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EDV-Englisch zum Mitreden Computervokabeln kurzweilig verpackt und text-intern präsentiert

03.04.1981

3. Kapitel: Was ist was - und which is which?

Worum es geht: "Wissen ist Macht, Nichtwissen macht nichts" lautet der Resignationswitz über die höhere Bildung - eine ungute Halbwahrheit, die im EDV-Bereich kaum zutrifft. Hier gilt der Spruch, wonach eine klare Übersicht immer von Vorteil ist, wenn sie einem auch kaum zur Macht verhilft. Wer die Gelegenheit hat, ein Rechenzentrum zu besuchen, sollte sich den instruktiven Rundgang nicht entgehen lassen, selbst wenn die optische Gleichförmigkeit der Maschinengehäuse den erwartungsfrohen Laien enttäuschen mag. Wichtig ist, daß man ein paar Unterscheidungsbegriffe lernt, von denen auch außerhalb der datentechnischen Schaltzentralen immer die Rede ist.

Aber Computer gibt es nicht nur im Rechenzentrum, seit Jahren wirken unsichtbare elektronische Heinzelmännchen im Haushalt mit, bestücken Hobby-Utensilien und moderne Autos: Das Intelligenz-Konfetti, Mikroprozessoren genannt, steckt im Detail der Zivilisationsgerätschaft.

Zur EDV gehört die Programmierung wie die Note zum Klavier. Darum sind Software-Fragen ein unerschöpfliches Diskussionsthema, und jedes Expertengespräch, das bei der Hardware beginnt, landet spätestens im dritten Satz bei Betriebssystemen und Applikationen, obschon der Rechner auch als "Ding an sich" viel bietet - technologisch betrachtet.

Die Begriffe Hardware und Software eignen sich zwar gut für eine dialektische Polarisierung, für die Computerpraxis (for all practical purposes) spielen konstruierte Zwiespälte indes keine Rolle. Denn: Die beiden fundamentalen Teilaspekte der EDV sind nur in der funktionalen Einheit ihrer Wirkungsweisen relevant.

Lektion im Rechenzentrum . . .

Um in das Wissensgebiet der EDV einzudringen, bedarf es einer lockeren Laune, eines aufgeschlossenen Geistes und einer molligen Strickweste (wegen der bei größeren Maschinen notwendigen Kühl-Klimatisierung). Etwas Konzentration sollte man mitbringen - technische Neugier kann nicht schaden. Das Befragen der Experten erscheint nützlich, wenn auch zuweilen frustrierend, dann nämlich, wenn die Erklärung mehr Verwirrnis bringt als die ursprüngliche Ungewißheit. Dieser Fall tritt meist beim sogenannten etymologischen Erhellungsversuch ein, der in der Zwangsvorstellung gipfelt, man brauche nur hinter den Sinn der Wörter zu steigen, die Entschlüsselung sei dann vorprogrammiert. So einfach gibt die Informatik ihre Betriebsgeheimnisse nicht preis; sie fordert Kenntnis und Erkenntnis von Zusammenhängen.

Die in der elektronischen Datenverarbeitung verwendeten Fachtermini sind manchmal sprachlich transparent, manchmal nicht; das trifft sowohl auf die deutschen als auch auf die englischen Ausdrücke zu. Warum die Hardware Hardware heißt, begreift man angesichts der metallenen Gehäuse. Was jedoch ist an der Software "soft"? Man müßte die Datentrager-Platten, Disketten, Bänder (and, oh yes, there are still some punched cards around) wohl lange Zeit kneten, um sie ordentlich weich zu machen. Im Ernst: "soft" ist hier eine Art Wortspiel ohne tiefere Bedeutung, es steht als Abgrenzung zu "hard". Eines Tages kam dann die Innenkurve der Entwicklung: Man ging dazu über, gewisse Software-Elemente - die Mikroprogramme - wieder zu verhärten also elektronisch zu materialisieren und zu verdrahten. Daraus wurde sprachlich die "Firmware" (firm = fest), ein Zwitter aus der klassichen Hardware und den Programmen.

Überhaupt: Das "ware" - Suffix hat es den Neusprachlern des Info-Gewerbes angetan: Sie verwenden es allenthalben.

Es klingt so funktionstüchtig, so Mangement-like. Der Duft der großen weiten Welt breitet sich aus. Wer der Aufforderung wie "Schicken Sie mit ein paar Experten sowie Unterrichtsmaterial für mein Bedienungspersonal" zu treudeutsch und bieder findet, kann die entsprechenden Substantive gegen "Brainware ", "Teachware" und "Humanware" austauschen.

