Ein virtuelles Klassenzimmer für 70 Länder

16.09.2004
E-Learning-Aktivitäten gibt es in einem weltweit tätigen Konzern wie der Allianz bereits zahlreiche. Künftig soll die elektronische Weiterbildung über eine globale Plattform laufen, auf die alle Mitarbeiter zugreifen können.

240000 Mitarbeiter und Partner in 70 Ländern, 200 Unternehmenseinheiten und 17 verschiedene Sprachen, aber ein einziges System, das die elektronischen Weiterbildungsmöglichkeiten eröffnet. Der Versicherungskonzern Allianz hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesteckt, als er sich für eine weltweit einheitliche Lernplattform entschied. Über das Lern-Management-System des kalifornischen Herstellers Saba will der Versicherungskonzern seine Trainings- und Zertifizierungsmaßnahmen für neue Produkte abwickeln.

Gleicher Know-how-Stand für alle

Bisher sind fünf Pilotprojekte am Start, darunter eine globale Schulung des Unternehmensbereichs Marketing und vier regionale Kurse in Malaysia, Thailand, Irland und den Niederlanden. Ab kommenden Jahr sollen bis zu 20000 Mitarbeiter auf die Plattform zugreifen können. Wenn sich die Pilotprojekte bewähren, soll die Lernplattform binnen drei Jahren allen 2 400 000 Beschäftigten und Vertretern zur Verfügung stehen.

"Wir haben den strategischen Vorteil des unternehmensweiten Lernens erkannt", sagt Werner Waldner, E-Learning-Projekt-Manager beim Versicherungskonzern. "Der Fokus des Projekts liegt dabei auf der schnelleren Markteinführung neuer Produkte durch bessere Schulungen und auf der Erfüllung gesetzlicher Anforderungen an unsere Branche, also dem so genannten Compliance-Training."

Zu den gelungenen Beispielen für notwendige E-Learning-Kurse in juristischen Fragen gehören Kurse zum Thema Geldwäsche oder über den Sarbanes-Oxley-Act. Dieses amerikanische Gesetz, das es seit 2002 gibt, regelt das Thema Corporate Governance sowie die Veröffentlichungspflichten von Unternehmen, die an einer US-amerikanischen Börse notiert sind. Waldner: "Da die Allianz an der New Yorker Börse gehandelt wird, betrifft der Sarbanes-Oxley-Act Versicherungsmathematiker, Manager oder Controller. Ein gemeinsames Lerninstrument spart Kosten, und wir stellen sicher, dass alle Beteiligten denselben Kenntnisstand haben."

Auch wenn die Allianz auf eine einheitliche Lernplattform setzt, werden die bisher entwickelten E-Learning-Projekte weiter unterstützt, " wie dies finanziell und technisch sinnvoll erscheint", so Waldner. In Deutschland ist dies etwa das "Allianz Lern Forum", das die Versicherung für ihre Auszubildenden entwickelt hat und das bereits andere Unternehmen der Gruppe nutzen.

Lernplattform Ein Lern-Management-System (LMS), auch Lernplattform genannt, bildet den technischen Kern einer komplexen Web-basierenden E-Learning-Infrastruktur. Die auf einem Web-Server installierte Software unterstützt das Bereitstellen und die Nutzung von Lerninhalten und ermöglicht es, die Kurse und Nutzer zu verwalten. Über Kommunikationsmethoden wie Chat und Foren können die Teilnehmer gemeinsam arbeiten. Da die Lern-Management-Systeme Web-basierend sind, brauchen die Autoren wie auch die Teilnehmer eines Kurses nur eine Internet-Verbindung sowie einen gängigen Webbrowser.

Die neue Plattform steht auf Englisch, der Konzernsprache, und in 16 anderen Sprachen zur Verfügung. Weitere Sprachen werden je nach Bedarf integriert. Die Kurse können unabhängig von der Systemsprache auf die Plattform gestellt werden. Waldner und sein Münchner Team helfen, die Lerninhalten in den verschiedensten Sprachen zu entwickeln, darunter auch Thai und Koreanisch. Allianz Australia, wo das einheitliche Lernsystem im Pilotversuch getestet wurde, konnte so acht Millionen US-Dollar einsparen und dennoch das Kursangebot ausweiten. (am)