Medienzentrale und "Lebensarchiv"

Einschneidende Änderungen bei Facebook

23.09.2011
Die Nutzer von Facebook können ihre "Freunde" künftig in Echtzeit wissen lassen, was sie gerade tun. Ist das der Auftakt zu einer neuen Datenschutz-Debatte?

Ob beim Kochen oder Joggen, Musik hören und Filme gucken: Facebook will sich noch tiefer im Leben seiner 750 Millionen Mitglieder verankern. Das Online-Netzwerk kündigte am Donnerstag auf seiner Entwicklerkonferenz f8 etliche neue Funktionen an, mit denen Nutzer mehr aus ihrem Alltag preisgeben können. Musik, Filme und Nachrichten spielen dabei eine zentrale Rolle. Mit den wohl größten Änderungen in seiner Geschichte beschwor das Unternehmen aus San Francisco allerdings sogleich Datenschutzbedenken herauf.

Wichtiger Bestandteil der vielen Neuerungen ist die Möglichkeit, Medieninhalte zu empfehlen. Nutzer sollen ihren Freunden zeigen können, welche Musik sie gerade hören, welche Filme sie schauen oder welche Artikel sie lesen. Dafür richtet das Unternehmen ein neues Tickerfenster ein, in dem Meldungen in Echtzeit einlaufen. Dutzende Musikdienste, Online-Videotheken und Websites von Medienunternehmen kooperieren mit Facebook, darunter bekannte Namen wie Spotify, Netflix und das "Wall Street Journal".

Zudem will Facebook seine Nutzer mit überarbeiteten Profilen enger an sich binden. Mitglieder können auf einer Zeitleiste ("Timeline") alle wichtige Dinge aus ihrem Leben in einem Magazin-artigen Layout zeigen. Das können Fotos sein oder die Orte, an denen sich sich oft aufhalten. Auch Kochbücher und Jogging-Tagebücher, die externe Firmen auf Facebook anbieten, lassen sich integrieren. "So erzählt man die ganze Geschichte seines Lebens auf einer einzigen Seite", sagte Facebook-Chef Mark Zuckerberg. "Spiegel Online" bezeichnete die Funktion als "Lebensarchiv". Eingeführt werden soll sie in den nächsten Wochen.

Facebook versprach, dass Nutzer die Kontrolle darüber behalten, was ihr Netzwerk über sie erfährt. Viele Beobachter äußerten dennoch Datenschutz-Bedenken, in ersten Reaktionen von Twitter-Nutzern war vom "Ende der Privatsphäre" die Rede.

Ob diese Kritik berechtigt sei, hänge stark von der Umsetzung der neuen Funktionen ab, sagte der Gartner-Analyst Michael Gartenberg der Nachrichtenagentur dpa. "Es ist noch zu früh, um das zu bewerten. Facebook hat mittlerweile gelernt, dass sie in diesem Bereich vorsichtig sein müssen." Entscheidend sei die Frage, ob das Unternehmen die Informationen standardmäßig veröffentliche oder die Nutzer erst zustimmen müssten.

Mit den angekündigten Neuerungen wolle sich Facebook noch tiefer im Leben der Nutzer verankern - etwa indem sie über ihre Freunde neue Inhalte entdecken, sagte Gartenberg. "Die Idee dahinter ist, dass die Nutzer mehr und mehr Zeit auf Facebook verbringen und dessen Dienste nutzen." Der amerikanische Journalismus-Dozent und Blogger Jeff Jarvis schrieb, Facebook erhöhe die Hürden, sich von der Plattform abzumelden: "Man verliert sein Leben."

Mit den Änderungen facht das Unternehmen die Konkurrenz zu Google+ weiter an - dessen Betreiber Google hatte seinen Gegenentwurf zu Facebook jüngst für alle Nutzer geöffnet (außer für zahlende Google-Apps-Kunden) und mehrere technische Neuerungen angekündigt.

