Grandseigneur der Informatik tot

Eike Jessen ist gestorben

25.03.2015 von Jan-Bernd Meyer
Die Anzeigen des Hochschulrats und des Deutschen Forschungsnetzes (DFN) zum Tod des emeritierten Ordinarius für Informatik an der Technischen Universität Münchens, Eike Jessen, beweisen die große Hochachtung, die die Wissenschaft einem der Ihren entgegenbringt.

Jessen, der als herausragender Vertreter seiner Zunft in die Hall of Fame der IT der COMPUTERWOCHE aufgenommen wurde, ist am 18. März 2015 gestorben.

Foto: Eike Jessen, TU MÜNCHEN

Geboren wurde der vielleicht letzte Universalist der deutschen Informatik und Sohn des von den Nazis ermordeten Wirtschaftswissenschaftlers Jens Jessen am 28. August 1933. In Berlin aufgewachsen, studierte Jessen ab 1954 Nachrichtentechnik an der Technischen Universität in Berlin-Charlottenburg. Weitere Stationen seiner Laufbahn waren die Mitarbeit in einem Forschungsteam, das sich der Echtzeitverarbeitung von Radarinformationen widmete. In seiner Doktorarbeit beschäftigte sich Jessen mit den technischen Möglichkeiten von Assoziativspeichern.

Die Hall of Fame der IT
Die wichtigsten deutschen IT-Persönlichkeiten
Seit 40 Jahren gibt es die COMPUTERWOCHE nun schon, und nicht viel älter ist der deutsche ITK-Markt insgesamt. Wir möchten die Gelegenheit nutzen, um die Persönlichkeiten zu ehren, die den Markt gestaltet und geprägt haben.
Andreas von Bechtolsheim
Mitgründer von Sun Microsystems im Jahre 1982 und 1998 einer der ersten Investoren bei Google – es gibt wohl keinen Deutschen, der erfolgreicher im Silicon Valley agierte, als der 1955 am Ammersee geborene Andreas von Bechtolsheim.
Heinz-Paul Bonn, GUS GROUP AG & CO. KG
Er kämpft für den deutschen IT-Mittelstand und die CeBIT wie kein anderer – und die rote Brille ist sein Markenzeichen. Heinz Paul Bonn zählt zu den bekanntesten Persönlichkeiten der deutschen IT-Szene.
Marco Börries, NUMBERFOUR AG
Der Deutsche, der Bill Gates die Stirn bot – das ist wohl die Schlagzeile, die hängen bleibt, wenn man an Börries denkt. Mit 16 Jahren gründete der Lüneburger nach einem offensichtlich sehr inspirierenden Besuch im Silicon Valley sein erstes Unternehmen Star Division.
Prof. Karl-Heinz Brandenburg, Fraunhofer-Institut für digitale Medientechnologie
Berühmt wurde der studierte Elektrotechniker und Mathematiker mit neuen Verfahren zum Komprimieren und Speichern von Musik. Das mp3-Format, entwickelt von Brandenburg und seinen Kollegen vom Fraunhofer-Institut für digitale Medientechnologie, ermöglichte es, eine ganze Musikbibliothek auf einem iPod zu speichern und in hervorragender Qualität abzuspeichern.
Prof. Manfred Broy, Software & Systems Engineering an der TU München
Lehrstuhlinhaber Software & Systems Engineering an der TU München. Forscht auf dem Gebiet der Modellierung und Entwicklung komplexer softwareintensiver Systeme. Veröffentlichte über 350 wissenschaftliche Publikationen. Gehört zu den meist zitierten Informatikern weltweit (G-Index) und ist hoch dekorierter Impulsgeber für Wissenschaft und Praxis.
Prof. Ernst Denert
Leidenschaft Software-Engineering: Ernst Denert hat eine klare Botschaft für junge Leute, die da lautet: „Informatik studieren!“ Zu diesem Zweck hat er nach seiner langen Karriere als Mitgründer und Geschäftsführer des Softwarehauses SD&M die „Ernst-Denert-Stiftung für Software-Engineering“ ins Leben gerufen. Die IT durchdringe alle Bereiche von Wirtschaft und Gesellschaft, argumentiert Denert, mit ihr steht und fällt der gesamte Standort Deutschland.
