Equant setzt auf Integrationsdienste

27.05.2004 von Peter Gruber
Equant, weltweit größter Anbieter von Netzinfrastruktur und -services für multinational agierende Unternehmen, macht der Preisverfall im Datengeschäft zu schaffen. Die Company musste im ersten Quartal einen weiteren Umsatzschwund hinnehmen und setzt nun verstärkt auf Serviceangebote.

Equant, an dem France Télécom durch die Fusion mit Global One mit 54,3 Prozent die Mehrheit hält, steht derzeit unter besonderer Beobachtung. Seit Thierry Breton, Chef der France Télécom, den Umbau seines Konzerns sowie den Rückkauf der börsennotierten Töchter Orange und Wanadoo bekannt gab, ranken sich entsprechende Spekulationen auch um Equant. Breton hat dem multinationalen Dienstleister im Zuge der Restrukturierung bereits eine stärkere Kooperation mit dem Konzernbereich Transpac verordnet, der ebenfalls Enterprise-Lösungen vermarktet.

Im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE bestätigte Daniel Caclin, CEO von Equant, diese Maßnahme und sieht darin auch die Chance, Synergie- und Einspareffekte zu erzielen. Zu den Gerüchten, France Télécom wolle Equant zu 100 Prozent erwerben, sagte Caclin: "Meines Wissens zieht der Hauptgesellschafter derzeit keinen Rückkauf der Equant-Aktien in Betracht. Diese Meinung kann sich aber sehr schnell ändern." France Télécom, so der CEO, sei ein sehr verantwortungsvoller Gesellschafter, allerdings gebe es zu Equant auch kulturelle Unterschiede.

Mit Spannung wurde deshalb das Abschneiden von Equant im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres erwartet, das am 31. März endete. Die Ergebnisse dieser Berichtsperiode fielen insgesamt durchwachsen aus. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Amsterdam musste in den ersten drei Monaten gegenüber dem ersten Quartal 2003 einen Umsatzrückgang um 4,2 Prozent von 735 auf 704,4 Millionen Dollar verkraften. Für diese Entwicklung zeichnen laut Caclin die indirekten Vertriebskanäle für Network-Services verantwortlich. In der Bilanz machen sich, so der Equant-Boss, besonders die geringeren Einnahmen aus dem Vertrag mit der Sita bemerkbar. Sita ist der weltweit größte Provider für Datenkommunikationsservices in der Luftfahrtindustrie. Außerdem nahm das Unternehmen weniger über die Vertragspartner Deutsche Telekom, Sprint und Radianz ein.

Im direkten Geschäft mit Network Services stagnierte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr bei 335,5 Millionen Dollar. Caclin bewertet die Stagnation jedoch als Erfolg, weil im Markt für Connecitivity-Services ein starker Preisverfall herrsche. Trotzdem sei es seinem Unternehmen gelungen, Neukunden zu gewinnen und damit Einnahmeverluste in diesem Segment zu verhindern.

IP-Dienste ziehen an

Der Preisdruck, so Caclin, werde in der Branche erzeugt, weil immer mehr Kunden zu hybriden und günstigen Connectivity-Lösungen migrieren, wie zum Beispiel Virtual Private Networks auf IP-Basis. Sein Unternehmen werde dieses Fiskaljahr erstmals mehr Umsatz durch IP-Dienste als durch klassische Kommunikationsservices wie Frame Relay, ATM oder Standleitungen erwirtschaften.

Da mit dem bisherigen Kerngeschäft der Standortvernetzung allein kein Wachstum mehr möglich ist, ändert Equant seine Geschäftsphilosophie. Die Company setzt nun stärker auf integrierende Kommunikationsinfrastrukturen, soll heißen, dass sie ihren Kunden Lösungen anbietet, die Sprache, Daten, Mobilität sowie Applikationen und deren Hosting beinhalten. Mit diesem Ansatz trägt Equant laut Caclin der Forderung der Anwender nach Angeboten Rechnung, die durch optimierte Kommunikationsinfrastrukturen ihre Geschäftsprozesse verbessern und die Total Cost of Ownership senken wollen.

Im Bereich solcher Integrationsservices sieht das Equant-Management Wachstumspotenzial und fühlt sich durch die Resultate im ersten Quartal bestätigt. Das Geschäft mit Messaging, Sicherheit und Hosting legte um 8,2 Prozent, der Sektor Fulfilment, also die Bereitstellung und Wartung von Equipment wie Routern, sogar um 23,1 Prozent. Positiv entwickelte sich auch das Business mit Sprachdiensten, darunter Voice over IP, das um 28,7 Prozent von 51,5 auf 66,3 Millionen Dollar stieg.

Umsatzschwund stoppen

Um den Umsatz weiter anzukurbeln, plant Equant, das direkte Kundengeschäft speziell im Servicebereich zu forcieren. Dabei will der Provider versuchen, vor allem große Outsourcing-Verträge an Land zu ziehen wie zuletzt mit JTI International, der globalen Vertriebsorganisation der Japan Tobacco. Equant betreibt für das Unternehmen weltweit in 47 Ländern die TK-Infrastruktur. Das Abkommen ist zunächst auf sechs Jahre befristet und hat ein Volumen von 144 Millionen Dollar. Derzeit betreut der Dienstleister insgesamt rund 3700 multinationale Unternehmen mit Hilfe von 180 Partnern.

Ziel von Equant-Chef Caclin ist es, in diesem Jahr den Umsatzschwund der Company zu stoppen und die Profitabilität weiter zu verbessern. Erste Erfolge habe man bereits im vergangenen Geschäftsjahr erreicht, weil nach der abgeschlossene Fusion mit Global One Synergiepotenzial ausgeschöpft werden konnte, zum Beispiel in den operativen Strukturen sowie im Vertrieb. Vor allem sei es gelungen, trotz Nettoverlusten einen positiven Cashflow zu realisieren, den Caclin in diesem Jahr unbedingt verteidigen möchte. Außerdem will er möglichst schnell wieder schwarze Zahlen schreiben.

In Deutschland hat Equant dem CEO zufolge derzeit einen Marktanteil von knapp fünf Prozent. Der Start sei schwer gewesen, weil man wegen der früheren Beteiligung der Deutschen Telekom an dem internationalen Joint Venture Global One hierzulande kaum vertreten war. Erst nach dem Ausstieg der Telekom aus Global One sei Equant ernsthaft in das Deutschland-Geschäft eingestiegen. Der Markt sei zwar lukrativ, weil es hier eine Vielzahl großer, internationaler tätiger Unternehmen gebe, allerdings auch ein schwieriges Pflaster, da die Entscheidungsprozesse der Kunden sehr lange dauern würden.