Facebook stellt derzeit im Wochentakt Neuerungen vor. So hilft das Unternehmen seinen Mitgliedern seit kurzem, den Empfängerkreis von Informationen einzuschränken. Dafür erstellt die Software anhand der Profilinformationen automatisch Listen, etwa mit Kollegen, Verwandten oder Mitschülern. Nutzer können zudem öffentliche Einträge anderer Mitglieder abonnieren, ohne deren Facebook-Freund zu sein. Google+ bietet ähnliche Funktionen an.

Erst diese Woche hat Facebook Änderungen am zentralen Element seiner Website vorgenommen, dem Live Stream, in dem Nutzer alle Neuigkeiten aus ihrem Netzwerk sehen. Dies solle sicherstellen, dass dort auftauche, was man sehen wolle, erklärte Facebook. (dpa/tc)

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Welche Ängste bewegen IT-Professionals, wenn um den Einsatz von sozialen Medien im Geschäftsumfeld geht? Der „2011 Social Media Protection Flash Poll“ vom Symantec zeigt mit dieser Überblick welche Probleme die Firmen bewegen (Quelle: Symantec).
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Sicherheitsprobleme machen immer noch den größten Teil der Bedenken Unternehmen (und deren Mitarbeiter), wenn es um den Einsatz sogenannter Web-2.0-Techniken und soziale Medien im Unternehmen geht, wie eine Umfrage von Clearswift ergab. (Quelle: Clearswift).
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Interessante Aussagen zur Informationssicherheit in der Organisation, wobei sich diese Ergebnisse nur auf die befragten deutschen Firmen beziehen. (Quelle: Clearswift).
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Content-basierte Überprüfung am Web-Gateway: Durch das sogenannte Content Scanning können die Internet-Inhalte, die über das Gateway in die Firma mittels Richtlinien überprüft werden. Dabei kommt auch eine lexikalische Analyse zur Hilfe (Quelle: Clearswift)
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Die traditionellen Anbieter von Sicherheitslösungen sind sich der Gefahren bewusst und beginnen, entsprechende Ergänzungen anzubieten. Die hier zu sehende Bitdefender-Lösung ist dabei gut in die Sicherheitssuite des Herstellers integriert worden.
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Die Bitdefender-App im Einsatz auf dem Facebook-Account: Sie liefert eine aufgeräumte Sicht des Facebook-Accounts und prüft nicht nur die Links, sondern auch die personenbezogenen Daten und Einstellungen.
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Die Anwendung von Bitdefender steht nicht nur als Teil der Software-Suite sondern auch als Standalone-Lösung direkt auf Facebook zur Verfügung.
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Auch Hersteller F-Secure bietet mit ShareSafe eine spezielle Anwendung auf dem Markt, die direkt auf der Facebook-Plattform zur Verfügung steht – sie befindet sich allerdings noch im Beta-Stadium.
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Ist bei allen Sicherheitsanwendungen unter Facebook so, macht den Anwender aber zunächst doch nachdenklich: Er muss der Anwendung weitgehende Zugriffsrechte auf seine Daten einräumen, damit sie diese entsprechend überprüfen kann.
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Etwas verspielt und genau auf die Facebook-Zielgruppe ausgerichtet: Die Lösung von F-Secure will die Anwender dazu bringen, mittels eines Punktesystems nur sichere Links auszutauschen und zu posten.
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Unter dem Namen „Safe Web“ bietet die Sicherheitsfirma Symantec sowohl eine Standalone-Lösung zur Überprüfung der Reputation von Webseiten als auch diese Facebook-App an.
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Das Ergebnis eines Scans mit der Norton „Safe Web“-Anwendung: Um entsprechend performant zu sein, scannt sie nur die Links, die innerhalb der letzten 24 Stunden geteilt wurden. Diese Anwendung bietet auch eine Einstellung zum automatischen Scan.
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Wer den automatischen Scan der Norton-Anwendung ermöglichen will, muss der Anwendungen noch weitreichendere Zugriffe auf sein Profil erlauben.
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Ein Vorteil der Norton-Lösung: Die in den sozialen Netzen gern verkürzten Links werden automatisch in ihrer vollständiger Form dargestellt, was dem Anwender mehr Informationen über die entsprechende Webseite bietet.