Ulrich Dietz, GFT Technologies AG
Messebesucher fragten sich in den vergangenen Jahren ja immer mal wieder: „Muss ich eigentlich noch auf die CeBIT?“ Seit drei Jahren ist diese Frage beantwortet: Definitiv ja! Ein Besuch der größten IT-Messe der Welt hat nämlich seit dieser Zeit ein Publikumsmagnet, das man keinesfalls versäumen sollte: Die Halle 16. Dort findet eine Leistungsschau der besonderen Art statt: CODE_n. In einem aufwändigen internationalen Wettbewerb zeigen junge Entrepreneure, wie innovativ und begeisternd IT sein kann. Das beweist sich an den Lösungen ebenso wie an dem Hallenkonzept, das übliches Messedesign auf kreative Weise sprengt.
Ralph Dommermuth, 1&1 Internet AG
Mit einer einfachen Idee startete er durch, und sie wurde die Grundlage zu seinem Milliardenvermögen. Dommermuth hatte schon sehr früh erkannt, dass die vielen kleinen Softwarehäuser Marketing-Unterstützung benötigen, dass jedes Unternehmen irgendwie vor sich her werkelte, aber nirgends sichtbar war. 1988 gründete er gemeinsam mit einem Partner die 1&1 EDV Marketing GmbH.
Eberhard Färber
1970 gründete er mit seinem Bruder, Professor Georg Färber, die PCS Computersysteme GmbH. 16 Jahre später übernahm Mannesmann-Kienzle diesen Unix-Pionier mit 300 Mitarbeitern. 1988 schloss sich die nächste, noch erfolgreichere Gründung an, diesmal tat sich Eberhard Färber mit dem Physiker Hans Strack-Zimmermann zusammen.
Prof. Georg Färber, TU München Forte
Zusammen mit seinem Bruder Eberhard gründete Georg Färber 1969 die Firma PCS und entwickelte die CADMUS-Workstation, die lange Zeit die einzige europäische Alternative zu den amerikanischen Geräten war und 1985 den Elektronik-Innovationspreis erhielt. Mit seinen Forschungsarbeiten auf den Gebieten der Prozessrechner und der Realzeit-Computersysteme, der autonomen Roboter sowie der kognitiven Fahrzeuge erzielte er weltweit beachtete Ergebnisse.
Dr. Michael Gorriz, Daimler AG
Einer der bekanntesten und einflussreichsten IT-Bosse des Landes. Als sich Daimler 2007 von Chrysler trennte, war die Entflechtung der IT eine der wichtigsten Aufgaben von Gorriz. Der promovierte Physiker ist seit Januar 2008 Chief Information Officer (CIO) von Daimler und Leiter des Bereichs Information Technology Management.
Prof. Peter Grünberg, Forschungszentrum Jülich GmbH
Ohne die Grundlagenforschung von Peter Andreas Grünberg gäbe es keine Festplatten mit riesigem Speichervermögen. 2007 wurde ihm gemeinsam mit Albert Fert der Nobelpreis in Physik verliehen. Erforscht haben die beiden Wissenschaftler unabhängig voneinander den GMR-Effekt (Giant Magneto Resistance).
Lars Hinrichs, XING-Gründer
Schneller als Zuckerberg: Wer erinnert sich noch an openBC? Richtig: „Open Business Club“ hieß das Social Network, bevor Lars Hinrichs & Co. es in Xing umtauften. Hinrichs kam mit OpenBC 2003 heraus – ein Jahr, bevor ein gewisser Mark Zuckerberg das studentisch geprägte Social Network Facebook ins Leben rief.
Dietmar Hopp, Mitbegründer von SAP
Nachdem die Walldorfer SAP AG 1988 an die Börse gegangen war, übernahm Dietmar Hopp den Vorstandsvorsitz. Er kümmerte sich in erster Linie um die kaufmännische Führung des Unternehmens und blieb lieber im Hintergrund, während sein Kollege Hasso Plattner die Technik verantwortete.