Kann. Muß aber nicht. Denn allzu verquere Verbalrülpser wirken selbst in einem Rechenzentrum lächerlich- und dort ist man einiges gewöhnt.

Gewöhnt ist man im Rechenzentrum (RZ) vor allem an Besucher, die einzeln oder Gruppen, PR-Chef führenderweise vorneweg, in den Hades der Hardware einmarschieren, um zu sehen, wie's läuft. Der Brauch stammt aus der Zeit, als das Computer Center (wenn sie "centre" lesen, dann haben Sie es mit der britisch-englischen Wortvariante zu tun) als Vitrine des unternehmerischen Fortschritts fungierte und das Firmenprestige am Kaliber der "central processing unit" (spricht sich abgekürzt "ssi-pi-ju" aus) abzulesen war. Heute weiß man: Die computergestützte Organisation ist nicht für den Menschen geschaffen, sondern für dessen Abwesenheit. Im RZ gibt es weiß Gott nichts Dramatisches zu bestaunen. Gleichwohl kommen die Seh-Leute. Und seit die Arbeitszeit ins Gleiten geriert, finden sie stets einen Operator vom Dienst, der beschreiben kann, which is which.

Ungefähr so: Hier vorne links, das ist die CPU mit dem memory und der control unit. Nein, hier handelt es sich nicht um eine versenkbare Reiseschreibmaschine, sondern um das control panel, die Konsole zur manuellen Eingabe und zur Steuerung. Oben in der Frontplatte: das display. Wie bitte? Fernseher? Ich würde sagen: Sichtschirm oder Bildschirm - oder einfach Display, großgeschrieben, dann ist's eingedeutscht. Die Tagesschau auf diesem Schirm komponiert sich aus den Informationen, die in den Data Files und in den Programmen stecken.

Rechts an der Wand entlang stehen die tape units - Bandstationen. Die Bänder rotieren hinter den Glasscheiben. Im Moment rotiert nichts, weil wir gerade mit disks arbeiten, mit Magnetplatten. Ohne diese Batterie von gasherdgroßen Kommoden kommt kein respektables Rechenzentrum aus, denn man kann viele Milliarden Bytes in so einer Einheit speichern - many billions of bytes. Indeed, I said "billions", because a "billion", in America, is equal to our "Milliarde". But be careful! In Britain, a billion is a "Billion" - one million millions, same as in Germany. Staunen Sie bitte mit über den seltenen Fall, wo in England etwas tausendmal größer ist als in den Vereinigten Staaten.

Nein, meine Dame, in jene Schlitze dort schieben wir keine Verbesserungsvorschläge (was wollen Sie hier noch verbessern?), da kommen die Disketten rein, die floppy disks, kleine Platten samt Umschlag, auch das gibt es. Eine ausgewachsene disk verhält sich zu einer floppy wie eine LP zur Single. Sonst noch Fragen?

. . . but edp begins at home

Der datentechnisch aufgeklärte Zeitgenosse vermutet natürlich in einem Rechenzentrum kiloweise die vielzitierten MPUs - microprocessing units, Mikroprozessoren. Er vermutet richtig. Nur: Die programmierbaren Kleinstrechner geben optisch nicht viel her. Außerdem braucht man nicht erst den Doppelboden einer kommerziellen elektronischen Schaltzentrale zu erklimmen, um sich von den leistungsgewaltigen Logik-Scheibchen beeindrucken zu lassen; die sind heute ohnehin in jedem Haushalt vertreten - wo man sie ebenfalls nicht sieht.

Ein Mikroprozessor sieht aus wie die Sparversion eines platten Tausendfüßlers - but it is the arithmetic and logic heart of a computer, usually all on one tiny silicon chip, also auf einem kleinen Silikon-Chip.

Hier ein Aufklärungswort zu "Chip", einem Begriff von wahrhaft ökumenischer Bedeutung im Freiraum des technischen Fortschritts: Man kann ihn fast synonym für "Mikroelektronik"-verwenden, vorausgesetzt man läßt sich nicht durch ein handelsübliches Universallexikon verunsichern, denn darin steht garantiert unter Punkt 1 "Spielmarke beim Roulette", unter Punkt 2 "in Fett gebratene Kartoffelscheibchen, die zu Getränken geknabbert werden", und erst unter der 3. Bedeutung finden Sie, wenn Sie Glück haben und ein wirklich neues Buch, den Chip als das, wofür ihm die erste Stelle gebührt: als das wundertätige Schaltelement der modernen Elektronik. (Kaum zu glauben, aber im großen sechsbändigen Duden, der 1980 komplett vorlag, gibt es Chips nur als Spielgeld oder Pommes frites!)

