet dazu sowohl regionale und überregionale Tageszeitungen als auch relevante Fachzeitschriften. In den <b>Internet-Jobbörsen und entsprechenden Suchmaschinen</b> kennt er sich aus. Er schaltet auch ein eigenes Stellengesuch und trägt sein Profil in solche <b>Internet-Portale</b> ein, wo potenzielle Arbeitgeber es finden. Die Möglichkeiten der Agentur für Arbeit schöpft er aus, einschließlich der angeschlossenen Institutionen wie ZAV. Er geht von selbst auf Firmen zu, nicht nur per Telefon, Brief und E-Mail, sondern auch persönlich. Außerdem wendet er sich an die <b>Personalberater</b> und Vermittler in seinem Fachbereich. Sein berufliches und privates Kontakt-Netzwerk nutzt er, um seinen Aktionsradius zu erweitern. Und er optimiert seinen Auftritt mit der Unterstützung eines Outplacement- oder Karriereberaters."
3. Und noch ein Tipp zur Jobsuche:
<b>Susanne G. Rausch, act value</b>: "Neben dem offenen Stellenmarkt, sollten Bewerber auch den verdeckten Stellenmarkt ins Visier nehmen. Der "verdeckte Stellenmarkt" zeichnet sich dadurch aus, dass es einen potenziellen Bedarf an qualifizierten Kandidaten gibt, die diesbezüglichen Stellen jedoch zu einem bestimmten Zeitpunkt aus bestimmten Gründen noch nicht beschrieben, geschaffen oder ausgeschrieben wurden."
4. Wie sollte eine Bewerbung aussehen, damit sie Erfolg hat?
<b>Matthias Busold, Kienbaum</b>: "Während in Boomzeiten mangels adäquater Personalangebote Positionen oftmals mit Kandidaten besetzt werden, die nur anteilig das geforderte Profil mitbringen, kann in Krisenzeiten der hundertprozentig passende Kandidat gefunden werden. Um Absagen und damit Frust zu vermeiden, sollten sich Aspiranten auf Positionen bewerben, die ihrem Profil nahezu in Gänze entsprechen, statt wild Bewerbungen auf alle möglichen Positionen zu versenden."
5. Worüber sollten sich Bewerber im Vorfeld informieren?
<b>Gerhard Humbert, HSC Personalmanagement</b>: "Vor allem darüber, ob Firma und Position zu ihm passen und umgekehrt. Dann die Stellenbeschreibung, die Anforderungen und welche Kommunikationsform vorgesehen ist (E-Mail, Online, normale Post, Telefon). Bei der Stellenbeschreibung und den Anforderungen sollte der Bewerber versuchen, sich ein möglichst gutes Bild von der Person zu machen, die das Unternehmen sucht. Nicht nur, um es mit dem Selbstbild zu vergleichen, sondern auch um einzuschätzen, welche der aufgeführten Tätigkeitsmerkmale, Erfahrungen, Kenntnisse und anderen Kriterien die wichtigsten sind, die ein Kandidat unbedingt mitbringen muss."
6. Was muss man im Vorstellungsgespräch beachten?
<b>Thomas Leibfried, Computacenter:</b> "Grundsätzlich sollten Bewerber sich nicht anders verhalten als sonst auch. Empfehlen würde ich jedoch, zusätzliche Fragen zu stellen, die die wirtschaftliche Situation des Unternehmens und die mittelfristigen Aussichten betreffen, um die Gefahren bei einem Arbeitsplatzwechsel besser einschätzen zu können."
7. Und noch ein Tipp zum Vorstellungsgespräch:
<b>Nicole Mamier, Realtech:</b> "In Krisenzeiten ist es wichtig, dass der Bewerber im Vorstellungsgespräch die Ernsthaftigkeit seines Interesses an einem Arbeitgeberwechsel vermittelt. Natürlich muss der Bewerber auch das Unternehmen besonders auf Herz und Nieren prüfen. Wen sucht das Unternehmen und warum, was wird in der Position erwartet und geboten und bin ich tatsächlich bereit, für den beschriebenen Job zu wechseln? Also, eigentlich wie immer - aber auf beiden Seiten aktuell sicher mit einer Extraportion Skepsis gewürzt."
8. Und noch einer:
<b>Daniela Kudell, IhrPersonal:</b> "Bereiten Sie sich auf das Unternehmen, die Gesprächsinhalte, die Rahmenbedingungen und die Gesprächspartner vor. Seien Sie professionell, verstellen Sie sich aber nicht. Nutzen Sie die Gelegenheit zu prüfen, ob Sie, die Aufgabe und das Unternehmen langfristig zueinander passen."

