Ratgeber

Elektrosmog: Strahlende Gesichter im Haushalt

09.01.2008
Babyphones, Radiowecker, Mikrowellen, WLANs, Handys und DECT-Telefone: Alle Geräte strahlen, doch nicht alle Strahlung ist gleich. Dieser Ratgeber gibt einen Überblick zur Strahlenbelastung im Haushalt.

"Elektrosmog" ist ein Schlagwort, das vielen Verbrauchern Angst macht. Nach Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) bezeichnen sich zwei bis sechs Prozent der Deutschen als "elektrosensibel". Sie führen Beschwerden wie Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen auf "Elektrosmog" zurück. Nüchtern gesehen, steht der Begriff für elektrische und magnetische Felder und für elektromagnetische Strahlung - und die sind keineswegs immer schädlich. In manchen Fällen ist es allerdings sinnvoll, vorsorglich zu handeln.

Um das Thema sachlich angehen zu können, muss man sich zunächst klar machen, dass es "den Elektrosmog" als einheitliches Phänomen nicht gibt. Zum Beispiel lassen sich diesbezüglich Radiowecker und Schnurlos-Telefone nicht miteinander vergleichen. So trennen Experten zum einen in elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder.

Darüber hinaus trägt eine Unterscheidung in nieder- und hochfrequente Felder zum besseren Verständnis bei. Ob die Felder als hoch- oder niederfrequent eingestuft werden, hängt von der Anzahl der Schwingungen ab, die in Hertz (Hz) angegeben werden. Ein Hz entspricht einer Schwingung pro Sekunde. Niederfrequente elektrische Felder werden im Haushalt durch Stromleitungen und elektrische Haushaltsgeräte erzeugt - auch wenn kein Strom fließt. Die hier auftretenden elektrischen Felder haben eine Frequenz von 50 Hz. Die Stärke des elektrischen Feldes wird in Volt pro Meter (V/m) gemessen.

Magnetische Felder im niederfrequenten Bereich werden durch Ströme erzeugt. Wird kein Strom verbraucht, wenn das Gerät ausgeschaltet ist, verschwinden die in Tesla gemessenen magnetischen Felder, auch wenn der Stecker noch in der Steckdose sitzt. Bei Geräten mit Transformatoren aber bleiben die Felder bestehen. Während elektrische Felder durch Hauswände stark abgeschwächt werden, lassen sich magnetische Felder ohne großen Aufwand kaum abschirmen.

Elektromagnetische Felder (EMF) heißen so, weil sich elektrisches und magnetisches Feld ab einer bestimmten Frequenz nicht mehr voneinander trennen lassen. Daher wird in diesem Zusammenhang manchmal auch von elektromagnetischer Strahlung gesprochen. "Die stärksten Verursacher im Haushalt sind Handys, DECT-Telefone und WLAN", erklärt Florian Emrich, Sprecher des BfS in Salzgitter. Diese Geräte arbeiten mit Frequenzen im Gigahertz-Bereich. Zur Erklärung: Ein Gigahertz entspricht einer Milliarde Hertz.

Die in Häusern und Wohnungen üblicherweise auftretenden niederfrequenten elektrischen Felder stellen laut BfS keine Gesundheitsgefahr dar. Problematischer sind da schon die magnetischen Felder: Hier gibt es Unsicherheiten im Hinblick auf mögliche Langzeiteffekte unterhalb der Grenzwerte. Es gibt Studien, die zumindest einen statistischen Zusammenhang von magnetischen Feldern und Leukämie bei Kindern erkennen lassen.

Der biologische Wirkungsmechanismus, der die Entstehung von Leukämie durch niederfrequente Magnetfelder erklären würde, konnte bisher nicht gefunden werden. Dennoch sollte das mögliche Risiko ernst genommen werden, so das BfS. Das heißt zum Beispiel, sich und seinen Nachwuchs solchen Feldern nicht unnötig auszusetzen. Das gilt vor allem für Räume, in denen man die Nacht verbringt, also Schlaf- und Kinderzimmer.

Jedes Gerät mit Netzteil verursacht magnetische Wechselfelder, sagt Rolf Buschmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Die Organisation berät derzeit Haushalte mit Kindern über niederfrequente Felder. "Die meisten Kinderzimmer sind mit vielen elektrischen Geräten ausgestattet." Und es sei meist einfach, die Belastung zu reduzieren.

Netzbetriebene Radiowecker etwa sollten nicht direkt neben dem Kopfteil des Bettes aufgestellt werden, sagt Hans Ulrich-Raithel vom Umweltinstitut München. Besser seien im Hinblick auf die elektrischen und magnetischen Felder batteriebetriebene Geräte. Auch Babyphones werden besser mit Bedacht eingesetzt: Eltern sollten darauf achten, dass das Gerät in einem Abstand von mindestens eineinhalb Metern zum Kinderbett aufgestellt wird. Arbeitet es mit Funk, verursacht es außerdem EMF. Ulrich-Raithel rät daher zu einem Gerät ohne Reichweitenkontrolle. Modelle mit dieser Funktion sendeten dauernd ein Signal an den Empfänger. Die anderen Babyphones senden nur, sobald ein Geräusch im Kinderzimmer auftritt.

Mit "Elektrosmog" bekommt man es auch in der Küche zu tun. Daher sollten auf Induktionsherden Töpfe genutzt werden, die die jeweilige Kochfläche abdecken. Mikrowellen arbeiten mit einer Frequenz von 2,3 Gigahertz, sie funken sozusagen im Hochfrequenzbereich. Fabrikneu sind die Geräte so gut abgeschirmt, dass von der Strahlung nichts nach außen dringt. Bei älteren Geräten könnten Ulrich-Raithel zufolge kleine Lecks auftreten. "Man sollte daher Kinder nicht direkt davor stehen lassen, solange die Mikrowelle im Betrieb ist."

Mit dem rasanten Aufstieg des Mobilfunks hat auch die Zahl der Menschen zugenommen, die darin die Ursache für ihre körperlichen Beschwerden sehen. Viele Verbraucher beunruhigt laut Rolf Buschmann ein Sendemast in der Nachbarschaft stärker als die Elektrogeräte im eigenen Haushalt. Die Belastung durch solche Basisstationen sei aber sehr gering. "Die größte Belastung haben Sie, wenn Sie mit ihrem Handy telefonieren."

Der BfS-Standpunkt ist klar: Solange die Grenzwerte eingehalten werden, gibt es nach derzeitigem Stand der Wissenschaft nichts zu befürchten. Im Sinne der Vorsorge sollten Verbraucher ihr Handy aber so wenig wie möglich nutzen und wenn möglich zum Festnetztelefon mit Schnur greifen.

Wie der Mobilfunk und die Babyphones funken auch schnurlose DECT-Telefone im hochfrequenten Bereich. Hier gibt es ebenfalls keine Beweise für gesundheitliche Schädigungen. Dennoch haben manche Hersteller reagiert und bieten schnurlose Telefone mit so genanntem Eco-Mode an. Bei diesen Modellen lässt sich die Sendeleistung und damit auch die Strahlung reduzieren. (dpa/ajf)