Zuerst die gute Nachricht: Zusammen mit den Ingenieuren haben Informatiker immer noch die besten Gehaltsaussichten unter den Hochschulabsolventen. Dann die schlechte Nachricht: Die Wirtschaftskrise trifft vor allem die Einsteiger. Nicht nur, weil viele Unternehmen in Zeiten knapper Kassen nicht mehr bereit sind, in den Nachwuchs zu investieren und die wenigen offenen Stellen lieber mit Berufserfahrenen besetzen. Auch in Sachen Einstiegsgehalt bleibt der Spielraum begrenzt.
Wenig Spielraum beim Gehalt
Viele Firmen taxieren das Anfangsgehalt zwischen 38.000 und 42.000 Euro im Jahr. So wie das Softwarehaus Itemis aus Lünen, das aufgrund der schwierigen Situation seiner Kunden einen Teil der Mitarbeiter in die Kurzarbeit schicken musste und die Gehälter nicht erhöhen konnte. Selbst wenn IT-Firmen von der Flaute weniger betroffen sind, spüren die Berufsstarter die Auswirkungen, wie Tim Böger, Geschäftsführer der Hamburger Vergütungsberatung Personalmarkt, feststellt: "Die IT-Wirtschaft ist zwar bisher vergleichsweise unbeschadet durch die Krise gefahren. Auch die Gehälter haben sich leicht nach oben entwickelt. Die allgemeine wirtschaftliche Lage hat sich dagegen für Berufseinsteiger etwas negativer ausgewirkt, die Einstiegsgehälter sind kaum gestiegen."
Die aktuelle Gehaltsstudie von COMPUTERWOCHE und Personalmarkt, für die mehr als 14.000 Daten analysiert wurden, zeigt, dass Einstiegsgehälter von drei Faktoren abhängen: Tätigkeitsfeld, Firmengröße und Abschluss.
SAP-Berater sind am besten bezahlt
Tätigkeitsfeld: Unter den IT-Einsteigern werden SAP-Berater am besten bezahlt. In den ersten zwei Berufsjahren können sie mit durchschnittlich 45.000 Euro pro Jahr rechnen, Entwickler im SAP-Umfeld starten mit 42.000 Euro. Mit zunehmender Berufserfahrung steigt auch das Gehalt: Nach zwei bis fünf Jahren kommen SAP-Berater schon auf einen Jahresverdienst von 56.500 Euro, SAP-Entwickler auf 53.887 Euro. Neben dem SAP-Experten werden aber auch IT-Berater, Softwareentwickler und IT-Sicherheitsexperten beim Berufsstart gut entlohnt. Vor allem die IT-Berater können damit rechnen, dass ihr Gehalt rasant steigt. Nach zwei bis fünf Jahren verdienen sie schon 10.000 Euro mehr im Jahr. Traditionell schlechter schneiden dagegen die System- und Netzadministratoren sowie die Supportmitarbeiter ab, die 37.144 Euro beziehungsweise 35.500 Euro pro Jahr erwarten können.
Firmengröße: Große Unternehmen zahlen mehr als kleine und mittelständische Firmen. Das gilt auch für die IT-Branche. Allerdings sind die Unterschiede nicht mehr frappierend. Während ein Einsteiger in einem Betrieb mit weniger als 100 Mitarbeitern statistische 39.600 Euro erhält, legen große Unternehmen noch mal 6000 Euro im Jahr drauf.
Abschluss: Auch die Ausbildung beeinflusst das Gehalt. Ein Bachelor-Abschluss ist Firmen weniger wert als ein Diplom an der Fachhochschule oder an der Universität. So beginnen Bachelors mit 38.400 Euro im Jahr, während Diplominformatiker knapp 43.000 Euro erwarten können. Damit liegt der Diplominformatiker fast gleichauf mit dem Master-Absolventen (43.600 Euro). Eine Promotion honorieren Unternehmen mit durchschnittlich 54.000 Euro jährlich.
Was tun, wenn der Arbeitgeber weniger zahlen will?
Gehaltsverhandlungen enden nicht immer mit dem Vorstellungsgespräch, wie ein Bewerber erfahren musste. Als er seinen Arbeitsvertrag zugeschickt bekam, entdeckte er darin ein niedrigeres Gehalt als das, was im Vorstellungsgespräch vereinbart worden war.
Nun fragt er den Bewerbercoach Gerhard Winkler, wie er sich verhalten sollte. Winkler antwortet: "Rufen Sie an. Zeigen Sie sich höchst erfreut und danken Sie für die Zusendung des Vertrags. Verweisen Sie auf die Auffälligkeit, dass Sie im Gespräch eine andere Vergütung notiert hatten. Sagen Sie, dass Sie schlecht nachvollziehen können, wie man auf die andere Gehaltssumme gekommen ist: ,Könnten Sie mich darüber bitte aufklären? Falls man Sie ohne Erklärung abspeist und Sie zwingen will, die schlechtere Vergütung zu schlucken, dann geben Sie kund (zur Sicherheit zusätzlich per Mail), dass Sie angesichts der veränderten Situation um Bedenkzeit bitten, um den Vertrag zu prüfen.
Überlegen Sie vor Ihrem Anruf, ob Sie verhandlungsbereit sind. Stillschweigend vorgenommene Vertragsverschlechterungen zu akzeptieren ist riskant. Wenn ein Jobanbieter merkt, dass man mit Ihnen Schlitten fahren kann, lässt er es für Sie bis ans Ende Ihrer Arbeitstage heftig schneien."