Gründer

Eine gute Geschäftsidee reicht nicht aus

08.12.2010 von Frank Knobloch
Ohne Startkapital ist es schwer, ein eigenes Unternehmen auf den Weg zu bringen. Ein Gründer schildert seine Erfahrungen in vier wichtigen Phasen.

"Nichts auf der Welt ist so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist". Dieses Zitat von Victor Hugo steht vermutlich bei 95 Prozent aller deutschen Startups auf Folie eins der Präsentation, mit der sie für ihre Geschäftsidee nach Geld suchen. Aber so funktioniert es nicht. Auch wenn unsere Sprüche anders lauteten, zum Beispiel "Geht nicht, gibt`s nicht", war doch auch uns klar, dass eine Geschäftsidee allein nicht ausreicht. Hier vier Hinweise in Sachen Finanzierung.

1. Der Geschäftsplan:

Schreibe ihn für dich, aber so, dass auch Business Angels und Investoren ihn verstehen.

Jedem Firmenchef, auch dem eines IT-Unternehmens, ist klar, dass ein Geschäftsplan her muss - er ist das A und O. Aber eines sollte man sich gleich bewusst machen: Egal wie perfekt dieser Plan auch ist, er garantiert keinen Erfolg. Die zweite wichtige Regel in diesem Zusammenhang lautet: Den Geschäftsplan muss man so schreiben, dass andere ihn verstehen. Denn in erster Linie zwingt er dazu, alle Bereiche eines Unternehmens auszuleuchten, vor allem die, von denen man selbst wenig versteht. Business Angels können bei der Ausgestaltung einzelner Passagen unterstützen oder als Sparringspartner für die eigene Argumentationssicherheit zur Verfügung stehen. Weniger Hoffnung sollte man sich auf finanzielle Unterstützung machen - das war zumindest unsere Erfahrung.

Der Geschäftsplan für Sportics wurde im Jahr 2006 erstellt und bei zwei Wettbewerben ausgezeichnet. Nun sollte nichts mehr schiefgehen - dachten wir. Ein Business-Plan umfasst am besten zwischen 20 und 30 Seiten. Aber Vorsicht, denn jedem Experten kommt sein Bereich zu wenig detailliert vor. Der Finanzmensch bemängelt die zu kurz geratene Finanzplanung, der Vertriebsmensch die allzu knappe Darstellung der Vertriebsstrategien, der Ingenieur oder Informatiker die mangelnden Details der technischen Abhandlung, und der Organisationsmensch kritisiert, dass Strukturen und Personalstrategien mehr Seiten verdient hätten.

2. Die Suche nach Geldgebern:

Wer nicht dranbleibt, hat schon verloren.

2007 zogen wir mit dem fertigen Sportics-Fundament los und suchten Geld für die weitere Entwicklung. Wir haben abgeklappert, was wir abklappern konnten, und das würden wir jedem raten, auch wenn man dabei auf viel Zurückweisung stößt.

So zählten wir zu den auserwählten sechs Gründungswilligen, die 2007 auf dem Business Angel Parcours Hessen präsentieren durften. Es waren immerhin rund 100 Teilnehmer vor Ort. Wenig aufbauend war allerdings die Zusammensetzung: rund 40 Organisatoren, 40 Kapitalsuchende und 15 Berater. Die verbleibenden fünf Prozent sind bei solchen Veranstaltungen oft Anwälte und Steuerberater, die unter Umständen für ihre Kunden nach Investitionsmöglichkeiten oder für sich selbst nach Klienten Ausschau halten. Der einzige Investor auf dem hessischen Treffen kam aus dem Stahlgewerbe und wollte rund 25.000 Euro "in den Markt spülen", aber im Stahl- und Maschinenbau. Trotz dieser negativen Erfahrungen gilt: Wer nicht mitmacht, hat schon verloren.

Egal wo man Geld sucht und wie niederschmetternd die Ergebnisse sind: Das Training bezüglich der immer gleichen Fragen, die Reflexion der Reaktionen auf das eigene Vorhaben und die Festigung des eigenen Glaubens an die Sache sind es allemal wert.