Dr. Rainer Janßen, Muich Re
Keine Frage, er zählt zu den interessantesten Persönlichkeiten in der CIO-Szene. Als IT- und Prozessstratege ist er seit bald 20 Jahren im Amt. 2008 ehrte ihn die COMPUTERWOCHE und unsere Schwesterpublikation CIO Magazin als „CIO des Jahres“, weil er die IT-Umgebung seines Arbeitgebers, des Rückversicherungskonzern Munich RE, konsequent standardisiert und modernisiert - und dabei nie seinen Humor und seine Eloquenz verloren hat.
Prof. Eike Jessen, TU München
Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre baute Eike Jessen Europas schnellsten Computer – den TR 440. Er gehörte zur ersten Generation von kommerziellen Systemen, die es ermöglichten, dass die Rechenleistung eines großen Computers von vielen Benutzern zeitgleich und ohne Wartezeiten genutzt werden konnte.
Prof. Dr. Henning Kagermann, Acatech - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften e.V.
SAP-CEO, Kanzlerin-Einflüsterer und Innovationstreiber – Henning Kagermann gestaltet seit über 20 Jahren die deutsche IT-Landschaft maßgeblich mit. Insgesamt elf Jahre leitete Henning Kagermann die SAP, Deutschlands einziger IT-Konzern von weltweiter Bedeutung, und führte sie in das Service-orientierte Zeitalter. Heute arbeitet er als Chef der Wissenschaftsakademie Acatech daran, den Standort Deutschland auf eine digitalisierte und vernetzte Weltwirtschaft vorzubereiten. In dieser Rolle konnte er das Vertrauen der Bundeskanzlerin Angela Merkel als Ratgeber für IT-Standortfrage gewinnen. Kagermann hat in seinem Berufsleben zwei bedeutende Einschnitte erlebt.
Prof. Dieter Kempf, Datev / Bitkom
Seit 2011 steht Dieter Kempf als Präsident des Bitkom dem größten Interessensverband der hiesigen IT- und Telekommunikations-Branche vor. In dieser Funktion setzt sich der 1953 in München geborene Manager aktiv für eine strategische IKT-Politik ein. Es geht ihm dabei vor allem um die richtigen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.
Dr. Norbert Kleinjohann
Als Konzern-CIO von Siemens hat Norbert Kleinjohann die IT des DAX-Riesen auf den Prüfstand gestellt und schließlich radikal umgebaut - technisch und methodisch. Kleinjohann begann seine berufliche Laufbahn 1982 bei Mannesmann als Systemanalytiker und Applikationsentwickler. Nach verschiedenen Funktionen und Stationen innerhalb des Unternehmens wured der Mathematiker und Physiker 1998 CIO bei Mannesmann Dematic.
Dr. Winfried Materna, Materna GmbH
Der "Bill Gates von Dortmund": Gemeinsam mit seinem Partner Helmut an de Meulen gründete Winfried Materna 1980 den IT-Dienstleister Materna GmbH in Dortmund. Heute beschäftigt das Unternehmen in ganz Europa rund 1400 Mitarbeiter bei einem Umsatz von knapp 160 Millionen Euro. Damit gehört der „Bill Gates von Dortmund“, wie er einmal anlässlich einer Ehrung bezeichnet wurde, zu den großen Arbeitgebern im Westfälischen. Unter anderem brachte ihm das 2001 den „Staatspreis NRW“ ein.
Peter Meier, Metaio
Gemeinsam mit seinem Compagnon Thomas Alt gehört Peter Meier zu den Pionieren der Augmented Reality (AR) und ihr Münchner Unternehmen Metaio mit 120 Mitarbeitern zu den weltweit führenden Softwarehäusern auf diesem Gebiet. Damit nicht genug: Sie haben über 100 Patentanmeldungen rund um AR, und rund 80.000 professionelle Anwender arbeiten mit ihren Lösungen, dabei erstellten sie 1000 Apps, mit denen sie mittlerweile 30 Millionen Nutzer erreichen.
