EMC blättert rund 2,1 Milliarden Dollar für RSA Security hin

30.06.2006
Diese Branche ist immer wieder für eine Überraschung gut: Der Storage-, Virtualisierungs- und DMS-Anbieter EMC hat einen plötzlich entbrannten Bieterwettstreit um RSA Security für sich entschieden.

Rund 2,1 Milliarden Dollar in bar lässt sich der Konzern aus Hopkinton, Massachusetts, den Sicherheitsspezialisten kosten. RSA-Chef Art Coviello wird Executive Vice President bei EMC. Die Aktionäre von RSA müssen dem Deal allerdings erst noch zustimmen, er soll vorbehaltlich dessen im dritten oder vierten Quartal abgeschlossen werden. Es sei sinnvoll, neben Speichersystemen auch gleich Sicherheitslösungen für die darauf gesicherten Daten anzubieten, entschied EMC.

Das Einmalpasswort auf dem SID700 von RSA ändert sich minütlich.

RSA Security mit Sitz in Bedford, ebenfalls Massachusetts, ist durch Verschlüsselungssoftware sowie vor allem durch seine "SecurID"-Tokens und dazugehörige Server-Software bekannt. Diese ermöglichen die Anmeldung an Unternehmensnetzen über Einmalpasswörter, die ständig auf Basis eines komplizierten Algorithmus neu erzeugt werden.

Im vergangenen Jahr lizenzierte RSA 4,7 Millionen solcher Credentials und setzte damit 310 Millionen Dollar um. Die Einnahmen des Herstellers wachsen indes nur langsam, 2005 beispielsweise um nur ein Prozent. Der Jahresumsatz 2005 lag nur zehn Prozent höher als 2001.

Zum Fixing an der Nasdaq hatte die Aktie von RSA gestern um 3,52 Dollar oder 18 Prozent fester bei 22,88 Dollar geschlossen, nachdem die "New York Times" zuvor berichtet hatte, es gebe Kaufinteressenten für die Firma. RSA bestätigte die Meldung gestern morgen.

Das machte die Übernahme teuer. EMC willigte schließlich ein, mit 28 Dollar ein Aufgeld von 22 Prozent auf den Schlusskurs vom Donnerstag beziehungsweise ein Premium von sogar 45 Prozent auf den Schlusskurs vom Vortag zu zahlen, bevor die Meldungen über einen möglichen Verkauf publik wurden.

Den Aktionären von EMC gefiel der hohe Kaufpreis offenbar weniger. Sie schickten die Aktie des Unternehmens nachbörslich um vier Prozent oder 45 Cent auf 10,80 Dollar nach unten. Das Papier notiert seit 2004 unter elf Dollar. EMC-Chef Tucci wurde dann auch in einer Telefonkonferenz zu der RSA-Übernahme gleich von mehreren Analysten wegen der Höhe des Kaufpreises gelöchert. Für RSA zahlt EMC rund das Fünffache des für dieses Jahr erwarteten Umsatzes. Als es 2003 VMware kaufte, betrug der Kaufpreis "nur" das Dreifache von dessen Jahreserlös, und selbst das erschien einigen zu hoch. Allerdings verdoppelte VMware seinerzeit auch jedes Jahr seine Einnahmen, während die von RSA stagnieren.

Tucci erklärte, RSA als Firma und der Markt, in dem sie sich bewege, seien "unglaublich heiß. Es gab auch andere Unternehmen, die das gemerkt haben." Es habe einen "heißen Wettstreit" um die Übernahme gegeben, so Tucci weiter. Dem Vernehmen nach gehörte unter anderem auch Hewlett-Packard (HP) zu den von EMC jetzt ausgebooteten Kaufinteressenten.

Sicherheit und Speicher stünden gegenwärtig "ganz oben" auf der Prioritätenliste der IT-Verantwortlichen in Unternehmen, sagte Tucci. EMCs gute Beziehungen zu hochrangigen CIOs könnten helfen, den Absatz der RSA-Geräte anzukurbeln.

Ein anderer Storage-Security-Deal hatte schon im letzten Jahr für Schlagzeilen gesorgt, als Symantec sich den Backup- und Storage-Management-Anbieter Veritas einverleibte. (tc)