Netzwerke
1. Lassen Sie sich von Kollegen empfehlen
Eine Empfehlung von Seiten Ihrer Kollegen und Geschäftspartner hebt nicht nur Ihre Stärken hervor sondern zeigt auch, dass Sie ein geschätzter Mitarbeiter sind. Als Führungskraft können Empfehlungen der Mitarbeiter zum Beispiel Ihre Führungsqualitäten unterstreichen. LinkedIn gibt Ihnen die Möglichkeit, ganz einfach andere Mitglieder in Form eines kurzen Texts auf dem Profil des jeweiligen Kontakts <b>weiterzuempfehlen</b>.
2. Schauen Sie nach, wo Menschen mit ähnlichen Qualifikationen arbeiten
Suchen Sie nach Unternehmen, die Personen mit ähnlichen Qualifikationen einstellen. Wenn Sie zum Beispiel ein Webentwickler in Hamburg sind, suchen Sie anhand der <b>Postleitzahlen und Stichwörter</b> (JavaScript, XHTML etc.) nach Personen mit LinkedIn Profilen in Ihrer Umgebung. Hieran können Sie sich orientieren und ein Gespür dafür entwickeln, welche Unternehmen ein Interesse an Personal haben, die Ihren Qualifikationen entsprechen.
3. Recherchieren Sie, wo die Angestellten eines Unternehmens vorher beschäftigt waren
Finden Sie heraus, wo Angestellte eines bestimmten Unternehmens vor ihrer jetzigen Stelle gearbeitet haben. Diese Informationen sind für Ihre Suche sehr hilfreich. Sie können so erfahren, auf welche Kriterien ein Unternehmen bei Neuanstellungen besonderen Wert legt. LinkedIn bietet hierfür eine <b>erweiterte Unternehmenssuche</b>. Auf den recherchierten Unternehmensprofilen können Sie den Werdegang der Angestellten nachverfolgen, bevor diese Ihre Arbeit bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber aufgenommen haben.<br /> Beispiel:<a target="_blank" href="http://www.linkedin.com/companies/1009/IBM?csrfToken=ajax%3A3353221444473669875">"Laufbahn von Mitarbeitern bei IBM vorher"</a>
4. Finden Sie heraus, wohin die Angestellten eines Unternehmens wechseln
Die LinkedIn Unternehmensprofile (<b>"Unternehmenssuche"</b>) geben Ihnen auch darüber Auskunft, für welchen Arbeitgeber die Angestellten als nächstes arbeiten, nachdem sie ein Unternehmen verlassen haben. Diese Informationen können Sie wiederum nutzen, um weitere potenzielle Arbeitgeber zu erschließen.<br /> Beispiel: <a target="_blank" href="http://www.linkedin.com/companies/1009/IBM?csrfToken=ajax%3A3353221444473669875">"Laufbahn von Mitarbeitern bei IBM nachher"</a>
5. Überprüfen Sie, ob ein Unternehmen momentan Arbeitskräfte einstellt
Unter der Rubrik <b>"Neue Mitarbeiter"</b> zeigen Ihnen die Unternehmensprofile auf LinkedIn Personen, die erst kürzlich eingestellt wurden. Mit diesen neuen Angestellten können Sie Kontakt aufnehmen und nach wertvollen Tipps fragen. Dazu können Sie den gesamten Werdegang einsehen und herausfinden, was sie für den Arbeitgeber so attraktiv gemacht hat.
6. Nehmen Sie Kontakt mit Personalentscheidern auf
Jobbörsen auf Online-Businessnetzwerken bieten Ihnen neue Kontaktmöglichkeiten. Achten Sie bei den Kontaktpersonen zu den ausgeschriebenen Stellen besonders auf diejenigen Kontakte, die nicht mehr als zwei Beziehungen von Ihnen entfernt sind. Ideal wäre, wenn Sie jemanden kennen, der diejenige Person kennt, welche das Jobangebot aufgegeben hat. Tipp: Weniger als <b>zwei Personen</b> sollten Sie bei einer direkten Ansprache nicht von dem zuständigen Personalleiter trennen. Weitere Unternehmen, zu denen Sie über Kontakte verfügen, finden Sie unter "Unternehmen in Ihrem Netzwerk" auf Ihrem LinkedIn <b>Stellenmarkt</b>.
7. Knüpfen Sie Kontakte mit dem richtigen Ansprechpartner für Personalfragen
Der beste Weg, um mit dem Personalleiter in Kontakt zu treten, führt über eine Person, die ihm <b>persönlich bekannt</b> ist. Verfügen Sie nicht über einen solchen Kontakt, können Sie LinkedIn dazu nutzen, jemanden innerhalb des Unternehmens zu finden, der für Sie den Kontakt herstellt. Erhält der Personalverantwortliche Ihre Bewerbung von einem seiner Kollegen, dann wird sie weitgehend auch beachtet.
8. Lüften Sie geheime Qualifikationsanforderungen
Stellenanzeigen sagen nicht immer alles darüber aus, welche Qualifikationen der Personalverantwortliche für eine bestimmte Stelle tatsächlich sucht. Versuchen Sie über <b>Kontakte innerhalb des Unternehmens</b> einen Einblick darüber zu erhalten, was wirklich für diesen Job zählt. Über LinkedIn können Sie mit Hilfe der <b>Unternehmenssuche</b> herausfinden, welche Beziehungen Sie innnerhalb Ihres Netzwerks mit dem Unternehmen verknüpfen. Fehlen Ihnen diese Kontakte, dann sehen Sie sich die Profile derjenigen an, die in diesem Unternehmen arbeiten und ziehen Sie hieraus Schlüsse, welche Qualifikationen besonders gefragt sind.
9. Steigen Sie bei Startups ein
Wenn Sie bei großen Unternehmen keinen Erfolg haben, ist es möglicherweise an der Zeit, es mit einem Startup zu probieren. Netzwerke wie LinkedIn erlauben eine <b>erweiterte Suche</b>, bei der Sie "Startup" als Stichwort eingeben können. Sie können die Suche im Weiteren auf bestimmte Branchen (Web 2.0, Biotechnologie, etc.) und Standorte einschränken.
10. Bauen Sie sich Ihr Netzwerk auf, bevor Sie es tatsächlich brauchen
Ein letzter Tipp: Abgesehen von der wirtschaftlichen Lage und dem Verlauf Ihrer Karriere stellt ein starkes Netzwerk immer eine gute Basis für die Sicherheit Ihres Jobs dar. Warten Sie mit dem Aufbau Ihres Netzwerks deshalb nicht, bis die Zeiten sich zum Schlechten wenden. Der Schlüssel zu erfolgreicher Netzwerkarbeit ist nicht die Antwort auf die Frage, wen Sie kennen, sondern vielmehr <b>wer kennt Sie</b>. Und weiterhin gilt: Verschwenden Sie keine Zeit damit, sich zu fragen, was bestimmte Personen für Sie tun können, sondern bedenken Sie immer, was Sie für Ihre Kontakte leisten können.

