COMPUTERWOCHE-Konferenz ECM 2012

ECM - der Nutzen liegt in den Prozessen

22.04.2012 von Uwe Küll
Mehr Daten, mehr Informationen und ein schnellstmöglicher Zugriff: Die Anforderungen an das Enterprise-Content-Management wachsen und damit auch die Aufgaben für IT-Abteilungen in den Unternehmen.
"ECM ist komplex - und in der Cloud wird es nicht einfacher", Guido Schmitz, Pentadoc AG.
Foto: Joachim Wendler

"ECM ist komplex - und in der Cloud wird es nicht einfacher", sagte Guido Schmitz, Vorstand Marketing und Vertrieb der Pentadoc AG, in seiner Keynote auf der COMPUTERWOCHE-Konferenz ECM 2012. Die Frage nach dem Bezugsmodell sei bei der Evaluierung von Tools nur eine von vielen. Für eine erfolgreiche ECM-Implementierung gilt laut Schmitz vielmehr die Faustregel: "Erst das Konzept, dann die Tools."

Akten am laufenden Meter

Wie Firmen diese Regel befolgen können, ohne sich in der Konzeptphase zu verzetteln, zeigte das Beispiel von Stephan Lichtner, Leiter des Center of Competence ECM/BPM beim ADAC. Beim Umzug in die neue Zentrale ging es darum, schnell zu greifbaren Ergebnissen zu kommen. Lichtner und sein Team schafften es, innerhalb von sieben Monaten 30.000 laufende Meter Aktenordner um 90 Prozent zu reduzieren. Sie führten die elektronische Akte ein und senkten damit nicht nur den Platzbedarf im Neubau. Beim ADAC wurde gleichzeitig der Grundstein für das neue Arbeitsplatzkonzept "FlexOffice" gelegt. Das Beispiel des Automobilclubs macht deutlich, wie ECM-Lösungen ganze Unternehmensprozesse transformieren könen.

Christoph Pliete, Vorstandsvorsitzender der d.velop AG, definiert ECM denn auch "gern als "Enterprise-Change-Management". In seinem Impulsreferat zum Thema Mobile ECM: "APPsolut sinnvoll oder schnell abgeAPPt?", forderte er, ECM müsse einfacher werden. Nur eine ECM-Anwendung mit breiter Akzeptanz unter den Mitarbeitern eines Unternehmens könne langfristig erfolgreich sein. Daher sei aus seiner Sicht die Entwicklung von Apps auf Basis einer stabilen Cloud-Infrastruktur ein zentraler Trend in der Entwicklung von ECM.

Allerdings steckt das Thema ECM aus der Cloud nach allgemeiner Einschätzung vieler Konferenzteilnehmer noch im Pionierstadium. Bei anderen Themen wie der automatischen Posteingangs- und E-Mail-Verarbeitung liegt der Fall ganz anders, versichert Rainer Czech, Vertriebsleiter Deutschland bei Anydoc Software: "Es geht heute nicht mehr um das Ob, sondern um das Wie, Wo und Wann."