Michael Neff, RWE IT GmbH
Zieht bei RWE als CIO die Fäden der IT. Drei große Unternehmen buhlten um den erfolgreichen IT-Manager, der 2005 „CIO des Jahres“ wurde – damals noch bei Heidelberger Druckmaschinen. Der 1954 geborene Mathematiker und Informatiker beginnt seine Karriere 1986 beim Chemie- und Pharmaunternehmen Hoechst (heute Sanofi) und wird 1994 CIO bei der Hoechst Marion Roussel AG. Sechs Jahre später wechselt Neff als IT-Chef zum Hersteller Heidelberger Druckmaschinen.
Prof. Georg Nemetschek, Nemetschek Stiftung
Auch so ein Pionier. Als einer der ersten in der Baubranche setzt Georg Nemetschek Ende der 60er Jahre Computer in der Konstruktion und Planung von Bauwerken ein.
Dr. Klaus Neugebauer, Neugebauer Family Office
Noch vor SAP gründete Klaus Neugebauer 1971 gemeinsam mit Gerhard Heldmann und Peter Schnupp eines der ersten und erfolgreichsten Softwarehäuser Deutschlands. Und der Beginn liest sich wie eine klassische Silicon-Valley-Gründung. Die drei Doktoren der Wirtschafts- und Naturwissenschaften bastelten in einem Ein-Zimmer-Appartement an einem sogenannten Programm-Entwicklungs-Terminalsystem, das den Entwicklern die Arbeit erleichtern sollte.
Johannes Nill, AVM Computersysteme Vertriebs GmbH
Mit seiner unorthodoxen und pragmatischen Art Probleme zu lösen, und dennoch in der hartumkämpften Branche Telekommunikation einer der erfolgreichsten zu sein, ist der heute 57-Jahre alte Nill weit über die ITK-Industrie bekannt geworden. So entwickelt der Berliner Informatiker mit seinem mittelständischen Unternehmen AVM (Audiovisuelles Marketing) die Hard- und Software seiner Produkte für den Breitbandzugang selbst und lässt zudem noch hierzulande fertigen. Auch Wachstum um jeden Preis scheint ihn weniger zu interessieren als Produkte, die die technikbegeisterte Kundschaft oft staunen lassen.
Dr. Peter Pagé
Er galt als genialer Entwickler und selbstbewusster Verkäufer – damit ließ sich eines der traditionsreichsten und größten deutschen Softwarehäuser eine Zeitlang gut führen. Zusammen mit Peter Schnell und Tilo Strickstrock baute der studierte Elektrotechniker das Softwareunternehmen Software AG in Darmstadt auf.
Prof. Dr. Arnold Picot
Er ist ein Jury-Mitglied der ersten Stunde im Wettbewerb „CIO des Jahres“, und obwohl Betriebswirt kennt er sich mit den IT-Chefs, ihren Problemen und auch die der Branche bestens aus. Der 70jährige Professor ist Vorsitzender des renommierten Münchner Kreises – jener gemeinnützigen, übernationalen Vereinigung an der Nahtstelle von Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Medien, die sich engagiert mit Fragen der Technologie, der Gesellschaft, der Ökonomie und der Regulierung im Bereich von Informations- und Kommunikationstechniken (IKT)sowie der Medien beschäftigt.
Prof. Dr. Hasso Plattner, Mitbegründer von SAP
Er ist der Grand Seigneur der deutschen IT-Szene. Kaum eine andere Persönlichkeit hat die hiesige IT-Branche mehr beeinflusst als der SAP-Mitbegründer Hasso Plattner. 1972 hob er gemeinsam mit Dietmar Hopp, Claus Wellenreuther, Hans-Werner Hector und Klaus Tschira SAP aus der Taufe, die die Ex-IBM-Mitarbeiter in den darauf folgenden Jahrzehnten zum größten europäischen Softwarekonzern formten. Plattners Faible ist die Softwareentwicklung. Bis 2003 hielt er als Vorstand die Fäden in der Hand, die letzten Jahre gemeinsam mit seinem Co-Vorstandssprecher Henning Kagermann.
