Ebay wächst und nimmt Medikamente ins Angebot auf

22.07.2004

Das Online-Auktionshaus Ebay konnte Umsatz und Gewinn im zweiten Quartal 2004 erneut kräftig steigern. Obwohl das Unternehmen die Erwartungen der Analysten übertraf und seine Ergebnisprognose für das Gesamtjahr weiter heraufsetzte, ging der Aktienkurs nach Vorlage der Zahlen um mehr als fünf Prozent zurück.

Ähnlich wie bei Yahoo (Computerwoche.de berichtete) vermissen die Anleger offenbar auch bei Ebay die Wachstumsdynamik, die bereits in der hohen Bewertung der Aktie eingepreist ist. So kletterten zwar die Einnahmen mit 773 Millionen Dollar gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 52 Prozent, gegenüber dem vorangegangenen ersten Quartal betrug das Wachstum aber nur 2,3 Prozent. Aus Sicht der Anleger ist auch der Nettogewinn eine Enttäuschung: Mit 190,4 Millionen Dollar oder 28 Cent je Aktie konnte Ebay seinen Überschuss im Jahresvergleich (91,9 Millionen Dollar) mehr als verdoppeln. Das Unternehmen schnitt damit aber um knapp zehn Millionen Dollar schwächer ab, als im Anfangsquartal 2004 (Computerwoche.de berichtete).

Finanzchef Rajiv Dutta musste einräumen, dass Ebay mit zunehmender Größe deutlich sensibler für saisonale Effekte geworden ist: "Die starken Quartale werden noch stärker", erklärte Dutta in einem Interview, während das Wachstum in den Sommermonaten moderat sei. Ebay-Chefin Meg Whitman zeigte sich mit den Zahlen dennoch zufrieden. Für das Gesamtjahr 2004 rechnen die Kalifornier mit Einnahmen von bis zu 3,19 Milliarden Dollar – 30 Millionen Dollar mehr als in ihrer früheren Prognose. Der Pro-forma-Gewinn je Aktie soll nun bis zu 1,14 Dollar betragen, das sind vier Cent mehr als bisher angenommen. Die Analysten waren bislang im Schnitt jedoch schon von einem bereinigten Gewinn von 1,18 Cent pro Anteil bei 3,21 Milliarden Dollar Umsatz ausgegangen.

Mit einem Zuwachs um 32 Prozent auf 319 Millionen Dollar erzielte Ebay einen Großteil seiner Auktionserlöse in den USA. Im internationalen Geschäft kletterten die mit Versteigerungen erwirtschafteten Einnahmen um 76 Prozent auf 273 Millionen Dollar. Der Ende 2002 übernommene Payment-Dienstleister Paypal steigerte seinen Umsatz um 60 Prozent auf 159 Millionen Dollar.

Das Unternehmen ist eifrig dabei, durch Übernahmen neues Wachstumspotenzial in China und Indien zu erschließen. Außerdem steigt der Konzern nun in das Geschäft mit dem Online-Verkauf von Medikamenten ein, der in Deutschland seit Jahresbeginn freigegeben ist. Um Apothekern den Einstieg in den Online-Handel zu erleichtern, hat das Auktionshaus bereits eine neue Unterkategorie "Medikamente" eingeführt. Zugelassen sind dabei nur deutsche Apotheken, Konkurrenten wie die niederländische Versandapotheke DocMorris bleiben außen vor. (mb)