Wo liegt nun der Unterschied zwischen einem Mikroprozessor und einem Mikrocomputer? - Er liegt in der Erweiterung.

Man nehme ein MPU, dazu einen "memory chip", der die Befehle für eine Anwendung speichert, verbinde das Ganze mit einem "communication chip", damit der Kontakt zur Außenwelt (zum "environment") hergestellt ist - und es entsteht der Mikrocomputer. Manche Fachleute reden gern vom "computer-on-the-chip", das klingt "highly sophisticated" - also ziemlich hochgestochen. Übrigens existiert außer "MPU" noch eine andere elegante Abkürzung für den Mikroprozessor: " SYMBOL 109 \f "Symbol"°P". Über das griechische " SYMBOL 109 \f "Symbol"°" (My) vor dem Prozessor-"P" ärgern sich die Sekretärinnen, weil sie dafür ein altgermanisches kleines "u" tippen und einen handgemalten Aufstrich anbringen müssen (der allerdings in den meisten Fällen unterbleibt).

Zurück zur Mikroelektronik im trauten Heim, wo es vor Liliputcomputern wimmelt. Sie bevölkern nicht nur die Video-Spielvorrichtung am Fernseher und den illegitimen Taschenrechner im Schulranzen des Filius - sie stecken auch in der Spiegelreflex-Kamera (where a built-in computer automatically calculates the perfect exposure), in der Digitaluhr, im Tastentelefon - und im neuen Mikrowellen-Herd.

Gerade diese Küchen-Zentraleinneit der MPUs sehr augenfällig; Früher rüstete man die Herde mit simplen Zeitschaltern aus. Dem Kalbsbraten wurden soundsoviel Minuten Schmor-Hitze zuerkannt - dann - klack! - war der Ofen aus. The MPU replaces the buttons and knobs with an electronic keyboard and digital display that provides precise timing accuracy to cook anythink. Jetzt kann ein solches Super-Barbecue richtig programmiert werden, um eine Serie von kulinarischen Nützlichkeiten durchzuführen; jetzt wird schön langsam entfrostet, auf Temperaturanpassung geachtet, das Garen überwacht, das Anbrennen verhindert. Waschmaschinen bieten eine vergleichbare Ablauf-Mimik - edp begins at home.

Wo ist in diesem Kontext eigentlich die Software zu suchen? Antwort: Die Einzweck-Mikros kommen ohne sie aus, meistens. Einige Futurologen behaupten sogar, die Software der Zukunft könne in die Hardware integriert werden, doch dies ist eine reichlich unrealistische Prognose.

Immerhin gibt es zu diesem Thema (Anmerkung: in der EDV-Sprache heißt es niemals "Thema" sondern stets "Problem") - also es gibt zu diesem Problem interessante akademische Diskussionen. Die Argumente sind aktuell: Das in der nächsten COMPUTERWOCHE nachfolgende Rübezahl-Märchen (stark verfremdet und für den Computergebrauch umgepfriemelt) enthüllt die kontroversen Standpunkte.

... und das sind die englischen Schlüsselwörter im Text:

1. Hardware: Hardware, Maschinenausrüstung; software - Software; punched card - Lochkarte; firmware - Firmware; computer center - Rechenzentrum (RZ); central processing unit (cpu) - Zentraleinheit (ZE); display - Sichtschirm, Bildschirm, Display; data file - Datei; tape unit - Magnetbandeinheit; disk - Diskette.

2. Silicon - Silikon; chip - Chip; microprocessor unit - Mikroprozessor; memory - Speicher; communication - Kommunikation, Informationsübertragung; environment - Umfeld, Außenwelt, Rahmenbedingungen; keyboard - Tastatur; digital display - Ziffernanzeige; edp - EDV.

3. Real time - Echtzeit, Realzeit; operational - betriebsfähig, ausführbar; to perforate - lochen; Input data - Eingangsdaten; operating system - Betriebssystem; online - Online; solid state - Festkörper; integrated circuit (IC) - integrierter Schaltkreis; bubble memory - Blasenspeicher; Josephson superconductors - Josephson Schaltkreistechnologie; software maintenance - Software-Wartung; remote access - Fernzugriff.