Tools für Wissens-Management
Ein "klassischer" Zettelkasten auf dem Desktop
Mit der auf Java basierenden Software "Zkn3" steht eine Lösung zur Verfügung, die den Aufbau von Literatur- und Textsammlungen ermöglicht.
Unabhängigkeit von der Plattform durch Java
"Zkn3" kann problemlos auch auf Mac OS X zum Einsatz kommen.
Nicht unbedingt WYSIWYG
Aber nach der Eingabe der Daten als reiner Text werden diese dann auch entsprechend der Auszeichnung auf dem Bildschirm dargestellt.
Ein Zettelkasten mit vielen Möglichkeiten
Bei der freien Software "Synapsen" kann der Anwender schon bei der Installation die entsprechende Unterstützung für seine Textverarbeitung installieren.
Der "Synapsen"-Zettelkasten im Einsatz
Die Oberfläche der Software ist nicht mehr ganz auf dem Stand moderner GUIs, wie man sie heute in der Regel auf den Windows-Systemen findet.
Auch hier ist es möglich, über Plattformen hinweg zu arbeiten
"Synapsen" arbeitet dank Java ebenfalls problemlos mit Mac OS X zusammen.
Notizzettel, die überall zur Verfügung stehen
Diese Idee steckt hinter "Evernote und wird durch die Verfügbarkeit auf vielen Systemen und mit Hilfe der Abspeicherung im Web ermöglicht.
Wichtiger Vorgang, wenn das Wissen "up to date" bleiben soll
Evernote muss synchronisieren, damit sich die Daten auf einem einheitlichen Stand befinden.
Die Notizen und anderen Daten stehen auch mobil zur Verfügung
Die freie App von Evernote ermöglicht den Zugriff von Android, iOS und Windows Phone 7 auf das gesammelte Wissen.
Auch Microsoft hat ein gutes Tool für das Wissensmanagement im Angebot
OneNote gehört ebenfalls zur Office-Familie, ist aber vielen Anwendern nicht so geläufig wie Microsoft Word oder Excel.
OneNote kann auch Online und in der Cloud zum Einsatz kommen
Dazu braucht es aber kein Office 365, da eine OneNote WebApp auch für Microsofts Onedrive zur Verfügung steht).
OneNote im mobilen Zugriff
Nachdem es zunächst nur eine App für iOS und Windows Phone gab, stellt Microsoft auch Android-App zur Verfügung, die regelmäßig Updates erfährt.
Zu Beginn sicherlich etwas gewöhnungsbedürftig
Die freie Software Freemind bietet dem Anwender alle Möglichkeiten des Mindmappings, verlangt aber eine gewisse Einarbeitungszeit
Die in der Basisversion kostenfreie Software von Mindmeister
Sie ermöglicht die Arbeit mit Mindmaps in der Cloud und erlaubt auch das Teilen der Mindmaps mit Kollegen auf diesem Weg.
So ist ein Arbeiten bei jeder Gelegenheit möglich
Die MindMeister-Software wird auch als App für Android oder iOS angeboten und kann dann auf die gleichen Dateien zugreifen, die von der Online- oder Desktop-Version der Software erstellt wurden.
Schnell, klein und einfach
Mit der Wiki-Software Notebook2 können Anwender problemlos eigene Wikis auch auf USB-Sticks anlegen und verwenden.
Einfaches Editieren mit wenig Besonderheiten
Das Prinzip der einfachen Verwaltung "virtueller Zettel", die dann verknüpft sind, wird bei Notebook2 sehr konsequent umgesetzt.
Wiki-Prinzip mit ganz moderner Oberfläche
Die Software lexiCan4 wurde mit dem aktuellen Ribbon-Konzept der Office-Anwendungen ausgestattet und sollte so für die meisten Anwender leicht zu bedienen sein.
Ein neues Wissensgebiet ist schnell angelegt
Wer mit Word umgehen kann und schon mal ein Wiki gesehen hat, wird in der Regel auch mit lexiCan4 schnell eigene Wissensgebiete anlegen und entsprechend gliedern können.

Brücke zwischen IT und Business

In den engagiert geführten Diskussionen kamen immer wieder die unterschiedlichen Vorstellungen von ECM in IT- und Fachabteilungen zur Sprache. Wie sich an dieser Stelle eine Brücke zum beiderseitigen Vorteil schlagen lässt, zeigte Jürgen Renfer, Abteilungsleiter IT der Kommunalen Unfallversicherung Bayern. ECM funktioniere als Bindeglied zwischen elektronischem Datenaustausch und etablierten Fachverfahren in der Versicherung so, dass sich sogar die gemeinhin eher papieraffinen Juristen für die Lösung begeistern ließen. Vor allem der Nutzen für die Geschäftsprozesse habe sich als Schlüssel zum Erfolg erwiesen.

Erst denken, dann sammeln

Dass das Enterprise-Content-Management neben technischen auch rechtliche Facetten mit sich bringt, rief Rechtsanwalt Wolfgang Hackenberg seinen Zuhörern in Erinnerung. Daten aus sozialen Netzen im ECM-System zu erfassen und zu nutzen ziehe schließlich auch rechtliche Konsequenzen nach sich. Der Anwalt empfahl dringend, sich vor dem Sammeln von Daten konkrete Gedanken über ihre Verwendung zu machen. Andernfalls sei ein Schaden für das Unternehmen wahrscheinlicher als der erhoffte Nutzen. (ba)

"E-Mail macht dumm, krank und arm"

Einen ganz eigenen Ansatz zum Thema E-Mail-Management präsentierte die österreichische Unternehmerin und Autorin Anitra Eggler. Unter dem Titel "Wege aus der E-Mail-Flut - Wie wir unser Kommunikationsverhalten ändern müssen, damit IT unsere Produktivität wieder steigert, statt stört", behauptet sie: E-Mail macht dumm, krank und arm. Um die Risiken und Nebenwirkungen von elektronischer Post einzudämmen, rät die "Digital-Therapeutin" unter anderem, den Arbeitstag offline zu beginnen, feste Öffnungszeiten für den Mail-Account einzuführen und beim Versenden von E-Mails den Verteiler so klein wie möglich zu halten, denn "Wer E-Mails sät, wird E-Mails ernten." www.anitra-eggler.com