Klaus Plönzke, Plönzke Holding AG
Einmal Unternehmer – immer Unternehmer. Plönzke gehört zu den sehr erfolgreichen IT-Gründern der ersten Stunde. 1969 verabschiedete er sich von seinem Angestellendasein bei IBM und gründete das "EDV-Studio Plönzke", das in den darauffolgenden Jahren zu einem der bedeutendsten Beratungshäuser in der Republik wurde. Beim Verkauf im Jahr 1995 an CSC beschäftigte das hessische Unternehmen rund 4000 Mitarbeiter. Fünf Jahre später stieg Plönzke dann ganz aus.
Prof. Michael Rotert, eco Verband der Deutschen Internetwirtschaft e.V.
Am 3. August 1984 um 10.14 MEZ empfing Michael Rotert unter seiner Adresse „rotert@germany“ die erste Internet-E-Mail in Deutschland, eine Grußbotschaft von Laura Breeden („breeden@csnet-sh.arpa“) an der amerikanischen Plattform CSNET aus Cambridge (Massachusetts) zur elektronischen Kommunikation von Wissenschaftlern, die einen Tag zuvor abgeschickt worden war: „Wilkomen in CSNET! Michael, This is your official welcome to CSNET.“ Ein Jahr darauf errichtete Rotert an der TH Karlsruhe den ersten Internet-Anschluss einer deutschen Hochschule.
Stephan Schambach, Demandware
Stephan Schambach gilt als E-Commerce-Visionär und hat früh die kommerziellen Chancen des Internets erkannt. Er entwickelte 1995 die erste Standardsoftware für den Online-Handel. Damit konnten Händler und Hersteller erstmals ihre Produkte und Dienstleistungen im Internet verkaufen.
Prof. August-Wilhelm Scheer, Universität Saarbrücken
Nimmermüder Wissenschaftler mit Praxisbezug: Hat über 20 Professoren ausgebildet und die Gründung von mehr als 20 Firmen aus der Forschung unterstützt. IT made in Germany ist sein großes Anliegen.
Dr. Peter Schnell, Software AG Stiftung
Mit der Erfindung des Datenbanksystems Adabas durch Peter Schnell und dessen erfolgreicher kommerzieller Installation ab 1971 erhielt die Entwicklung der Datenverarbeitung einen wichtigen Schub. Dieses System wurde in den nächsten Jahren ein durchschlagender Erfolg. Schnell konnte sich bald rühmen, dass viele der weltweit führenden Unternehmen mit seiner Datenbanktechnologie arbeiteten.
Klaus Straub, BMW Group
2006 wurde er CIO des Jahres, fünf Jahre später sogar CIO der Dekade, die höchste Auszeichnung, die einem IT-Chef in der deutschen IT-Szene zuteil wurde. Der damalige Audi-CIO Straub, der 2012 dann zum Konkurrenten BMW wechselte, wurde vor allem für vier Qualitäten ausgezeichnet, die ihre Gültigkeit bis heute nicht verloren haben.
Karl-Heinz Streibich, Software AG
Sanierer und Visionär: Karl-Heinz Streibich, Vorstandsvorsitzender der Software AG, hat ein Anliegen - Deutschland als Industriestandort soll sich bewusst werden, welche zentrale Rolle die Digitalisierung für den künftigen wirtschaftlichen Erfolg spielt. Dafür legt sich der umtriebige Softwareunternehmer mächtig ins Zeug.
Dr. Klaus Tschira, Mitbegründer von SAP
Zusammen mit Hans-Werner Hector, Dietmar Hopp, Hasso Plattner und Claus Wellenreuther gehörte er zu den Gründern von Europas größtem Softwarehaus – der SAP AG in Walldorf.
Herbert Vogel, Itelligence AG
Mit der Gründung der S&P Consult im Jahr 1989 hatte Herbert Vogel den richtigen Riecher. Nachdem der studierte Elektrotechniker zuvor zwei Jahre lang als freiberuflicher Unternehmensberater unterwegs war, legte er gemeinsam mit seinem Partner Wolfgang Schmidt den Grundstein für einen der erfolgreichsten hiesigen SAP-Partner, der heute unter dem Namen Itelligence AG firmiert. Vogel ist seit 2001 Vorstandsvorsitzender des Unternehmens. Unter seiner Leitung hat der SAP-Dienstleister in den zurückliegenden Jahren – auch durch eine geschickte Fusions- und Übernahmestrategie – ein rasantes Wachstum hingelegt.
