Elite-Förderung für Top-Informatiker

02.07.2001 von Angelika Fritsche
Exzellente Junginformatiker aus aller Welt lockt die neu gegründete International Max Planck Research School nach Saarbrücken. An der Eliteschule können die jungen Wissenschaftler in einem forschungsfreundlichen Umfeld ihre Dissertation schreiben. Auch Deutsche profitieren von der internationalen Ausrichtung.

Weltweit studieren zur Zeit rund 1,8 Millionen Studierende an ausländischen Universitäten. Doch nur acht Prozent davon verschlägt es nach Deutschland, während immerhin knapp ein Drittel das Glück in den USA sucht – ein Zustand, welcher der renommierten Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. schon seit langem ein Dorn im Auge ist.

Um die Internationalisierung der deutschen Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen voranzutreiben, bauen die über das gesamte Bundesgebiet verteilten Max-Planck-Institute (MPI) nun gemeinsam mit ihren Partneruniversitäten "International Max Planck Research Schools" (IMPRS) auf.

Bislang wurde die Gründung von zehn IMPRS beschlossen – unter ihnen die "International Max Planck Research School for Computer Science" in Saarbrücken, die im Sommer 2000 ihren Studienbetrieb aufgenommen hat. Die Eliteschule ist am Saarbrückener Max-Planck-Institut für Informatik angesiedelt, das gemeinsam mit den Universitäten des Saarlandes besonders begabte Informatiker aus der ganzen Welt für eine Promotion in Deutschland gewinnen will.

”Mit der International Research School wollen wir ein größeres Einzugsgebiet für die Rekrutierung und Qualifizierung von hochkarätigen Forschern ermöglichen. Ideal wäre es, wenn die ganze Welt ihre besten Leute zu unserem ”Center of Intelligence” schicken würde”, beschreibt Professor Harald Ganzinger, Sprecher der IMPRS in Saarbrücken, das ehrgeizige Ziel. Obwohl das MPI für Informatik einen guten Namen in der Forschungsszene hat, fällt es ihm wegen der üppigen Gagen in der Industrie, schwer, gute Nachwuchskräfte für sich zu gewinnen.

Um die jungen Informatik-Cracks dennoch nach Deutschland zu locken, wartet die IMPRS mit großzügigen Konditionen auf: Neben einer intensiven Betreuung der angestrebten Doktorarbeit steht den Nachwuchsforschern das gesamte Equipment zur Verfügung. Darüber hinaus werden Stipendien geboten sowie die Möglichkeit, das Promotionsvorhaben mit einer halben Stelle am Institut zu finanzieren. ”Unsere Doktoranden bekommen die Chance, in einer interessanten Forschungsumgebung zu arbeiten und ihre Arbeit international vorzustellen. Sie können andere Institute und Laboratorien für Gastaufenthalte besuchen”, beschreibt Ganzinger einige der Vorteile.

Derzeit betreut die Research School insgesamt sechs Doktoranden, die aus Indien, Lettland, Korea, Japan und China kommen. Doch auch dem deutschen Nachwuchs bleiben die Türen nicht verschlossen. Die Hälfte der Studienplätze ist deutschen Nachwuchsforschern vorbehalten – und die können nach Ganzingers Einschätzung vom Austausch mit ihren ausländischen Kollegen profitieren: ”Für die Deutschen ist es gut, dass sie hier Kontakte knüpfen können. Denn die Forschung muss international sein. Wissenschaftler aus anderen Ländern bringen unterschiedliche Methoden und Blickwinkel in die Arbeit.”

Harald Ganzinger

Um einem möglichst breiten Kreis an talentierten Informatikern das Saarbrückener Angebot schmackhaft zu machen, offeriert die IMPRS ein zweistufiges Programm. Bewerber, die über einen Bachelor-Abschluss verfügen, können an der Research School zunächst einen Master erwerben, um später eine Promotion anzuschließen. Erklärtes Ziel ist es, Doktoranden auszubilden.

Bewerbern aus Schwellenländern wird die Möglichkeit eingeräumt, einen Teil ihrer Arbeit in Saarbrücken zu absolvieren und später dann die Promotion im Heimatland zum Ende zu bringen. Der Vorteil für die Research School: ”Zunächst profitieren wir von der guten Forschungsarbeit des Bewerbers. Und wenn dieser dann in seinem Heimatland eine wissenschaftliche Karriere einschlägt, wird er vielleicht die Verbindung zu unserem Institut aufrechterhalten,” so die Überlegung der deutschen Wissenschaftler.

Das Messlatte für die Bewerberauswahl ist hoch angelegt: Nur Kandidaten, die sich mit einem positiven Gutachten präsentieren und ein deutlich erkennbares Potenzial für die Forschungsarbeit aufweisen, haben eine Chance, am Center of Intelligence aufgenommen zu werden. Unabdingbar ist eine sehr gute Ausbildung in Informatik und Mathematik. Wer nur Wirtschaftsinformatik mitbringt, bleibt draußen.

”Das Besondere an unserem Institut ist, dass sich die Doktoranden hier ausschließlich auf ihre Forschung konzentrieren. An der Universität sind in der Regel noch viele andere Tätigkeiten zu erledigen. Außerdem finden die Akademiker ein hochqualifiziertes wissenschaftliches Umfeld vor. Die klügsten Köpfe der Welt sind hier immer wieder zu Besuch”, so IMPRS-Sprecher Ganzinger. Mit dem Anspruch, eine Eliteeinrichtung zu sein, hat der Max-Planck-Mann keine Probleme: ”Wir müssen die besonders Begabten auch ganz besonders fördern – am besten schon in der Schule.”

Kontakt: Max Planck Institute for Computer Science, Prof. Dr. Harald Ganzinger, Stuhlsatzenhausweg 85, 66123 Saarbrücken, Telefon: 0681/9325-200, E-Mail: imprs@mpi-sb.mpg.de