Wie sieht der Stellenmarkt in der Krise aus?

Es ist sehr wichtig, sich mit den Charakteristika dieses Marktes zu befassen und sich mit den wichtigsten Aspekten zu seiner Erschließung vertraut zu machen. Fest steht:

Das bedeutet, dass sich Suchende in einer extremen Wettbewerbssituation befinden, der sie nur durch ein hohes Maß an Professionalität begegnen können.

Der offene Stellenmarkt

Experten unterscheiden zwischen einem "offenen" und einen "verdeckten" Stellenmarkt. Der offene Stellenmarkt umfasst alle Vakanzen, die offen ausgeschrieben sind.

Ziel ist es, sowohl am offenen als auch am verdeckten Markt geeignete Jobs zu finden, deren Anforderungsprofil auf das Leistungsprofil des Stellensuchenden passen.

Der offene Stellenmarkt ist heute aufgrund des Internets grundsätzlich durchaus leichter zu erschließen als noch vor einigen Jahren. Gleichwohl stellen mitunter die Informationsflut, die Qualität und die Aktualität ein großes Problem dar. Ein weiteres Problem besteht darin, dass eine große Anzahl an Suchenden Zugriff auf diese Stellenbörsen haben und entsprechend viele - durchaus gleichwertig qualifizierte - Bewerbungen auf die jeweils ausgeschriebene Stelle kommen. Dies gilt auch für Management-Positionen. Für die Bewerber verschärft sich damit die Wettbewerbssituation und die Suchdauer verlängert sich in der Regel deutlich.

Insbesondere erfahrene Manager ab vierzig müssen mit jüngeren Wettbewerbern rechnen, die schon einiges an Berufspraxis mitbringen und nun den nächsten Karriereschritt anstreben, dabei jedoch preisgünstiger sind. Wer hier erfolgreich im Wettbewerb bestehen will, muss die besseren Argumente auf seiner Seite haben. Das sind:

Neben den "Hardfacts" ist eine gehörige Portion "Vitamin B" nicht zu unterschätzen.

Vor diesem Hintergrund ist die Bewerbung auf veröffentlichte Vakanzen eher die Pflicht - der man natürlich in jedem Fall nachkommen sollte, während die Erschließung des verdeckten Stellenmarktes als Kür angesehen werden kann.

Der verdeckte Stellenmarkt

Der "verdeckte Stellenmarkt" zeichnet sich dadurch aus, dass es einen potenziellen Bedarf nach qualifizierten Kandidaten gibt, die diesbezüglichen Jobs jedoch zu einem bestimmten Zeitpunkt aus bestimmten Gründen noch nicht beschrieben, geschaffen oder ausgeschrieben wurden.

Da sich das Gros der Bewerber nach wie vor auf die offen ausgeschriebenen Stellen bewirbt, ist die Wettbewerbssituation am verdeckten Markt deutlich günstiger. Für einen zielorientierten Bewerber bieten sich hier weitaus mehr Chancen, da ja nur eine begrenzte Zahl an Suchenden diese Möglichkeit tatsächlich zu nutzen versteht (sehr oft entspricht eine Initiativbewerbung eher einer Blindbewerbung, indem sie es an der nötigen Qualität fehlen lässt).

Die Kunst besteht darin, sich frühzeitig und möglichst attraktiv ins Spiel zu bringen. Die Herausforderung hierbei besteht wiederum darin, so früh wie möglich an die nötigen Informationen zu gelangen, den Kontakt herzustellen und sich entsprechend vor und im Vergleich zu anderen Bewerbern positiv zu präsentieren. Initiativbewerbung setzt auf Initiative und Individualität im Sinne einer Kundenorientierung.

Wie ein gutes Selbst-Marketing-Konzept aussieht

Ein individuelles und kundenorientiertes Selbst-Marketing-Konzept garantiert den entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Bestandteile dessen sind

So setzen Sie Ihre Bewerbungskampagne erfolgreich um

Danach erfolgt die systematische Umsetzung der Bewerbungskampagne, wobei der Bewerbungsprozess im Wesentlichen folgende fünf Schritte umfasst:

  1. Das Bearbeiten des offenen Stellenmarktes durch die Recherche und Qualifizierung offen ausgeschriebener Vakanzen in unterschiedlichen Medien sowie eine passgenaue, optimale Bewerbung.

