Um Aufträge zu bekommen, sollten selbständige Projektleiter nicht nur die gängigen Projekt-Management-Techniken und Standards beherrschen. Mindestens ebenso wichtig sind Soft Skills oder internationale Kompetenz. Zertifizierungen sind dagegen kein Ausschlusskriterium. Das ergab eine Marktstudie der Projektbörse www.gulp.de.
In Anfragen für Projekt-Manager, die bei Gulp eingehen, spielen klassische Projekt-Management-Skills wie Projektstrukturpläne, Ressourcen-Management, Aufwandsabschätzungen, Budgetplanung, Kostenkalkulation oder Überwachen der Terminpläne eine wichtige Rolle. Da Projekt-Manager oft an der Schnittstelle zur Technik arbeiten, sollten sie auch IT-Methoden und -Prozesse verstehen. Entscheidend ist vor allem die Erfahrung in der Leitung oder im Management von Projekten. Dem stimmt auch Holger Rentsch zu, der als externer Projektleiter arbeitet: "Fachliche Skills wie Meilensteinplanung, Projektplanung, Projektberichtswesen, Qualitäts-, Test- und Anforderungs-Management sind die Grundvoraussetzungen, die jeder Projektleiter mitbringen sollte." Entscheidend für den Erfolg seien auch die Soft Skills, die aber oft vernachlässigt würden. Für Projektleiter Frank Rugen sind "Kommunikations- und Durchsetzungsfähigkeit unentbehrliche Instrumente, um Projekte in den kritischen Phasen gezielt auch gegen Widerstände zum Erfolg zu führen." In interkulturellen Umgebungen sei auch Teamfähigkeit eine wichtige Voraussetzung, allerdings müsse sich auch der externe Projektleiter bewusst sein, dass der die " die alleinige Verantwortung für die zielgerichtete erfolgreiche Umsetzung in Qualität, Budget und Zeitrahmen" hat. Da Englisch immer häufiger Projektsprache ist, brauchen Projekt-Manager nicht nur gute Sprachkenntnisse, sondern auch interkulturelle Kompetenz.
Kein Muss sind dagegen Zertifizierungen wie PMP oder GPM/IPMA. Allerdings bringen sie Vorteile, so die Erfahrung des selbständigen Projektleiters Andreas Wolf: "Zertifizierungen sind durchaus nachgefragt, obwohl im Zweifel die einschlägige Erfahrung und der persönliche Eindruck überwiegen dürften. Eine passende Zertifizierung hilft auf zwei Arten: Durch sie nimmt man formale Hürden und kommt in die engere Auswahl. Sie standardisiert die verwendete Begrifflichkeit und schafft so eine gute Grundlage, um sich in derselben Sprache über das Projekt und die eigene Erfahrung auszutauschen." Unter den Zertifizierungen ist PMI die am häufigsten nachgefragte, dicht gefolgt von PRINCE2. Erst mit großem Abstand folgen IPMA, PMP und GPM.
Mehr Erfahrung = mehr Geld
Die Gulp-Analyse zeigt auch, dass Projekt-Leiter zu den teuersten Freiberuflern gehören, aber auch erfahrener sind als der Durchschnittsfreiberufler. Die Honorare, die freiberufliche Projekt-Manager fordern, liegen mit 88 Euro um 15 Euro höher als der Durchschnitt aller bei Gulp eingetragenen IT-Freelancer (73 Euro). Besonders auffällig: Mehr als jeder Fünfte verlangt über 100 Euro in der Stunde, in diese Regionen wagen sich nur 8,5 Prozent aller IT-Selbständigen vor. Mit den überdurchschnittlichen Forderungen gehen auch ein höheres Alter und eine längere Berufserfahrung einher: Freie IT-Projekt-Manager sind im Schnitt drei Jahre älter als alle IT-Freelancer und verfügen über zwei Jahre mehr Berufserfahrung. Jünger als 40 Jahre sind nur 16,3 Prozent der Projekt-Manager - aber etwa ein Viertel aller IT-Selbständigen. Um Projektleiter zu werden, ist in der Regel ein gewisser Erfahrungsschatz nötig: Etwa die Hälfte aller IT-Freiberufler blickt auf weniger als 20 Jahre Berufserfahrung zurück. Bei den Projekt-Managern ist es nur ein gutes Drittel.
Die Nachfrage nach externen Projekt-Managern ist laut Gulp konstant. So richteten sich im August etwa 1110 Angebote an Projekt-Manager. Das entspricht acht Prozent aller über Gulp verschickten Projektanfragen im August. Im Vergleichsmonat des Vorjahres waren es 1050 Anfragen an Projekt-Manager. (am)