3. Venture Capital ist kein wirkliches Risikokapital.

Venture Capital (VC) mit Risikokapital zu übersetzen ist einer der größten Fehler moderner Sprachwissenschaft. VC scheut das Risiko genauso wie Banken. Es gibt nur einen Unterschied: Eine VC-Firma verlangt keine Sicherheiten und begnügt sich in der Regel mit Anteilen am Unternehmen. Banken können in der Gründungsphase helfen, allerdings nur, wenn man Sicherheiten hinterlegt.

Ansonsten ist der Gang zu Banken beschwerlich. Mit den VC-Unternehmen ist es ähnlich wie mit den Business Angels (BA). Ein wesentlicher Unterschied besteht darin, dass eine VC-Firma klar auf Investitionen orientiert ist, und zwar oft mit fremdem Geld, also nicht dem der VC-Mitarbeiter. Im Umfeld der Business Angels hingegen trifft man auch auf mögliche Unterstützer, die nicht investieren, sondern mit Rat und Tat zur Seite stehen. Wenn solche Leute doch investieren oder bürgen, dann mit ihrem eigenen Geld.

Die Entscheidung zwischen Venture Capital und Business Angel ist keine Frage der Phase, in der man sich befindet (Seed, Startup, Wachstum). Es geht eher um die Frage, welche Hilfen man benötigt und wie viel Geld. Einen VC-Manager interessiert in der Regel kein 200.000-Euro-Investment, wenn er üblicherweise Millionen oder manchmal sogar Milliarden bewegt. Einen Business Angel zu finden, der Millionen oder Milliarden aus seinem eigenen Vermögen einbringt, ist ebenfalls unwahrscheinlich.

4. Erste Erlöse:

Das Kernproblem eines jeden Startups

Unternehmen, die jahrelang von Venture Capitalists finanziert wurden, dann plötzlich Geld einnehmen und nicht nur ausgeben müssen, stehen meist vor einem existenziellen Problem - der Monetarisierung. Sie ist der wesentliche Punkt in einem Geschäftsmodell. Man kann und sollte sich als Startup nicht auf Venture-Kapitalisten verlassen, das kann schnell in den Ruin führen. Als Startup sollte man sich möglichst früh entscheiden, ob man weitere Finanzierungsrunden anschließen oder darauf vertrauen will, dass sich das Geschäftsmodell schon trägt. Sportics hat nach einem Jahr im Investmentmarkt für sich beschlossen, dass diese Lernphase reicht.

Sportics

Das Web-Portal Sportics hat sich zum Ziel gesetzt, Sportler mit den Mitteln der IT zu unterstützen. Der Kern des Geschäftsmodells ist eine Plattform, an die Sportcomputer, Pulsuhren, Ergometer und Fitness-Systeme für einen nahtlosen und automatisierten Datenfluss angebunden werden. Schon während des sportlichen Treibens lassen sich die Leistungsdaten in Echtzeit übertragen. Hierbei können die Nutzer live per Web oder auf dem Handy ihre Daten zur Kenntnis nehmen und sich dadurch motivieren lassen. Kein Sportler oder Trainer muss nun "irgendwie" die Daten zum PC oder ins Web schicken, denn sie stehen jederzeit und überall zur Verfügung.