  2. Das Bearbeiten des verdeckten Stellenmarktes durch die Recherche potenzieller Vakanzen anhand der Analyse und Auswertung von Unternehmensinformationen in unterschiedlichen Medien (Printmedien, Internet, TV), der Analyse und Auswertung von Unternehmenspublikationen (zum Beispiel Geschäftsberichte, Pressemitteilungen, Werbung) und aktiver Netzwerkarbeit. Letztere umfasst sowohl eine Informationsrecherche (durch das Nutzen und den Ausbau des vorhandenen eigenen Kontaktnetzes) als auch den Zugriff auf professionelle Fremdnetzwerke und -kontakte zu Schlüsselpersonen in Unternehmen und Verbänden sowie die Unterstützung durch Mentoren.

  3. Die Direktansprache von Unternehmensvertretern und ausgewählten Personalberatern zur Aufmerksamkeitslenkung (zum Beispiel per Telefon, auf Messen und Veranstaltungen).

  4. Passgenaue Initiativbewerbung bei potenziellen Vakanzen auf Basis eines virtuellen Anforderungsprofils.

  5. Eigenwerbung durch eine professionelle Presse- beziehungsweise Öffentlichkeitsarbeit (zum Beispiel Publikationen, Vorträge, Interviews, Podiumsdiskussionen, Expertenplattformen).

Wie sieht eine gute Karriereberatung aus?

Eine hochwertige Karriereberatung stellt grundsätzlich sicher, dass die Qualität der Bewerbung auf offen ausgeschriebene Vakanzen höchsten Ansprüchen gerecht wird und sich ein Bewerber sowohl durch marketingwirksame Bewerbungsunterlagen als auch eine überzeugende Selbstpräsentation deutlich positiv von anderen Mitbewerbern abhebt. Sie verschafft ihren Klienten aber auch einen Wettbewerbsvorteil, indem sie durch den Einsatz einschlägiger Methoden und Instrumente dabei hilft, sich den verdeckten Stellenmarkt systematisch zu erschließen.

In jedem Fall sind die Expertise des Beratungsunternehmens und das persönliche Engagement des jeweiligen Beraters von erheblicher Bedeutung für den erfolgreichen Verlauf des Bewerbungsprozesses. Gleichwohl entscheidet letztlich die Bereitschaft jedes Einzelnen, in eigener Sache aktiv zu werden und die gesetzten Ziele mit dem nötigen Engagement und Maß an Initiative konsequent umzusetzen.

Wie wählt man den richtigen Berater aus?

Eine Entscheidungshilfe zur Wahl des passenden Beraters liefert etwa die Deutsche Gesellschaft für Karriereberatung e.V. (DGfK):

Mehr zum Thema Bewerbung und Personalberater:

Susanne Rausch ist Geschäftsführerin der Personalberatung act value und Vorstandsvorsitzende der DGfK.

Zur Autorin Susanne G. Rausch: Nach ihrem Studium im In- und Ausland absolvierte Susanne Rausch qualifizierte Zusatzausbildungen zum Trainer und Coach - unter anderem in den USA. Ihre Laufbahn ist geprägt von Dynamik und Vielfalt: nach mehreren Jahren in unterschiedlichen Führungsfunktionen, die ihr tiefe Einblicke in die unternehmerische Praxis ermöglichten, wechselte sie in eine international führende Managementberatung, wo sie sich unter anderem als Executive Coach profilierte. 2000 gründete sie das Berliner Beratungsunternehmen act value mit Stammsitz am Kurfürstendamm, das auf die Begleitung von Unternehmen in Veränderungsprozessen spezialisiert ist. Als Geschäftsführerin von act value management consult steht sie an der Spitze einer Organisation, die für profunde Marktkenntnis und umfassende Kompetenz bei der Rekrutierung qualifizierter Fach- und Führungskräfte, der Personal- und Organisationsentwicklung sowie im Bereich Outplacement steht. Sie selbst berät nunmehr seit über zehn Jahren Entscheider aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und NGOs. Susanne G. Rausch ist Vorstandsvorsitzende der DGfK Deutschen Gesellschaft für Karriereberatung e.V.

Kontakt:
act value management consult
Susanne G. Rausch
Kurfürstendamm 54/55
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Fax +49-030-88 912 913
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