Prof. Wolfgang Wahlster, Saarland University
Der 61-Jährige zählt zu den profiliertesten Forschern über Künstliche Intelligenz und Computerlinguistik. Wahlster war 29 Jahre alt, als er auf einen Lehrstuhl für Informatik an der Universität des Saarlandes berufen wurde. Nach Studium der Informatik und Theoretischen Linguistik sowie Promotion in Informatik mit der Note „summa cum laude“ an der Universität Hamburg zog es ihn nach Saarbrücken.
Prof. Niklaus Wirth
Niklaus Wirth ist der einzige deutschsprachige Empfänger des Turing-Awards (der nach Alan Turing benannte A. M. Turing Award wird jährlich von der Association for Computing Machinery ACM an Personen verliehen, die sich besonders um die Entwicklung der Informatik verdient gemacht haben. Er gilt als höchste Auszeichnung in der Informatik, vergleichbar dem Nobelpreis). Ausgezeichnet wurde Wirth 1984 für seine bahnbrechende Arbeit über strukturierte Programmierung und die Entwicklung einflussreicher Software wie PASCAL, Modula und Oberon.
Hans Zehetmaier, MSG Systeme AG
Zu Dritt begannen sie 1980 in Landshut mit ihrem Beratungsgeschäft – Herbert Enzbrenner, Pius Pflügler und Hans Zehetmaier. Davor arbeiteten sie als Werkstudenten bei IBM, und der IT-Riese wollte und konnte sie nicht übernehmen. Also beschloss man, den Weg in die Selbständigkeit zu gehen.

Ein Meilenstein seiner Vita war die Tätigkeit bei AEG Telefunken in Konstanz. Dort trieb er federführend die Entwicklung des seinerzeit schnellsten Großrechners, des TR440, voran. Das vom Bund hälftig finanzierte Vorhaben kann man füglich als - heute würde man sagen - Leuchtturmprojekt bezeichnen. Der TR440 war damals der schnellste Time-Sharing-Großrechner Europas. Zum Vergleich: Seine Taktfrequenz betrug sensationelle 16 MHz. Herausragende Eigenschaft des Boliden: Er dürfte einer, wenn nicht der erste Rechner gewesen sein, den man mit einer Maus bedienen konnte.

1972 wechselte Jessen als Professor an die Universität Hamburg. Dort baute er einen Lehrstuhl für Rechnerarchitektur auf. 1983 führte ihn seine Laufbahn an die Technische Universität München. Dort konzentrierte sich Jessen auf die Fortführung der Systemanalyse und Modellierung von einzelnen Rechensystemen.

Im weiteren aber fokussierte er sich auf den Aufbau des DFN und die Entwicklung von Rechnernetzen, verteilten Systemen und Grids. 1984 wurde das DFN als Verein und als großes BMBF-Verbundprojekt gegründet. Dessen Vorstandsmitglied im Gründungsvorstand war Jessen von 1984 bis 1990. Von 1988 bis 1990 fungierte er als Vorstandsvorsitzender.

Eike Jessen wurde 1993 für seine Verdienste für die deutsche Informatik das Bundesverdienstkreuz am Band verliehen. Als zweiter Vizepräsident der TU München (1994-1996) konzipierte er den ersten Hochschulentwicklungsplan mit einem Schwerpunkt auf Auslandsbeziehungen. 1997 bis 2005 übernahm er erneut den Vorsitz des DFN. In dieser Zeit erhielt er 2004 von der Gesellschaft für Informatik e.V. (GI), deren Gründungsvorstand er war, die Auszeichnung "Fellow der GI" für seine wissenschaftlichen Verdienste und ehrenamtlichen Tätigkeiten im langjährigen Engagement für das deutsche Forschungsnetz und das deutsche Wissenschaftsnetz. (jm)