Mikro spart teure Kabel:

Ein Motorola 6800 als Liftboy

06.08.1976

Das Teuerste am Steuerungssystem moderner Hochhaus-Liftanlagen ist die Verkabelung. Immer noch werden dabei jedes Knöpfchen und jedes Lämpchen mit Einzeldrähten an die Steuerungszentrale angeschlossen, und das ist vor allem bei der nötigen Flexibilität und Robustheit des die Liftkabinen begleitenden Kabels eine recht kostenaufwendige Sache. Motorola will hier mit seinem Mikro 6800 jetzt gründlich Wandel bringen.

Das Unternehmen simuliert in seinen Genfer Laboratorien gegenwärtig ein Liftsystem mit drei Schächten und 16 Stockwerken zur Erprobung eines neuen Lift-Steuerungskonzepts, das grundsätzlich auf beliebig viele Schächte, Stockwerke und Variablen erweitert werden kann. Dabei wird an Bord jeder einzelnen Liftkabine ein Mikroprozessor installiert und die - bei Lifts bisher meist in Relaistechnik ausgeführte - Zentralsteuerung ebenfalls aus Mikros aufgebaut.

Mit dieser Konfiguration erspart man sich nun die für typische Bürogebäude bisher notwendigen 200 bis 300 Verbindungsdrähte, denn die Mikros in den Kabinen wandeln die eingetasteten Fahrbefehle in serielle Impulse um, die der Zentraleinheit über simple zweiadrige Kabel eingegeben werden. Zur Ansteuerung der einzelnen Stockwerks-Ruftasten genügt eine zehnadrige Verbindung (Bus), über die in Intervallen von 50 Mikrosekunden abgefragt wird, ob eine Taste gedrückt wurde.

Das Konzept der Motorola-Liftsteuerung ist aber noch weiter ausgelegt. Die Kabinen-Mikros kontrollieren auch die korrekte Funktion der Stockwerks-Anzeigelämpchen und die Türbetätigung, die Zentraleinheit entscheidet bei eingehenden Ruf-Impulsen, welche Kabine sie in das betreffende Stockwerk schicken soll. Dabei berücksichtigt sie nicht nur die Positionen aller Kabinen, sondern auch das Fahrprogramm, das sie gerade ausführen. So wird der Liftbetrieb möglichst rasch und ökonomisch abgewickelt.

Egon Schmidt ist freier Wissenschaftsjournalist